Basel Spektakel mit stillen Momenten

Die Oberbadische
Foto: zVg/Lindsay West Foto: Die Oberbadische

Blue Man Group begeistert Basler Publikum / 90-minütige Show sorgt für frenetischen Beifall

Drei stumme, haarlose und blaue Männer entern derzeit allabendlich die Bühne im Musical Theater Basel – und die Besucher brechen in Begeisterungsstürme aus, noch ehe die Akteure überhaupt etwas getan haben: Die Blue Man Group, die von kleinen New Yorker Off-Broadway-Bühnen aus zum internationalen Publikumsmagneten avanciert ist, gastiert in Basel.

Von Adrian Steineck

Basel. Ihre Darbietung verknüpft Elemente aus Stummfilm-Slapstick, Rockkonzert und Clownerie mit modernster Technik – und lässt bei allem Spektakel auch Raum für stille, poetische Momente.

Es befinden sich „Ehrengäste“ im Publikum. Zumindest behauptet dies die Texteinblendung auf den Monitoren zu beiden Seiten der Bühne. Doch weder der Olympia-Gewinner von 1978 noch die Besucherin, die eigentlich keine besonderen Eigenschaften, aber dafür Kopfschmerzen hat, lassen sich auch nach der eingeblendeten Bitte zum Aufstehen ausfindig machen. Und doch recken viele der Besucher die Köpfe auf der Suche nach den Angesprochenen – in Basel nicht anders als in Berlin, wo das blaue Ensemble seit dem Jahr 2007 eine feste Spielstätte hat.

Künstler beziehen Publikum ein

Diese Scherze vor Beginn der eigentlichen Show nehmen ein wesentliches Merkmal eines Abends mit der Blue Man Group vorweg: Die Künstler auf der Bühne beziehen immer wieder das Publikum mit ein. So etwa, als 20 Minuten nach Beginn das Geschehen auf der Bühne durch einen schrillen Alarmton und die Einblendung „Late Arrivers“ (Spätankömmlinge) unterbrochen und die Betreffenden von Scheinwerfern angestrahlt und in Großaufnahme auf einem der Monitore gezeigt werden.

Das Treiben auf der Bühne ist rasant: Die drei Blue Men machen Musik auf Röhren und Trommeln, fangen Marshmallows mit dem Mund oder spucken Farbe auf Leinwände. Was bei der bloßen Nacherzählung albern klingen mag, ist doch zu keinem Zeitpunkt niveaulos, dafür gehen die Akteure, die sich nicht voneinander unterscheiden lassen und kaum Mimik besitzen, zu versiert und leidenschaftlich an ihre Sache. Es erinnert an Stummfilmkomiker wie Buster Keaton, den „Mann, der niemals lachte“, wenn die Bühnenkünstler auch absurdeste Ereignisse mit einem leichten Schulterzucken kommentieren.

Unterstützt werden die drei blauen Männer, die mit Gummiglatzen und fetthaltiger blauer Schminke ausstaffiert sind, von einer vierköpfigen Band, die passend zum wilden Treiben ebenfalls unkonventionell besetzt ist: Die beiden Schlagzeuger und der Bassist werden durch einen E-Zither-Spieler ergänzt. Alle vier beherrschen alle Positionen, sodass auch schon einmal die Bandbesetzung untereinander durchwechselt.

Es gibt auch subtile und stille Momente

Die Blue Man Group, die im Jahr 1987 von einer Gruppe junger New Yorker Performance-Künstler gegründet wurde, hat sich ihre eigene kreative Nische geschaffen, bei der verschiedene Elemente zu einem funktionierenden Ganzen zusammengefügt werden. Bei allem Getöse und allen Lichteffekten gibt es auch subtile, stille Momente, etwa als die drei blauen Männer eine junge Frau aus dem Publikum zu sich holen und dann minutenlang nur schweigend mit ihr am Tisch sitzen, was allein schon für Heiterkeit sorgt. Natürlich entwickelt sich das dann zu viert eingenommene Mahl recht unkonventionell, wobei auch deutlich wird, warum die Besucher in den ersten Reihen zu ihrem Schutz kostenlos Regencapes erhalten haben. Insgesamt gibt es derzeit fünf feste Shows in amerikanischen Städten und in Berlin sowie je eine Tour-Formation in den USA und Europa. In Basel machte die Gruppe bereits im Jahr Winter 2008/2009 Station. Auch das derzeitige Gastspiel kommt bestens an, wie der frenetische Beifall nach 90 pausenlosen Minuten zeigt.

Die Blue Man Group gastiert heute, 19.30 Uhr, sowie am Samstag, 16 und 19.30 Uhr, und Sonntag, 14 und 17.30 Uhr, im Musical Theater Basel, Feldbergstraße 151. Näheres gibt es im Internet unter www.musical.ch/de/bluemangroup.

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