Basel Unter das Gras geschaut

Denis Bozbag
Fotos: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Antike: Das Forschungsteam der Römerstätte Augusta Raurica erklärt interessierten Bewohnern, was sich unter ihren Häuser befindet

Haus- und Grundstücksbesitzer in den Gemeinden Augst und Kaiseraugst sollen erfahren, welche Ruinen der einstigen römischen Koloniestadt sich unter ihrem Boden befinden. Dazu veranstaltet das Archäologenteam von Augusta Raurica am Samstag, 26. Oktober, eine Informationsveranstaltung für interessierte Bewohner.

Augst/Kaiseraugst. Um das Jahr 50 nach Christus begann der Aufstieg der Römersiedlung Augusta Raurica zu einer blühenden Handels- und Gewerbemetropole am Rhein. Gegründet als militärischer Verteidigungsposten gegen germanische Stämme, entwickelte sich die Kolonie rasch zu einem bedeutenden Zentrum nördlich der Alpen.

Nach dem Niedergang des weströmischen Reiches im frühen Mittelalter verlor die Stadt rasch an Bedeutung und entwickelte sich zu den kleinen Dörfern Basel-Augst und Kaiser-Augst zurück.

Die ländlichen Strukturen haben laut den Archäologen dazu beigetragen, dass die baulichen Hinterlassenschaften der Römer dort gut erhalten geblieben sind. Es fanden keine regen Bautätigkeiten wie in anderen urbanen Zentren des Mittelalters statt. Das hatte zur Folge, dass heute so gut wie jedes Gebäude in den beiden Gemeinden auf Ruinen steht.

Die Geschichte der Heimat näherbringen

Die Forscher von Augusta Raurica wollen daher den Bewohnern von Augst und Kaiseraugst die Geschichte ihrer Heimat näherbringen und veranstalten am Samstag, 26. Oktober, dazu einen Workshop.

„Eine Teilnahme lohnt sich, weil wir zeigen, was genau unter den Häusern gefunden wurde. Auch die an dieser Stelle befindlichen Ruinen werden erklärt und teilweise im Original präsentiert“, erkläutert Debora Schmid, Forschungsleiterin der Römerstätte, auf Anfrage unserer Zeitung. „Generell stößt die Vergangenheit der eigenen Umgebung auf ein großes Interesse, und sie ist auch identitätsstiftend.“

Ein Mitglied des Archäologenteams werde Dokumente und Funde des jeweiligen Stadtgebiets aus Archiven und Depots hervorholen und den Teilnehmern erklären.

Forscher erstellten detaillierten Stadtplan

Die Archäologen kennen die alte Römerstadt sehr gut. Sie forschen bereits seit mehr als 100 Jahren in diesem Gebiet. Sie haben zudem einen detaillierten Stadtplan erstellt.

„Dieser ist das Ergebnis aller Ausgrabungen, Luftbildprospektionen und geophysikalischen Untersuchungen, die im Umkreis der antiken Stadt durchgeführt wurden“, erklärt Schmid. Er werde laufend aktualisiert und sei im Internet auf www.geoviewer. ch ersichtlich.

„Wir gehen davon aus, dass in der Blütezeit der Stadt 10 000 bis 15 000 Menschen dort gelebt haben. Für die damalige Zeit war Augusta Raurica eine mittelgroße Stadt.“

Die archäologischen Grabungen seien aufwändig und teuer. „Sie bedeuten immer Zerstörung und entfernen Strukturen. Deshalb muss alles genau dokumentiert, beschrieben, gezeichnet und fotografiert werden, was sehr zeitintensiv ist“, verdeutlicht die Forscherin. Diese Informationen seien die Basis für die spätere Auswertung und deshalb wichtig.

Einsatz eines Georadars für die Bodenuntersuchung

Auf freien Flächen hingegen gebe es auch andere Methoden, um den Untergrund zu untersuchen. Dabei komme das Georadar zum Einsatz.

Laut den Erläuterungen im Magazin über Augusta Raurica handelt es sich beim Bodenradar um ein System, bei dem Radarwellen in den Boden gesendet werden. An den Steinen der Ruinen wird ein Teil dieser Wellen reflektiert. Das Messgerät zeichnet diese auf. So entsteht ein vertikales Profil durch den Untergrund. Aus diesem können mit geeigneter Software sogenannte Tiefenscheiben im Boden generiert und von den Forschern betrachtet sowie ausgewertet werden – ähnlich wie bei Bildern aus einem Computertomografen.

Auf die Frage, wie viele Bauwerke noch im Untergrund schlummern, antwortet Schmid: „Das wüssten wir selber gerne. Weniger als die Hälfte der antiken Stadt wurde bis heute ausgegraben.“

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