Basel Traumorte überwinden Grenzen

Ursula König
Szene aus „Happy Island“ von La Ribot Dançando com a Diferença. Foto: Caroline Morel Fontaine

Inklusion: Auftakt des Wildwuchs-Festivals in Basel.

Basel - Inklusion kann viele Facetten annehmen. Die künstlerische Umsetzung des gesellschaftlich bedeutenden Themas wie beim Wildwuchs Festival in Basel schafft Kommunikationsformen, die weit über das gesprochene Wort hinausgehen.

Dass Grenzen vor allem in den Köpfen behinderter und nichtbehinderter Menschen bestehen, zeigte eindrucksvoll der Auftakt am Donnerstag in der Kaserne. Mit der Tanzinszenierung „Happy Island“ wagen sich die künstlerischen Leiter um „La Ribot“ und Tänzer der portugiesischen inklusiven Kompanie „Dancando com a Diferenca“ in Neuland vor. Sehr persönlich wirken die Bewegungen, die von der Suche nach persönlichem Ausdruck erzählen; vom Wunsch, als Individuum wahrgenommen zu werden. Im Hintergrund schaffen Filmaufnahmen von Madeira eine Atmosphäre, die herb wirkt, ungezähmt und Raum lässt, sie mit Wünschen und Visionen zu füllen. Uralte, knorrige Bäume haben im Laufe der Zeit ihre Äste abgeworfen. Es ist ein Bild, das keine Stabilität vermittelt, keine romantisierte Landschaftsimpression, sondern das von Veränderungen erzählt, die naturgemäß geschehen. Die Tänzer auf der Bühne tragen Fantasiekostüme, die golden glänzen oder rot leuchtend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine Frau im Rollstuhl bannt die Zuschauer mit ihrem intensiven Blick und einer Körpersprache, in die sie alles zu legen scheint, was ihr möglich ist und was sie darüber hinaus vermitteln möchte. Im eng anliegenden Overall, der an eine Schlangenhaut erinnert, scheint sie alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Grenzen, die ihr Köper ihr auferlegt, zu überwinden. Im Hintergrund werden die Worte eingeblendet: „Es ist in Ordnung, im Rollstuhl zu sitzen.“ Was hingegen verletze, seien die Vorurteile, die Rollstuhlfahrer hinnehmen müssten.

Das Stück geht über den individuellen Ausdruck hinaus. Es ist auch eine Geschichte, die davon erzählt, wie Landschaften ihre Bewohner prägen und darüber, welche Formen es geben kann, seinen Platz in einer Gruppe zu finden. Der Nebel um die Bäume auf der Leinwand lichtet sich, wenn die Darsteller aufeinander zugehen: mal ungestüm und verspielt, dann wieder mit vorsichtiger Zurückhaltung.

Eine Frau, an eine Mauer gelehnt, schaut verträumt in die Ferne. Auch sie ist Teil dieser Inszenierung, die auf ungewöhnlichem Weg den Wechsel zwischen „Traumorten auf Zeit“ und Realität auslotet, untermalt von der eindringlichen Musik Raquel Freires´.

Am Ende symbolisieren Filmaufnahmen aus einem Tunnel, dass es schwer sein kann, das Licht am Ende der Dunkelheit zu finden.

Intensität und Vielfalt der Darbietung schaffen ein Stück, das auch durch seine Mischung aus vertrauten und neuen Themen fasziniert.   Wildwuchs bis 2. Juni, Vorführungen an verschiedenen Orten; Infos unter: www.wildwuchs.ch

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