Basel Vom Santiklaus und der Bescherung am Morgen

Adrian Steineck
 Foto: Archiv

Tradition: Wie früher in Basel Weihnachten gefeiert wurde.

Basel - Weihnachten ist traditionell auch eine Zeit, um innezuhalten und Traditionen zu pflegen. Wie das Weihnachtsfest früher im gutbürgerlichen Haushalt in Basel gefeiert wurde und welche Gebräuche dabei üblich waren, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

Gerade hat der Santiklaus noch seinen großen Jute-Sack mitten in die Stube geschüttet, sodass Äpfel und Nüsse lustig nach allen Seiten kullern. Als sich die Kinder jubelnd darüber hermachen, verschwindet der Mann heimlich, still und leise. Bei seiner Ankunft hingegen ist er freudig mit einem Weihnachtsvers, vorgetragen mit vor Aufregung zitternder Kinderstimme, empfangen worden. Dem heiligen Mann nachzuschauen, ist übrigens streng verboten, denn dann kehrt er zurück – dieses Mal aber als Zürnender.

So beschreibt die Autorin Johanna von der Mühll in ihrem Buch „Basler Sitten“ eine typische Szene zur Weihnachtszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Viele bis heute übliche Bestandteile dieser Zeit finden sich dabei bereits: der Santiklaus oder Nikolaus, der die Kinder mit seinen Gaben erfreut, der Weihnachtsvers, der dem frommen Mann dargebracht wird.

Weihnachtsbäume gab es früher in Basel nicht

Ein anderer Brauch hingegen ist in Basel noch relativ neu: der Weihnachtsbaum, der uns heute so selbstverständlich geworden ist. „Den gibt es in Basel in dieser Form aber erst seit den 1820er-Jahren, als dieser Brauch aus Deutschland zu uns herüber kam“, weiß Thomas Loretan. Der Lehrer und Hobby-Historiker betreibt die Internetseite Basler Bauten, die sich der Vergangenheit der Stadt am Rheinknie widmet.

Für viele Kinder, die der weihnachtlichen Bescherung freudig entgegen sahen, hieß es im Übrigen früh aufzustehen. Denn in Kreisen der Handwerker und des sogenannten kleinen Bürgerstands fand die Bescherung am ersten Weihnachtstag um fünf Uhr morgens statt. Die Kinder kamen vermutlich leichter aus den Federn, wenn sie an ihre Schuhe dachten, die sie abends zuvor vor das Fenster gestellt hatten und nun mit Geschenken gefüllt vorfanden – ein Brauch, den wir heute noch in ähnlicher Form vom Nikolaustag am 6. Dezember kennen.

Mitunter wurde die Bescherung auch erst am Neujahrsmorgen gefeiert. Letzteres war vor allem im gehobenen Bürgertum üblich, wie es auch der frühere Lehrer und Vorsitzende der Basler Johann-Peter-Hebel-Stiftung, Beat Trachsler, es in „z’Basel under em Wiehnachtsbaum“ beschreibt. Vorbereitung war dabei alles: Da fuhr die Großmutter vor Weihnachten in die Stadt, um etwa im großen Spielwarengeschäft Lindemeyer in der Sporengasse (am heutigen Marktplatz) für ihre Enkel heiß ersehnte Geschenke zu kaufen.

Nicht alle Verwandten haben etwas zu schenken

Die Wunschzettel wiederum kursierten in den Wochen vor der Bescherung im Familienkreis, wobei angekreuzt wurde, welche Wünsche von wem erfüllt wurden. „Zu schenken haben Großeltern, Eltern, Gotten und Getti (Paten), nicht die gewöhnlichen Oheime (Onkels) und Tanten; wenn sie es dennoch tun, so ist das eine freiwillige, nicht gebotene Leistung“, schreibt Johanna von der Mühll. Die Kinder hingegen haben für die Großeltern, die Eltern und die Paten Weihnachtsgeschenke zu machen. So waren die Hierarchien in der Familie auch zur Weihnachtszeit klar geregelt.

Damals wie heute galt es auch, an Weihnachten einmal ein Auge zuzudrücken. So sahen die Eltern geflissentlich darüber hinweg, wenn eine von den Kindern mit Herzblut angefertigte Bastelarbeit etwa einen Webfehler enthielt oder ein gemaltes Bild nicht auf Anhieb erkennen ließ, wer darauf zu sehen sein sollte. Das Schönste war es damals doch, Weihnachten im trauten Familienkreis zu verbringen, wie Johanna von der Mühll in ihrem Buch schreibt.

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