Basel Von verletzlichen Helden

Die Oberbadische
Max Giesinger zeigt viel Energie. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Baloise Session: Abschlusskonzert mit Max Giesinger und Tim Bendzko

Von Gerd Lustig

Basel. Der eine gibt sich als einer von 80 Millionen, der andere muss nur mal kurz die Welt retten. Was vordergründig so unterschiedlich erscheint, passt perfekt gemeinsam an einem Abend auf die Bühne. Mit Max Giesinger und später Tim Bendzko gastierten zum Abschluss der diesjährigen Baloise Session zwei junge deutsche Künstler, die dem Festival mit seiner Clubtisch-Atmosphäre bestens zu Gesicht standen.

„80 Millionen“, „Wenn sie tanzt“, „Roulette“, der „Der Junge, der rennt“ oder auch „In Balance“ (Giesinger) sowie „Hinter dem Meer“, „Wenn Worte meine Sprache wären“, „Keine Maschine“, „Nur noch kurz die Welt retten“, „Keine Zeit“ oder „Ich steh nicht mehr still“ (Bendzko): Über all diese Charthits, die aktuell in den Radiostationen rauf- und runtergespielt werden, durfte sich das Publikum freuen.

„Mann spricht Deutsch“, hatten die Veranstalter als Motto des Abends gewählt. Und es wurde nicht nur Deutsch gesprochen, sondern auch viel gemeinsam mit dem oftmals textfesten Publikum gesungen, getanzt und Party gefeiert. Bendzko tat dies übrigens in seiner diesjährigen Konzertreihe „Mein Wohnzimmer ist dein Wohnzimmer“, wobei zahlreiche alte Lampenschirme die Bühne zierten, was die intime Atmosphäre noch um einiges intimer werden ließ.

Beide Musiker waren im Übrigen von Xaxier Naidoo entdeckt worden, Bendzko bereits 2011, Giesinger in der „Voice of Germany“-Staffel 2014. Und beide verfügen über wunderbare Stimmen, Bendzko über die eher zart-zerbrechliche, leicht nasale, Giesinger über die gefühlvoll-raue, leicht verraucht daherkommende Tonlage.

Was beiden Künstlern gemeinsam ist: Sie treffen in ihren Songs den Zeitgeist, berühren mit ihren selbst geschriebenen Texten und kommen authentisch rüber. Die Songinhalte zeugen in beiden Fällen von der neuen Empfindsamkeit, die sich im Deutsch-Pop breit macht: Die Helden des Alltags sind verletzlich – und geben das offen zu. Doch sie tun ihr Bestes, um zu überleben. Das ist aber offenbar eine Gefühlslage, mit der sich derzeit viele identifizieren können. Ein Grund für Giesingers und Bendzkos Erfolg.

Giesinger, der live mit Band deutlich rockiger rüberkommt als in den Studioversionen, ist gleichwohl der rustikalere, volksnähere. Immer mal wieder läuft er in die Publikumsreihen, singt dort, fordert ein wenig aufdringlich zum Mitklatschen und Mitsingen auf. Ganz am Ende holt er sich drei Background-Sängerinnen auf die Bühne, um nochmals „Nicht so schnell“ zu intonieren.

Bendzko ist da eine Spur dezenter, macht vor, was er vom Publikum will. Aber Beide schaffen es geradezu mühelos, den ganzen Saal zum Mitmachen zu animieren. Der Berliner Bendzko ist sogar neben seinen mitunter wild anmutenden Tänzchen zu kleinen Späßen aufgelegt. „Muss nur noch kurz die Schweiz retten“, intoniert er. Und bei „Keine Zeit“ lässt er das Basler Publikum zwei Zeilen („Hab heut keine Zeit, steh erst auf, wenn ich wach bin“) auch mal auf Schwyzer-Dütsch singen.

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