Basel Von schöner Klanglichkeit

Die Oberbadische
Kompetentes Klaviertrio: Das Swiss Piano Trio spielte auch Modernes bei der Schubertiade in der Dorfkirche Riehen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Schubertiade: Schweizer Klaviertrio beim „Connaissez-vous“

Von Jürgen Scharf

Riehen. Der Konzertreihe „Connaissez-vous“ ist es hoch anzurechnen, dass man beim Programm der Schubertiade auch eine Komponistin der Gegenwart zu Wort kommen ließ: die 1956 geborene Iris Szeghy, die aus einer ungarischen Familie stammt. Sie hat sich nie einer speziellen avantgardistischen Schule angeschlossen, klingt sehr eigenständig und schreibt für fast jedes Genre: vom unbegleiteten Gesang über Werke für zwei Schlagzeuger oder Blechbläserquintett bis hin für Chor und Orchester.

Am Sonntag hörte man von ihr in der Dorfkirche „Poetische Studien für Klaviertrio“ aus dem Jahr 1984, ein Werk, das das Swiss Piano Trio schon gelegentlich aufgeführt hat. Es ist ein Zyklus von 15 Miniaturen, die ohne Pause aufeinander folgen, darunter eine Tremolo-, Flageolett- und Glissando-Studie, also sehr kontrastreiche kurze Stücke, nicht abstrakt, sondern tonal, aber mit durchaus hörbaren Reibungsflächen, bei denen man mehr als einmal meinte, einen ungarischen Einschlag herauszuhören.

Pianist Markus Lucas Staub muss öfter mal aufstehen und Saiten im Korpus des Konzertflügels zupfen, aber präpariert ist das Klavier bei Szeghy nicht. Wie der Titel andeutet, war es wohl die Absicht der Komponistin, Poetisches mit Technischem zu verschmelzen – und das gelingt dem Schweizer Klaviertrio aus Winterthur perfekt. Die Wiedergabe dieser durchaus zugänglichen Neuen Musik in Anwesenheit der Komponistin gelang klanglich differenziert und bemerkenswert plastisch.

Das Ensemble spielte in etwas anderer Besetzung. Neben Martin Lucas Staub und der Geigerin Angela Golubeva war Pi-Chin Chien am Cello als Einspringerin zu hören. Bei jedem Wechsel einer Stammbesetzung hört man noch genauer hin, war hier aber erstaunt und begeistert vom Ensembleklang, der den Eindruck machte, als spielten die Musiker schon jahrzehntelang zusammen. Die temporär mitspielende Cellistin fiel mit ausdrucksstarker, warmer und präziser Tongebung auf.

Diese schöne Klanglichkeit übertrug sich auf die anderen Werke, vor allem auf die von Schubert. Das berühmte, aber manchmal als kontrastarm angesehene „Notturno“ überzeugte spontan in dieser Dreierkonstellation mit einer sphärisch-magischen Klangwelt.

Die Führung in Schuberts Es-Dur-Klaviertrio übernahm der Pianist, doch es war kein Alleingang, sondern ein Spiel auf gemeinschaftlich höchstem Niveau, ohne alle Längen, formal ausgewogen im Kopfsatz-Allegro und ausgehorcht mit viel Spiel- und Klangkultur im transzendenten Andante.

Aber schon bei Beethovens Gassenhauer-Trio erreichte das Swiss Piano Trio eine bemerkenswerte klangliche Homogenität. Bereits hier fiel auf, wie die sich gut ins Trio einfügende Cellistin kantabel die Melodie im Adagio vorstellt, die dann von der Geige übernommen wird. Ein sehr sinnfällig musizierter Beethoven, bei dem wie beim ganzen Konzertprogramm die Frische der Instrumentalparts beeindruckte.

Von Veranstalterseite hörte man zu Beginn noch ein paar Worte zur sozialen Kompetenz von Franz Schubert, zu seinem eingeschränkten Aktionsradius in Wien und seiner auf einen kleinen Kreis von Künstlerfreunden limitierten sozialen Vernetzung. Interessant.

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