Basel Teufelszeug auf vier Saiten

Die Oberbadische
Der Kontrabassist Samuele Sciancalepore und Klavierpartnerin Barbara Uszynska brillierten beim Riehener Festival „Vier Jahreszeiten“ in den Moses-Variationen von Rossini. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Festival: „Vier Jahreszeiten Riehen“ unter dem Thema „Best of Italy“

Von Jürgen Scharf

Riehen. „Mehr!“ „Noch mehr!“ „Noch virtuoser!“ „Höher!“ Aus dem Seitenflügel der Villa Wenkenhof ruft Maestro Ingolf Turban diese Worte auf italienisch dem Kontrabassisten zu. Und Samuele Sciancalepore, stellvertretender Solobassist im Sinfonieorchester Basel, antwortet auf seinem Instrument in humoristischer Art: Er spielt Niccolò Paganinis Bravourvariationen über ein Thema aus der Oper „Moses in Ägypten“ von Rossini noch virtuoser, noch höher, in den allerhöchsten Lagen.

Das war eine köstliche kleine Spaßeinlage beim zweiten Kammermusikkonzert des Festivals „Vier Jahreszeiten Riehen“, das unter dem Titel „Best of Italy“ läuft. Das Festival hat ein ganz besonderes Ambiente im pittoresken Konzertsaal in der wunderschönen Stilkopie eines Barockschlösschens und eine sehr familiäre Atmosphäre, wird es doch von der Musikerfamilie Uszynski konzipiert und organisiert.

Der Abend war mit „Verdi & Stradivari“ überschrieben, aber er war doch weit mehr, viel abwechslungsreicher, denn es gab auch eine Begegnung mit Alfredo Piatti, dessen zwei Capricen für Cello solo Sebastian Uszynski, der künstlerische Festivalleiter, mit poetischem Ansatz im Andante religioso (Nr. 2) und vehementem Bogenstrich im Maestoso (Nr. 7) ausführte. Dann stand Nino Rota auf dem Programm, der Filmmusikkomponist („La Strada“, „La Dolce Vita“, „Der Pate“). Der Film über Rota muss wohl neu gedreht werden, denn seine Musik kann auch ohne Film bestehen.

Die Ehrlichkeit, mit der sich Rota zur traditionellen Form der Sonate bekennt, war frappierend zu hören. Die neoklassische Sonate für Viola und Klavier erklang mit der jungen Bratschistin Evelin Tomasi und der sehr erfahrenen Pianistin und Korrepetitorin Barbara Uszynska am Klavier. Das Duo bot eine kultivierte Leistung, gerade auch in der Klavierbegleitung, wo die Akkorde an Brahms erinnern.

Ein immer wieder gern gesehener Gast ist der Ausnahmegeiger Ingolf Turban, ein Paganini-Spezialist Sondergüte. Paganini ist keine Hexerei. Sonst wäre Ingolf Turban ein Hexenmeister. Aber er spielt dieses hochvirtuose Teufelszeug auf vier Saiten mit den Doppelgriffen, Läufen und Flageoletts in „I Palpiti“ mit solch hinreißender Bravour, musikalischer Eleganz und einem in voller Blüte stehenden Ton, dass man das Instrumentalgenie Paganini neu hört. Das war nicht einmal effektheischend, sondern mit einem solchen Charme und einer solchen hoch entwickelten technischen Fähigkeit dargeboten, dass danach ein lautes „Bravo!“ folgen musste.

Turban spielte den Paganini-Reißer nicht auf seiner Stradivari, sondern auf der modernen Geige, einem edlen Instrument mit schöner, voller Klanglichkeit.

Eine Hommage an die großen Geigenbauer von Stradivari bis Guadagnini, also an die wertvollen italienischen Streichinstrumente, war nach der Pause die Interpretation des melodiösen, opernhaften Streichquartetts in e-Moll von Giuseppe Verdi, aufgeführt vom Stradivari-Quartett, das bis vor kurzem auf vier „Strads“ gespielt hat. Nun spielen nur noch der erste Geiger Xiamoming Wang und die Cellistin Maja Weber, die das Stradivari-Instrument vom großen Casals geerbt hat, diese legendären Marken-Instrumente. Aber auch die Guadagnini-Violine von Sebastian Bohren und das alte Originalinstrument von Bratschist Lech Antonio Uszynski fügten sich in den harmonischen Gesamtklang.

Das Stradivari-Quartett hat Verdi tief in seiner musikalischen Substanz ausgelotet, auf gekonnte und geistvolle Weise das reizende, tänzerische Andantino sehr lyrisch und die Scherzo-Fuge witzig und durchhörbar interpretiert, alles bis in kleinste Phrasierungsdetails überzeugend gestaltet, so dass der verdiente Applaus geradezu nach einer Zugabe rief: Piazzollas „Libertango“. n Das Festival geht heute weiter mit einem „Progetto Italiano“, am 18. November mit „Tartini, Teufelstriller und Tschaikowsky“, jeweils 19.30 Uhr, das Abschlusskonzert mit den Meisterschülern des dritten Meisterkurses von Turban ist am 19. November, 11 Uhr, Villa Wenkenhof.

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