Basel Teilen statt wegwerfen

Denis Bozbag
In der Schweiz landen jedes Jahr 2,3 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll. Foto: Archiv

Fair-Teiler: Foodsharing-Netzwerk in Basel kämpft gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.

Basel - 2,3 Millionen Tonnen genießbarer Nahrung wandern in der Schweiz jährlich in den Müll oder werden noch vor Verkauf wegen kleiner Mängel vom Handel aussortiert. Das Foodsharing-Netzwerk Basel will dieser Entwicklung ein Ende bereiten, und zwar mit virtuellen Essenskörben und sechs Tausch-Stationen für überschüssige Lebensmittel, auch Fair-Teiler genannt.

An der Tür zum Fair-Teiler St. Johann in der Davidsboden-Siedlung hängen Zettel mit Regeln für den richtigen Lebensmitteltausch. Angebrochene Verpackungen, rohe Eier und ungekühltes Fleisch sind genauso tabu wie selbstzubereitete Speisen oder Alkohol. „Der Verzehr der angebotenen Nahrungsmittel erfolgt auf eigene Gefahr und unter Ausschluss jeglicher Haftung“, steht unter den Öffnungszeiten. Reinigungsmittel liegen griffbereit neben einem Kühlschrank, einem Regal und Ablagen für Brot, Obst und Gemüse.

Sechs Tauschstationen

„Jeder, der den Fair-Teiler nutzt, sollte ihn so verlassen, wie er ihn vorgefunden hat. Zweimal die Woche kümmert sich zudem ein Team von Mitgliedern um die Reinigung der insgesamt sechs Tausch-Stationen in der Stadt“, erklärt Betriebsverantwortlicher des Netzwerks für den Bezirk Basel, Sebastian Freyse, im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Wir machen keinen Unterschied zwischen wohlhabend und notleidend. Wir wollen, dass alle einen Apfel mit Makel genießen können oder die überschüssige Packung Milch, die man zu viel eingekauft hat“, meint Freyse.

Virtueller Essenskorb

Doch nicht nur an den Fair-Teilern können Lebensmittel getauscht werden. Meldet man sich auf der Webseite vom Netzwerk an, wird man automatisch zum Foodsharer und bekommt einen virtuellen Essenskorb. Wer fürs Wochenende verreisen muss und noch einen vollen Kühlschrank mit Speisen hat, kann diese online anbieten. Eine weitere Person meldet sich und holt die Lebensmittel ab, um sie entweder selber zu verzehren oder um sie an Freunde und Bekannte weiterzuverteilen.

Foodsaver werden

600 Mitglieder zähle die Gemeinschaft der Essensteiler allein für den Bezirk Basel, erklärt Freyse stolz. Vor fünf Jahren seien es noch gut 40 Personen gewesen. Die 2012 entstandene Initiative hat mehr als 200 000 registrierte Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie über 25 000 ehrenamtliche Helfer, sogenannte Foodsaver.

Um Foodsaver zu werden, muss man die strengen Foodsharing-Regeln und einen Verhaltenskodex verinnerlichen und in einem Quiz abfragen lassen. Hat man den Test erfolgreich bestanden, kann man sich bei einem der kooperierenden Betriebe, 16 sind es in Basel, für die Abholung von Lebensmitteln anmelden. Bei den ersten drei Terminen wird man von erfahrenen Mitgliedern begleitet. „Wichtig ist dabei, dass man pünktlich zur Abholung erscheint, freundlich auftritt und keine Ansprüche stellt“, betont Freyse. Erst nach erfolgreicher Einarbeitungszeit wird man zum Foodsaver.

Gesellschaft sensibilisieren

Er und sechs weitere Kollegen haben zudem den Status eines Botschafters. Zu dessen Aufgaben gehören die Begrüßung und Einarbeitung der neuen Foodsaver, Ansprechpartner für Mitglieder und Betriebe zu sein sowie das Organisieren von Gruppentreffen im Werkhof Gundeldingen. Dort werden Probleme erörtert sowie Veranstaltungen geplant.

Am 22. Juli will man am Claraplatz mit einer mobilen Küche ein öffentliches Essen mit geretteten Lebensmitteln veranstalten und somit auf die Verschwendungssucht der Gesellschaft aufmerksam machen. Freyse ist sich sicher: „Den ersten und wirksamsten Schritt gegen die Lebensmittelverschwendung kann jeder Einzelne selbst machen. Und das bei jedem Einkauf.“ 

Weitere Infos unter www.foodsharing.de.

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