Frage: Aber hat sich das Männerbild in den vergangenen Jahren nicht auch dahingehend entwickelt, dass es diese Unsicherheit fördert? In vielen öffentlichen Diskussionen wird häufig das Bild vermittelt, dass der moderne Mann zugleich „Macho“ und „Softie“ sein soll.
Ja, das Männerbild hat sich etwas aufgeweicht, aber bisher nur an der Oberfläche. Eine wirklich tiefschürfende Diskussion um die Rolle des Mannes und auch eine Emanzipation von den klassischen Rollenvorbildern steht erst noch ganz am Anfang. Der Feminismus ist insofern auch eine Aufforderung an Männer, unsere Rolle zu überdenken.
Frage: Zurück zur Gewalt gegen Frauen: Hat hier die vor einem guten Jahr ins Leben gerufene MeToo-Kampagne gegen sexuelle Belästigung ein Umdenken bewirkt?
MeToo ist nicht die erste und nicht die letzte Kampagne, die auf sexuellen Missbrauch aufmerksam machen will. Zuvor gab es den „Aufschrei“, bei uns den „Schweizer Aufschrei“. MeToo hat viel bewirkt bei der Schärfung des Bewusstseins für Sexismus, denn künftig kann niemand mehr sagen: Das war doch nicht so schlimm.
Frage: Melden sich heute auch mehr Männer, die etwa Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind?
Mittlerweile berichten Männer tatsächlich offener als früher über ihre Opfererfahrungen. Das ist eine positive Entwicklung. Insofern kann die jetzige 16-Tages-Kampagne helfen, auf Gewalt gegen beide Geschlechter aufmerksam zu machen.
- Näheres zur Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ gibt es hier. Ansprechpartner bei sexueller Gewalt gibt es unter anderem bei der Frauenberatung Lörrach, Tel. 07621 / 87 105.
- Nicolas Zogg ist Vater von zwei Kindern und hat für Männer.ch bereits am „Schweizer Aufschrei“ mitgewirkt. Zuvor hat der freiberufliche Gärtner und Schauspieler unter anderem Zivildienstleistende im gewaltfreien Umgang mit Konflikten geschult.