Basel Treiber der Infektionen priorisieren

(sda)

Forschungsprojekt: Mobile Gruppen aus bevölkerungsreichen Vierteln heizten Pandemie in Basel an.

Basel - Die Treiber der Corona-Pandemie in Basel waren Menschen mit hoher Mobilität, engem Wohnraum und niedrigem Einkommen, wie eine noch unveröffentlichte Studie zeigt. Die Erkenntnisse können helfen, die bestmögliche Verteilung von Impfstoffen zu ermitteln.

Man weiß relativ wenig darüber, wie sich das Coronavirus lokal ausbreitet. Ein Forschungsteam um Adrian Egli vom Universitätsspital Basel untersuchte dies nun mit Kollegen der Uni Basel und der ETH Zürich anhand von Daten vom Frühjahr für die Stadt am Rhein.

So identifizierten sie zwei Gruppen, in denen bestimmte Ansteckungsmuster auftraten: Zum einen ältere Menschen, die Sars-CoV-2 meist in ihren eigenen Wohnvierteln einfingen und dort weitergaben. Zur Virusverbreitung in der ganzen Stadt trugen die Senioren jedoch nicht besonders stark bei. Dies war vor allem die zweite Gruppe: Jüngere Menschen mit hoher Mobilität, niedrigem Einkommen und engem Wohnraum, wie die Forscher in der noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie berichten.

Kein Homeoffice und viele Kontakte

Die Reproduktionszahl in den entsprechenden Wohnvierteln lag denn auch deutlich höher als in den wohlhabenderen Gegenden (die Zahl gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt). Ein Grund: Sozioökonomisch schwächere Gruppen arbeiten häufig in Berufen, in denen Homeoffice selten möglich ist.

Ebenfalls erfordere ihre Arbeit persönlichen Kontakt mit anderen Menschen und stärkere Mobilität, wie Egli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Als Grundlage für ihr epidemiologisches Modell dienten den Forschern rund 750 positive Corona-Tests in den Monaten März und April. Von über 400 der Proben sequenzierten sie das ganze Virusgenom.

Diese anonymisierten Informationen kombinierten sie mit Bevölkerungsdaten, die Angaben zum Alter, zur Bevölkerungsdichte und zur Höhe der Einkommen enthielten. Ebenfalls flossen Bewegungsdaten von Personen ein, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Auto, zu Fuß oder mit dem Velo unterwegs waren.

Die Treiber der Pandemie priorisieren

Die Ergebnisse können laut den Forschern für eine effektive Impfstrategie genutzt werden. „Natürlich ist es absolut richtig, zuerst die älteren Menschen und Risikopersonen zu impfen“, sagte der Mikrobiologe Egli. So könne diese empfindliche Gruppe geschützt werden. Die epidemiologische Kurve flache damit aber kaum merklich ab. „Deshalb ist es wichtig, dass danach diejenigen Menschen eine Impfung erhalten, die die Pandemie hauptsächlich antreiben.“ Konkret heißt dies: Solange Impfstoffe noch nicht für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen, sollten die Gruppen mit hoher Mobilität und aus bevölkerungsreichen Vierteln priorisiert werden.

Erkenntnisse anwendbar auf andere Städte

Die Übertragungsmuster ließen sich auch auf andere Städte anwenden. „Ein großer Teil der europäischen Städte weist ähnlich hohe Bevölkerungszahlen wie Basel auf“, erklärte Egli. Die demografische Struktur, die Verteilung der dünn und dicht besiedelten sowie reicheren und ärmeren Quartiere sei in mittelgroßen Städten ähnlich.Einen  Link zur aktuellen Basler Studie kann man auf der Website https://www.medrxiv.org finden.

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