Basel Von der Liebe in unruhigen Zeiten

Die Oberbadische
Werner Ryser las in Riehen aus seinem packenden historischen Roman „Die Revoluzzer“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Literatur: Der Basler Werner Ryser stellt seinen Roman „Die Revoluzzer“ vor

Von Jürgen Scharf

Riehen. Er hat noch viel vor, der 71-jährige Basler Autor historischer Romane, Werner Ryser. Gerade fertig und lektoriert ist der erste Teil einer Trilogie über Auswanderer aus dem Emmental nach Georgien, der 2019 erscheinen soll. Zuvor ist Ryser mit seinem neuen vierten Roman „Die Revoluzzer“ literarisch in Erscheinung getreten.

Das Buch ist weit mehr als der Klappentext werbewirksam mit „Liebe zu Zeiten der Aufstände im Baselbiet (1798-1833)“ verspricht: eine geschichtliche Abhandlung über die Unterdrückung der Bauern in Baselland, die Leibeigene der Obrigkeit waren. Die Geschichte spielt am Ende des Ancien Régime und am Vorabend der Französischen Revolution. In spannenden Handlungsfäden und packenden Dialogen erzählt Ryser von Mathis Jacob, dem Pächter des Sennhofs, eines Landguts, und der Basler Patrizierin Dorothea Staehelin, von Machtmissbrauch und Knechtschaft.

Roman zwischen Fakt und Fiktion

Wie immer stellt sich bei einem historischen Roman die Frage, was ist Fakt, was Fiktion, aber die Figuren sind nach historischen Vorbildern gestaltet. Es ist ein drastischer Blick auf die sozialen Verhältnisse im ländlichen Basel, wo die Menschen noch Frondienste leisten musste, persönlich unfrei und abhängig von hohen Herren waren – ähnliche Staatsleibeigene wie im Russland des Zarenreichs.

Mathis gerät mit dem Landvogt aneinander, als er die Einwilligung zu seiner Hochzeit einholen will, und wird zum Rebellen. Auch das ist ein authentischer Fall. Dass der Vogt den jungen Mathis allerdings ins finstere Loch werfen lässt, ist hingegen die literarische Freiheit des Autors. Natürlich ist es auch, worauf das Cover ja schon verweist, eine Liebesgeschichte der beiden Hauptfiguren. Aber mehr noch ist es der Kampf um persönliche Rechte und die Auflehnung gegen willkürliche Regenten, was diesen Roman auszeichnet. „Genug ist genug!“, mit diesem Schlachtruf wird der Obrigkeit der Respekt versagt.

Eine weitere, etwas widersprüchliche Figur ist der Ratsherr Vischer. Seine politische Haltung ist freiheitlich, aber er ist nicht ganz überzeugt von den liberalen Ideen – einer in der Art der 68er von heute, war bei der Lesung von Werner Ryser in der Literaturinitiative Arena Riehen im Kellertheater der Alten Kanzlei zu hören. Auch das katastrophale Ende des Russlandfeldzugs Napoleons findet sich in diesem kenntnis- und faktenreichen Buch. „Die Schweiz, wie wir sie heute erleben“, so Ryser, „wurde damals so geboren“.

Im Gespräch mit Moderator Valentin Herzog kam auch zur Sprache, dass der Roman das aktuelle Thema der „Fake News“ thematisiere. Denn bekanntlich halte eine starke Fraktion in der Schweiz noch immer am Heldenmythos fest.

In „Die Revoluzzer“ geht es aber nicht zuletzt um eine turbulente Zeit, die zur Trennung von Stadt und Land Basels führte. Für den aus Zürich „zugewanderten“ Basler Autor Ryser ist die Trennung der beiden Kantone unverständlich, aber er sieht Mentalitätsunterschiede: „Sie benutzen dasselbe Theater, jubeln demselben Fußballverein zu“, aber von Wiedervereinigung könne noch immer nicht die Rede sein. Dass das Buch das auch behandle, so abschließend Valentin Herzog, sei ein großes Verdienst.

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