Basel Stadtkino: Geister, Grusel, Gänsehaut

Adrian Steineck
Mit dem klassischen Gespenst im Bettlaken spielt der US-amerikanische Film „A Ghost Story“ von 2017. Die Filmreihe „Spooktober“ bringt im Stadtkino Basel Gruselgestalten vom koreanischen Horror bis zum Stummfilmklassiker auf die Leinwand. Foto:  

Das Programmkino am Basler Theaterplatz widmet sich zur beginnenden dunklen Jahreszeit wieder dem Gruselfilm. Unter dem Motto „Spooktober“ stehen bis Mitte November die Geister im Mittelpunkt – sowohl auf der Leinwand als auch im Kinosaal.

Das Spektrum reicht von dem laut Rolling Stone-Magazin„gruseligsten Film aller Zeiten“ („The Exorcist“) bis hin zu einem familienfreundlichen Geist wie „Casper“ aus dem gleichnamigen Streifen von 1995, vom Stummfilm mit Live-Musikbegleitung bis zum Kultmusical „The Rocky Horror Picture Show“ von 1975.

Das Kino als Partykeller

Letzteres war bereits im vergangenen Jahr im Stadtkino zu sehen, als die erste Ausgabe des „Spooktober“ für wohlige Gänsehaut im Kinosaal sorgte. Die skurrile Adaption des Bühnenmusicals um das bieder-bürgerliche Pärchen Brad und Janet und den transsylvanischen Wissenschaftler und Transvestiten Dr. Frank’n’Furter avancierte zum Kultfilm, bei dem das Verkleiden, das „Antworten“ auf Dialogpassagen und das Einsetzen von Requisiten wie Konfetti oder Wasserpistolen für die Zuschauer zum festen Ritual gehören. Auch im Stadtkino Basel mit seinen 99 Plätzen sorgte das Grusical für einen ausverkauften Saal und Party-Stimmung. Keine Frage also, dass „The Rocky Horror Picture Show“ rasch gesetzt war, als es an das Zusammenstellen des neuen „Spooktober“-Programms ging.

Neuentdeckungen

Für dieses zeichnet erneut Katja Morand, Film-Kuratorin und Mitarbeiterin des Stadtkinos, verantwortlich. Bei der Auswahl war es ihr wichtig, Geister in vielen Formen und Farben zu präsentieren, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gibt Filme aus dem Arthaus-Segment wie den auf einer mexikanischen Legende basierenden „La Llorona“ von 2019 oder „A Ghost Story“ von 2017. Dieser Film des US-amerikanischen Regisseurs David Lowery wurde von Kritikern als „spirituelle Erfahrung“ bezeichnet und beschäftigt sich mit einem verstorbenen Mann, der als Geist zu seiner Frau zurückkehrt, um sie zu trösten. „Das ist ein Film, der sich auf abstrakte Weise mit dem Thema Geister auseinandersetzt und bei dem man nicht sicher sein kann, ob es sich bei dem Geist in Wahrheit um Wunschdenken oder Einbildung handelt“, legt Katja Morand dar.

Klassiker des Grusel-Genres

Neben neueren Filmen, die es zu entdecken gilt, stehen Klassiker des Horror-Genres auf dem Programm. Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street“ bescherte dem Publikum 1984 die erste Begegnung mit dem ikonisch gewordenen Killer Fred „Freddy“ Krueger (Markenzeichen: Schlapphut, Ringelpullover und Krallenhandschuh). Mit „The Exorcist“ steht ein weiterer Klassiker des Horror-Genres auf dem Programm: Der Film um das von einem Dämonen besessene Mädchen Regan geriet 1973 zum Sensationserfolg. Berichtet wurde damals unter anderem von Zuschauern, die ohnmächtig geworden seien. Das Magazin Rolling Stone kürte den Streifen gar zum „gruseligsten Film aller Zeiten“.

Ist dieser Nimbus etwas, was einem Film wie „The Exorcist“ eher schadet? Heutige Teenager, die auf einen schnellen Nervenkitzel aus sind, könnten vom langsamen Aufbau des atmosphärisch ungeheuer dichten Films von 1973 vielleicht im ersten Moment enttäuscht sein. „Letzten Endes ist es immer subjektiv, was jemand als gruselig empfindet“, sagt Katja Morand, selbst eine leidenschaftliche Liebhaberin des Horror-Genres. „The Exorcist“ sei auch heute noch eine intensive Erfahrung, zumal im dunklen Kinosaal und gemeinsam mit anderen Besuchern.

Spuk abseits der Leinwand

Apropos Kinosaal: Auch in diesem soll es spuken, zumindest während einer Aufführung des Schockers „Paranormal Activity“ (2007). „Es wird Grusel-Improvisationen des Zombie Walks Basel geben“, sagt Morand. Mehr wolle sie aber nicht verraten. Diese Aufführung sei ein „Experiment“.

Mit „The Rocky Horror Picture Show“ (1975) wird ein Kult-Musical gezeigt. Foto: Twentieth Century Fox Film Corporation

Bewährt ist ein Abend, bei dem ein Stummfilm mit Livemusik begleitet wird. In diesem Fall sind es zwei frühe Verfilmungen von Geschichten des Grusel-Meisters Edgar Allan Poe, die von der Sängerin und Live-Elektronikerin Iokoi und der Harfenistin und Sängerin Linda Vogel vertont werden. Als weitere Sonderveranstaltung gibt es im Anschluss an eine Vorführung von „The Sixth Sense“ eine Diskussion mit dem Geisterjäger Thomas Frei vom Verein GhostHunters Schweiz.

Mit der ersten Ausgabe der Reihe „Spooktober“ sei es gelungen, für das Stadtkino neue Zuschauerschichten zu erschließen. Ein weiterer Grund für die Neuauflage ist die Jahreszeit, sagt Katja Morand: „Es ist für mich selbst ein Genuss, im Herbst Gruselfilme anzuschauen. Besonders schön ist es, diese Filme gemeinsam in der Gruppe zu feiern.“

Die Reihe „Spooktober“ läuft vom 1. Oktober bis 15. November im Stadtkino Basel, Klostergasse 5. Alle Filme werden im Original mit Untertiteln gezeigt. Das vollständige Programm mit allen Sonderveranstaltungen gibt es im Internet: www.stadtkino.ch.

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