Basel Turmbau zu Basel

Michael Werndorff
 Foto: Michael Werndorff

Stadtplanung: Basels „Skyline“ im Wandel / Bauwerke stoßen auf geteiltes Echo

Basel -  Das Basler Münster war über Jahrhunderte hinweg das höchste Gebäude am Rheinknie. Mittlerweile gilt ein neuer Maßstab. Claraturm, Biozentrum, die beiden Roche-Türme, das Meret-Oppenheim-Hochhaus oder der Baloise-Turm: Diese Bauten haben die Silhouette Basels deutlich verändert. Die neue „Skyline“ stößt nicht nur auf Gegenliebe.

Mit insgesamt 205 Metern überragt der zweite Roche-Turm seinen kleinen Bruder um 27 Meter und ist mittlerweile das höchste Schweizer Bürogebäude. Nächstes Jahr soll der Turm, der ebenfalls aus der Feder der Basler Architekten Herzog & de Meuron stammt, eröffnet werden. Die Arbeiten starteten Anfang 2018 und liegen trotz Pandemie im Zeitplan.

Wer in Basel unterwegs ist, sieht, dass die Fassadenelemente bis auf wenige Stellen angebracht sind und der Rohbau seine endgültige Höhe erreicht hat. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Roche auf gut 550 Millionen Franken. Im Wachstum begriffen ist noch das 1,2 Milliarden Franken teure Forschungszentrum mit vier unterschiedlichen Gebäuden – das höchste Bauwerk wird 114 Meter erreichen. Die Eröffnung ist für Ende 2023 geplant.

Befürchteter Dichtestress, Ablehnung und Begeisterung: Die Reaktionen auf die architektonischen Wahrzeichen sind vielfältig. „Wir haben keine andere Wahl. Im engen Stadtkanton muss verdichtet oder in die Höhe gebaut werden“, meint Passant Marco Bechtel im Gespräch mit unserer Zeitung. Beim Blick auf die Rochebaustelle lobt er die architektonische Ausführung.

Kritisch sieht er derweil die städtebauliche Gestaltung am Messezentrum: Wo früher eine historische Häuserzeile mit Gastronomie, Wohnungen und einem stadtbekannten Second-Hand-Laden stand, markiert der knapp 100 Meter hohe Claraturm nach juristischen Querelen und einer Volksabstimmung den Stadteingang. „Am Riehenring hätte man kein Hochhaus bauen, sondern Altes belassen sollen“, moniert Bechtel.

Der Rohbau wurde Anfang März fertig, wie der Bauherr „UBS Fund Management“ auf Anfrage mitteilt. Der Annexbau mit seinen 60 Wohnungen ist seit Mitte Dezember vollendet, voll vermietet und wurde bereits Anfang Februar bezogen. Die Glas- und Metallfassade ist bis zum 25. Stock emporgeklettert. Und mit dem Innenausbau geht es ebenfalls zügig voran: Die untere Hälfte ist unter Dach und Fach. Anfang November sollen sämtliche 285 Wohnungen bezugsbereit sein.

Ähnlich kritisch wie Bechtel äußerte sich in der Vergangenheit Kunsthistorikerin Uta Feldges im Gespräch mit unserer Zeitung. „Den Claraturm finde ich städtebaulich nicht nachvollziehbar“, monierte das Vorstandsmitglied des Basler Heimatschutzes. Sobald ein Investor in Basel Parzellen erwerben könne, würde wenig später ein Hochhaus entstehen.

Der Basler Heimatschutz stößt sich auch an den im Herbst vorgestellten Plänen für das Südareal des Roche-Standorts an der Grenzacherstraße. Diese beinhalten nicht nur einen dritten, noch höheren Turm. Mit der Umgestaltung will sich Roche auch von Teilen seines architektonischen Erbes am Rheinufer trennen: Zwar wird das Direktionsgebäude ebenso wie zwei andere Bauten auf dem Nordareal unter Denkmalschutz gestellt. Das entlang des Solitude-Parks verlaufende Produktionsgebäude Nummer 27 von Otto Rudolf Salvisberg sowie das ehemals höchste Gebäude von Roche, Bau 52 von Roland Rohn, sind indes dem Abriss geweiht.

„Basel verliert mittelfristig zwei bedeutende Zeugen der Industriearchitektur“, kritisiert der Heimatschutz. Das Bauprogramm von Roche bringe ein gigantisches Abbruch- und Neubauvolumen mit sich. Und das sei aus ökologischer und energetischer Sicht höchst problematisch.

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