Basel Stillstand gibt es nicht

Die Oberbadische
Neue Installationsansicht im Museum Tinguely Foto: Daniel Spehr Foto: Die Oberbadische

Museum: Blick hinter die Restaurierungskulissen im Museum Tinguely

Basel. Das Museum Tinguely gewährt im Rahmen der neuen Sammlungspräsentation einen Blick hinter die Kulissen: Im neuen Restaurierungs-Schauatelier können Besucher miterleben, wie das Überleben der ratternden Kunstmaschinen gesichert wird.

„Stillstand gibt es nicht!“, lautete der Titel der Sammlungspräsentation im Museum Tinguely aus dem Jahr 2018. Im aktuellen Jubiläumsjahr zum 25-jährigen Bestehen des Museums lautet das Motto der wiederum erneuerten Präsentation „le Définitif – c’est le Provisoire“. Beide Titel beschreiben das Wesen von Tinguelys Werk sehr gut. Das stets in Bewegung gehaltene Provisorium zollt aber auch seinen Tribut, was die Konservierung der Werke angeht. Der Restaurator Jean Marc Gaillard und seine Mitarbeiterin Chantal Willi haben alle Hände voll zu tun – zumal sie nicht nur die museumseigenen Werke in Schuss halten, sondern auch Tinguely-Maschinen aus anderen Museen und Privatsammlungen.

Der gelernte Dekorateur Tinguely war ein von künstlerisch innovativen Ideen sprühender Experimentator, bei dem das ewige Überleben seiner Werke nicht immer im Vordergrund stand. Das ist vor allem in seinem Frühwerk ersichtlich. Später hatte er mit Seppi Imhof einen gelernten Schlosser als Assistenten und Mann für alles an seiner Seite, der mit dem Schweißbrenner umzugehen wusste.

Die stetigen Rotationen, das Rütteln und Schütteln seiner Maschinen sorgen aber zusammen mit den verwendeten, zum Teil fragilen Fundobjekten dafür, dass es zu Verschleißerscheinungen kommt: Keilriemen reißen, Elektromotoren brennen durch, aufgehängte oder angepappte Spielfiguren oder Staubwedel zerbrechen und so weiter.

Aktuell arbeitet das Restauratoren-Duo an der 1961 entstandenen kinetischen Hängeinstallation „Ballet des Pauvres“. Von einer stählernen Deckplatte hängen die verschiedensten, nicht für die Ewigkeit bestimmten Alltagsobjekte herunter. Unterröcke, Teddybären, Kochgeschirr und dergleichen mehr werden, von Motoren angetrieben, zu einem wilden Luft-Ballett durchgerüttelt.

Aktuell ist diese Installation im Schauatelier in seine Einzelteile zerlegt. Für Restauratorin Chantal Willi ist die Arbeit an diesem Werk mit viel Gefühl für das Experimentieren und nicht zuletzt mit der Auseinandersetzung mit Grundsatzfragen verbunden. Sie muss stets im Einzelfall abwägen, wie lange und wie weit sich Einzelteile reparieren lassen und wann ein Stück ausgetauscht werden muss. „Die Abnützung ist ja auch Teil des Werks“, sagt sie. Diese Abnutzungserscheinungen sollen auch bei restaurierten Werken möglichst sichtbar bleiben. Bei den gestalterischen Teilen ist das nicht einfach, weil die allermeisten Objekte, die Tinguely einst irgendwo aufgelesen und in die Werke integriert hatte, kaum oder gar nicht mehr aufzutreiben sind. Willi zeigt auf eine alte verbeulte Gugelhupf-Form, die an der Stelle ihrer Aufhängung durchgerissen ist.

Etwas einfacher ist das bei Befestigungsteilen wie Schrauben, Rollen und Drähten. Hier können die Restauratorin und der Restaurator auf einen Fundus von alten, zum Teil verrosteten Schrauben und sonstigen Werkstücken zurückgreifen, den sie mit viel Sammelleidenschaft stetig nachfüllen.

Auch hier gelten also die Prinzipien „Stillstand gibt es nicht!“ und „le Définitif – c’est le Provisoire“.

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