Basel Verdichtung heißt das Zauberwort

Die Oberbadische
Archivfoto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Stadtplanung: Lysbüchel-Areal: Wohnen und Industrie unter einen Hut bringen

Im Kanton Basel-Stadt mit seinen 37 Quadratkilometern sind freie Flächen rar. Dennoch ist Basel alles andere als fertig gebaut, wie ein Blick auf die Transformationsareale zeigt. Rosental, Wolf, äußeres St. Johann, Klybeck oder Felix Platter-Areal bieten für die künftige Entwicklung Basels das größte Potenzial – ebenso Volta-Nord. Doch hier sorgt die vorgesehene Mischnutzung für erhitzte Gemüter.

Von Michael Werndorff

Basel. Mehr Raum für Gewerbe und Wohnen: Auf dem Basler Gewerbe- und Industrieareal Lysbüchel (Volta Nord) sollen rund 2000 bis 3000 Arbeitsplätze entstehen sowie Wohnraum für 1900 Einwohner, wenn es nach dem Willen des Basler Regierungsrats geht. Über dessen Bebauungsplan und die Zukunft des 11,6 Hektar großen Lysbüchel-Areals wird der Große Rat heute entscheiden. In der Vorberatung stieß die Vorlage des Regierungsrats, die ein Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe vorsieht, mehrheitlich auf Zustimmung. Eine Minderheit sieht durch die Mischnutzung das Gewerbe aber benachteiligt.

Konfliktfreie Nutzung ist fraglich

Diese Kritik kommt auch vom baselstädtischen Gewerbeverband und der Handelskammer beider Basel. Denn ob sich diese Nutzungen nachhaltig so organisieren lassen, dass dort ansässige beziehungsweise neue Unternehmen konfliktfreie Bedingungen vorfinden, bleibt offen, wie in der Vergangenheit gesagt wurde.

Bereits bei der Planauflage zu „Volta Nord“ hat die Handelskammer gesagt, dass sie mit der Umwidmung in ein Mischgebiet nicht einverstanden ist (wir berichteten). Das Areal zwischen Elsässer-, Schlachthofstraße und Bahnlinie eigne sich aufgrund der industriell geprägten Nachbarschaft nicht fürs Wohnen. Und: Kritisch sieht sie, ebenso wie der Gewerbeverband, dass mit der Verdrängung einzelner Unternehmen eine weitere Verknappung von Wirtschaftsflächen einhergehe.

Dass der Konflikt auch vor der Bau- und Raumplanungskommission (BKB) nicht Halt macht, zeigte das Abstimmungsergebnis: Bei drei Enthaltungen, zwei Gegen- und acht Ja-Stimmen hat sich die BKB für die Vorlage entschieden. Sie merkte zudem im Hinblick auf weitere Transformationsgebiete an, dass zukünftig Gewerbe und Industrie gegenüber Wohnen bevorzugt werden sollen. Aber nur, falls eine konkrete Nachfrage nach mehr Gewerbeflächen bestehe, wie die Basler Zeitung jüngst berichtete.

Dass Gewerbenutzung und zugleich Wohnen auf VoltaNord sehr wohl möglich sind, verdeutlichte Kantonsbaumeister Beat Aeberhard bei einem Medienanlass im Juli vergangenen Jahres. Industrie und Handwerk werden hauptsächlich im Norden angesiedelt, wobei zwischen den Gewerbenutzungen in der Industriezone und der Wohnbebauung im Süden stilles Gewerbe wie Büros, Läden und weitere Dienstleistungen vorgesehen sind.

Für eine bessere Lebensqualität

Diese sollen laut Kantonsbaumeister als Lärmschutzriegel dienen und die Lebensqualität im Quartier erhöhen. Dementsprechend wird auch die verkehrliche Erschließung geplant: „Kein zusätzlicher Schwerlastverkehr wird das St. Johannquartier belasten“, versprach Aeberhard.

Den Transformationsprozess möglich machen in „Volta-Nord“ der letztjährige Wegzug des Coop-Verteilzentrums sowie auslaufende Baurechts- und Mietverträge auf der Parzelle der SBB. Für die Planung der Allmendflächen und den Landerwerb beantragt der Regierungsrat knapp 4,1 Millionen Franken.

Dabei heißt das Zauberwort Verdichtung, die im revidierten Richtplan an Bedeutung gewinnt. Mit einer „ausgewogenen Gesamtstrategie“ will die Regierung innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets die Attraktivität und Lebensqualität steigern, wie Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels sagte. Er sprach von einer großen und bedeutsamen Arealentwicklung, mit der Druck vom Basler Wohnungsmarkt genommen werden soll. So sind in den vergangenen zehn Jahren in Basel-Stadt 20 000 Arbeitsplätze entstanden, aber nur 3000 neue Wohnungen. Die Folgen sind Wohnungsknappheit, steigende Mieten und eine deutliche Zunahme des Pendlerverkehrs.

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