Basel Vom Schießplatz zum Park

Die Oberbadische

Grünanlagen: Wie die Basler Stadtgärtnerei historische Gartenanlagen erhält

Basel ist reich an stadtbildprägenden Baudenkmälern, die gepflegt und erhalten werden. Hierzu zählen auch historische Gärten und Grünanlagen, wie zum Beispiel der Schützenmattpark. Dort zeigt sich, wie moderne Nutzung und historisches Erbe unter einen Hut gebracht werden können.

Von Michael Werndorff

Basel. Wo heute Kinder ausgelassen spielen und Senioren auf einer Parkbank ruhen, zischten noch bis zum Jahr 1899 die Gewehrkugeln durch die Luft. Mit der Verlegung des Schießstands an den Allschwiler Weiher im Zuge der Stadterweiterung endete die Geschichte der Schützenmatte als Schießplatz. Noch im gleichen Jahr begann der Bau des Parks nach Plänen der Basler Stadtgärtnerei.

Der fünf Hektar große Park wurde als Volkspark im Stil eines Landschaftsparks angelegt, seine Größe war für die damalige Zeit einzigartig. Die Anlage ist räumlich zweigeteilt in eine große eiförmige, baumumstandene Wiesenfläche und in einen kleinräumig strukturierten Bereich mit geschwungenen Wegen sowie Wiesen und Spielflächen. Im Mittelpunkt des Parks steht an Stelle des Musikpavillons heute das Parkcafé. Heutzutage erinnert nur noch das Restaurant Schützenhaus an die Vergangenheit des Schießplatzes.

Die Gliederung der weiträumigen Grünanlage ist seit seiner Entstehung vor bald 120 Jahren unverändert, wie Susanne Winkler, Leiterin der Gartendenkmalpflege der Basler Stadtgärtnerei, weiß. Basel verfüge über etliche historische Gärten. Der Anspruch, historische Strukturen und heutige Bedürfnisse aufeinander abzustimmen, ist hoch. Darum richtete die Stadtgärtnerei vor zwei Jahren eine Fachstelle für Gartendenkmalpflege ein. „Wir erfassen historische Anlagen, nehmen den gartenkünstlerischen Wert auf und dokumentieren ihn“, erklärt Winkler während eines Rundgangs durch den Schützenmattpark. Dabei habe das Inventar aber keine Rechtsverbindlichkeit.

Wird eine Grünanlage saniert oder erneuert, begleitet die Fachstelle die Planung und achtet darauf, Schützenswertes zu erhalten und Erneuerungen nach denkmalpflegerischen Grundsätzen zu integrieren. „Das ist auch nötig, denn durch die Stadtentwicklung und Verdichtung kommen manche Anlagen unter Druck“, ergänzt Armin Kopf, Leiter Grünplanung der Basler Stadtgärtnerei. Dabei sei neben dem Dialog mit Fachleuten auch der Austausch mit der Bevölkerung wichtig, denn diese gelte es für „Schätze vor der Haustür“ zu sensibilisieren. Aus diesem Grund werden immer wieder Führungen durch historische Basler Gärten angeboten, wie zum Beispiel am Tag des Friedhofs am 15. September sowie am Tag des Europäischen Denkmals am 22. September.

Besagte Schätze unterliegen Veränderungen, daher besteht ein Großteil der Arbeit der Fachstelle im Erarbeiten und Weiterentwickeln von individuellen Parkpflegewerken. „Dieses analysiert, dokumentiert und bewertet den Bestand und die Geschichte des Ortes“, erklärt Winkler. Das Werk enthält Vorgaben zur denkmalgerechten Pflege und Erhaltung. Ein wichtiger Partner der Fachstelle Gartendenkmalpflege ist die Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt.

Nach dem Vorbild des bereits bestehenden Inventars der schützenswerten Bauten erstellt die Fachstelle Gartendenkmalpflege ein Inventar der schützenswerten Gartenanlagen. Saniert die Stadtgärtnerei eine Grünanlage, berücksichtigt sie mögliche historisch bedeutsame Bauten. Im Schützenmattpark wurden daher bestehende Kleinbauten im ursprünglichen Erscheinungsbild belassen und ihnen teilweise neue Funktionen zugewiesen. Aus einem Geräteschuppen wurde zum Beispiel eine öffentliche Toilette, wie Winkler erläutert.

Die Stadtgärtnerei koordiniert dabei die Planung und ist für den Unterhalt der Grün- und Wegeflächen verantwortlich. Sie bestimmt die Bepflanzung und die Ausstattung wie Sitzgelegenheiten und das Kinderspielangebot, das auch im Schützenmattpark eine große Rolle spielt. Weitere Angebote sind das Parkcafé und ein Kinderplanschbecken, das neben Skulpturen Teil des Inventars schützenswerter Bauten ist.

Zwar halte man insgesamt an der Fläche und Grundgestaltung des Parks fest, unter Schutz gestellt werden soll dieser aber nicht. „Das würde die weitere Entwicklung der Anlage verhindern“, sagt die Leiterin der Gartendenkmalpflege. So wurden die Spielplätze dort angesiedelt, wo in der Vergangenheit dichter Baumbestand herrschte, veranschaulicht Winkler den Wandel, der sich an der ursprünglichen Anlage des Parks orientiert.

Einen Weg zwischen neu und alt sucht die Gartendenkmalpflege auch bei den Baumarten. Besonders charakteristisch sind die alten Rosskastanien, die im gleichen Reihenabstand entlang der großen Wiese und in Doppelreihe als Allee um den Platz des Parkcafés gepflanzt sind. Die alten einzeln oder in Gruppen stehenden Laubbäume im westlichen Parkteil und entlang der Parkränder sind ebenfalls charakteristisch für den Schützenmattpark.

Hier wollen die Verantwortlichen an vorhandenen historischen Baumarten festhalten, der sich bemerkbar machende Klimawandel setzt dem nicht selten Grenzen. „Wenn ein Standort Probleme bereitet, dann werden andere Baumarten gepflanzt, die dem ursprünglichen Erscheinungsbild jedoch ähneln sollen“, erklärt Winkler auf Nachfrage. So wird an der ursprünglichen Mischung aus weniger und stärker bepflanzten Parkbereichen festgehalten. Geachtet wird auch auf einen ausreichenden Bestand an immergrünen Nadelbäumen.

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