Basel Überangebot soll abgebaut werden

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Kliniken: Beide Basel wollen mit gemeinsamer Gesundheitsplanung das Kostenwachstum dämpfen

Die beiden Basel wollen mit gleichlautenden Kliniklisten der medizinischen Überversorgung auf gewissen Gebieten entgegentreten. Sie haben dem neuen Bewerbungsverfahren für die Krankenhäuser deshalb eine Bedarfsprognose vorangestellt.

Basel (sda). Ausgangspunkt für die gemeinsame Gesundheitsplanung ist der Staatsvertrag beider Basel für eine bikantonale Gesundheitsversorgung, der im Februar in einer Volksabstimmung in beiden Kantonen klar abgesegnet worden ist.

Eines der Ziele ist es, das Kostenwachstum zu dämpfen, wie aus dem gestern vorgestellten Bericht zur gemeinsamen Gesundheitsregion hervorgeht. Zentrales Anliegen der Gesundheitsbehörden ist der Abbau von Überangeboten. Im Gesundheitsraum beider Basel werden bestimmte Krankenhausbehandlungen nämlich „deutlich häufiger“ in Anspruch genommen als in der übrigen Schweiz, hält der Bericht fest. Dieser stützt sich auf eine Analyse des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan).

Hohe Inanspruchnahme

Die Gesundheitsdirektoren gehen davon aus, dass zumindest ein Teil der hohen Inanspruchnahme nicht medizinisch begründbar ist. Sie ließen deshalb die Nachfrage der Bevölkerung nach stationären Klinikleistungen einschätzen.

Das Fazit ist auffällig: In fast allen 31 Leistungsbereichen lag die Inanspruchnahme im Jahr 2016 über dem nach den Abklärungen zu erwartenden Wert. Nur gerade bei der Geburtshilfe, der Gynäkologie, der Herzchirurgie, der Radiologie und den Transplantationen kam es zu leichten Unterschreitungen. „Eine deutliche absolute und unerklärte Überschreitung“ fand sich in den Bereichen Bewegungsapparat (Orthopädie), Hals-Nasen-Ohren, Kardiologie und Urologie, hält der Bericht fest.

Dass es auf den Gebieten Orthopädie und Kardiologie in der Region Basel Überangebote gibt, hat die Verantwortlichen des Berichts nicht überrascht, wie sie an der Medienkonferenz sagten. Jetzt seien die Annahmen aber klar bestätigt worden.

Nicht erklärbare Fälle

Jürg Sommer, Leiter des Gesundheitsamts in der Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion, bezifferte die Zahl der „beim besten Willen“ medizinisch nicht erklärbaren Fälle mit 4000. Bei einer Gesamtzahl von 86 400 Fällen in der Akutsomatik im Jahr 2016 sei das ein relativ hoher Anteil.

Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger nannte Kosten von 80 Millionen Franken, die sich durch diese nicht nachvollziehbaren Fälle ergeben. „Wenn wir das Überangebot in einem vorsichtigen Schritt um 50 Prozent abbauen, dann bleiben theoretisch Einsparungen in der Höhe von 40 Millionen Franken übrig“, sagte er.

Volumen aktiv steuern

Die Regierungen beider Basel möchten nun das Angebot über die Krankenhauslisten anpassen und „das Volumen künftig aktiver steuern“. Dies soll aber „nicht im Hauruckverfahren“ geschehen, sondern „schrittweise und gemeinsam mit den Spitälern“. Der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber bezeichnete das Vorgehen als „schweizweiten Meilenstein“.

Aufgrund der demografischen Entwicklung und des Bevölkerungswachstums ist unter dem Strich nicht mit einer Abnahme der absoluten Fallzahlen zu rechnen. Aber das Wachstum könne gebremst werden, hieß es. Ein Bedarfsszenario geht demnach von einem gesteuerten Wachstum von 86 000 auf 88 000 Fälle im Jahr 2028 aus. Ohne aktive Steuerung würden die Fallzahlen auf 97 000 anwachsen. Mit eingerechnet ist in diesen Zahlen, dass künftig mehr stationäre Klinikaufenthalte durch ambulante Eingriffe ersetzt werden.

Reha folgt später

Das Bewerbungsverfahren für die rund 25 Krankenhäuser oder Leistungsanbieter startet sofort und dauert bis 31. Oktober. Das Inkrafttreten der Kliniklisten ist auf 1. Januar 2021 terminiert. Die Bedarfsprognose betrifft vorerst nur die Krankenhäuser der akutstationären Versorgung. Die Bereiche Rehabilitation und Psychiatrie sollen im Jahr 2021 folgen.

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