Basel „Verbotene Stadt“ öffnet sich

Michael Werndorff
Das Werkareal Rosental soll sich für die Öffentlichkeit öffnen. Foto: Visualisierung: zVg

Stadtplanung: Industrieareal soll zu einem vollwertigen Stadtteil werden

Basel - Wasser tropft von einem riesigen Rohr, auf dem sich Kondenswasser bildet. „Wir sind tief unten in den Eingeweiden der ,verbotenen Stadt’, wo alle wichtigen Versorgungsleitungen verlaufen“, erklärt Dominique Kleiber von Immobilien Basel-Stadt. Er ermöglicht interessante Einblicke in die Weiterentwicklung eines geschlossenen aktiven Firmenareals, das in den kommenden Jahren zu einem neuen Basler Stadtquartier werden soll.

Verbotene Stadt, weil „Rosental Mitte“ für viele Basler ein blinder Fleck ist. Nur Berechtigte haben Zugang, erklärt der Arealmanager, der einigen Interessierten im Rahmen einer Führung Zugang gewährt.

Das ehemalige Werkareal Rosental gilt als älteste erhaltene Stätte der chemischen Produktion in Basel und damit als „Wiege der Basler Chemie“, weiß Kleiber. Es wurde ab 1858 als Stammsitz der Firma Geigy entwickelt, um natürliche und künstliche Farbstoffe herzustellen.

Ab 1935 wurden auch Insektizide, Fungizide und Saatgutbeizen auf dem Areal produziert. Rosental Mitte im Geviert Schwarzwaldallee, Rosental-, Matten- und Maulbeerstraße steht seit 160 Jahren im Zeichen des Wandels.

Mit dem schrittweisen Erwerb des Areals in den Jahren 2016 und 2019 durch den Kanton Basel-Stadt wird eine Öffnung, Erneuerung und Transformation möglich. Es sollen öffentliche Verbindungen, Grünräume und neue Nutzungsformen entstehen, erklärt Kleiber.

Neue Arbeitsplätze

Im Fokus des Nutzungskonzepts stehen laut Kanton hochwertige Arbeitsflächen für wertschöpfungsintensive Branchen, Unternehmensdienstleistungen sowie Forschung. Die Verantwortlichen sehen je nach Marktnachfrage neben den heute bestehenden 3500 Arbeitsplätzen ein Potenzial für 3000 bis 5000 zusätzliche Arbeitsplätze.

Rosental Mitte soll aber nicht nur den Fokus auf Arbeiten setzen, sondern sämtliche Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken und deshalb auch ein attraktives Wohnquartier werden: Bis zu 2200 Einwohner könnten hier ein neues Zuhause finden.

Noch ein langer Weg

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, betont Kleiber und skizziert den aktuellen Stand. Seit Mitte Mai haben die Rückbauarbeiten des Zwischengebäudes 1010 begonnen. Diese sind notwendig, um künftig eine Verbindung von der Schwarzwaldallee zu Rosental Mitte herzustellen. Und mit der geplanten Fertigstellung der Umbauarbeiten von Bau 1045 im Juli 2022 soll die Sandgrubenstraße geöffnet werden, die sich mit der Riehenteichstraße zu einem öffentlichen Raum verbinden wird.

„Das urbane Leben zwischen den zwei wichtigen städtischen Infrastrukturen Messe und Badischer Bahnhof kehrt mit der Umgestaltung und Öffnung zurück, die umliegenden Wohnquartiere werden über einst gekappte Quartierverbindungen und Straßen wiederum vernetzt“, weiß auch Kantonsbaumeister Beat Aeberhard. Im Rahmen der Projektvorstellung im Januar vergangenen Jahres machte er auch deutlich, dass der Transformationsprozess mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen werde.

Geplant seien auf dem Areal nicht nur große, sondern auch kleinere Eingriffe. „Ziel ist es, das Vertraute im Quartier zu bewahren.“ Einige Gebäude müssten weichen, um Neues schaffen zu können, andere Bauten, wie etwa ein historisches Verwaltungsgebäude und die noch aus der Gründerzeit vorhandenen Eckhäuser, sollen indes als identitätsstiftende Elemente bewahrt und umgenutzt werden, wie Architekt Pierre de Meuron damals erklärte.

Läden, Restaurants sowie Freizeit- und Sporteinrichtungen böten sich für soziale Begegnungen an. Kurzum: Das städtebauliche Konzept sieht keine Tabula Rasa vor, sondern entwickelt die bestehenden städtebaulichen Strukturen und Bauten Schritt für Schritt weiter.

Für Planer, Architekten und Ingenieure bringt die Umgestaltung derweil große Herausforderungen mit sich. Während oberirdisch die Gebäude klar voneinander getrennt sind, sorgt unterirdisch ein Leitungstunnel für fließende Übergänge.

Hoher Aufwand

Das labyrinthartige Bauwerk verbindet alle Gebäude, erklärt der Arealmanager. Während über Tage Gebäude abgerissen werden, müssen unter Tage der Tunnel samt Leitungen stets funktionieren. „Das ist ein ganz wichtiger Schauplatz“, verdeutlicht er die technischen Abhängigkeiten. So müssen viele Leitungen zunächst umgelegt, Kreisläufe neu geknüpft und alte Verbindungen stillgelegt werden, damit der Abriss von Bauwerken erst möglich wird.

Trotz der Widrigkeiten ist klar: „Wir sind bestrebt, etwas Tolles für die Stadt zu schaffen.“

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