Basel Wenn Corona die Seele belastet

Die Oberbadische

Umfrage: Basler Forscher sehen starken Anstieg an psychischer Belastung in der zweiten Covid-19-Welle

Basel - Eine Umfrage der Universität Basel zur psychischen Belastung in der zweiten Covid-19-Welle hat ergeben, dass der psychische Stress im Vergleich zum Frühjahr deutlich zugenommen hat. Der Anteil an Personen mit schweren depressiven Symptomen betrug während des Lockdowns im April rund neun Prozent und stieg im November auf 18 Prozent.

Zu den Haupttreibern von psychischem Stress und depressiven Symptomen zählen laut Befragung die Belastung durch eine Covid-19-bedingte veränderte Situation bei der Arbeit, an der Schule oder in der Ausbildung. Weitere Faktoren sind die Belastung durch finanzielle Einbußen, die Belastung durch die Zunahme von Konflikten zuhause und Zukunftsängste.

Im Vergleich zur Zeit des Lockdowns im April würden diese Faktoren von den Befragten aktuell als belastender gewertet, schreibt die Hochschule. Als nach wie vor belastend empfanden die Studienteilnehmer die Angst, dass jemand aus dem engsten Umfeld an Corona schwer erkranken oder sterben könnte sowie die Belastung durch die sozialen Einschränkungen.

Zunahme schwerer depressiver Symptome

Während der Anteil von Befragten mit schweren depressiven Symptomen vor der Pandemie drei Prozent betrug, während des Lockdowns im April neun Prozent und in der Zeit der Lockerungen im Mai zwölf Prozent, stieg er im November auf 18 Prozent an.

Besonders stark betroffen sind die jungen Menschen. Die Häufigkeit schwerer depressiver Symptome beträgt bei den 14- bis 24-Jährigen 29 Prozent, bei den 25- bis 34-Jährigen 21 Prozent, bei den 35- bis 44-Jährigen 17 Prozent, bei den 45- bis 54-Jährigen 14 Prozent, bei den 55- bis 64-Jährigen 13 Prozent und bei den über 65–Jährigen sechs Prozent.

Personen, die in einer Branche tätig sind, die aufgrund der Maßnahmen von Bund und Kantonen finanziell betroffen ist (Gastgewerbe, Kultur, Tourismus), gehören ebenso verstärkt zu den Symptomträgern einer möglichen depressiven Erkrankung.

Zudem sind Personen, bei denen die finanziellen Reserven abgenommen haben, mit 28 Prozent doppelt so häufig von schweren depressiven Symptomen betroffen wie Personen mit unverändertem oder gewachsenem Vermögen (14 Prozent).

Personen aus der französischen Schweiz sind mit einer Häufigkeit von 22 Prozent stärker betroffen als diejenigen aus der Deutschschweiz mit 17 Prozent oder der italienischen Schweiz mit 16 Prozent. Zudem fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Stärke der zweiten Welle (Inzidenz von Neuinfektionen) und der Häufigkeit schwerer depressiver Symptome in den Kantonen.

Sportliche Aktivität reduziert Stress

Wie schon bei den früheren Befragungen fand das Basler Forschungsteam auch bei der aktuellen Umfrage heraus, dass Personen, die körperlich aktiv sind, durchschnittlich leicht weniger Stress und depressive Symptome aufweisen als die körperlich weniger aktiven. Aus früheren Studien sei die stressreduzierende Wirkung von Sport bekannt, merkt die Universität an.

Die Wissenschaftler empfehlen Betroffenen mit belastenden depressiven Symptomen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese wird angeboten bei psychologischen und psychiatrischen Fachpersonen. Ein kurzer, anonymer Selbsttest für depressive Symptome findet sich zudem unter www.coronastress.ch.

Außerdem weisen die Experten darauf hin, dass Schulen mit einer flexiblen Handhabung des Lehrplans der psychischen Belastung der Schüler Rechnung tragen sollten.

Die Daten zeigen ferner, dass coronabedingte finanzielle Einbußen einen signifikanten psychischen Belastungsfaktor darstellen. Ein Ausgleich dieser Ausfälle ist daher für die Gesundheit wichtig.  

Die Ergebnisse beziehen sich auf den Erhebungszeitraum vom 11. bis 19. November. In der Zeit haben 11 612 Personen aus der Schweiz an der anonymen Online-Umfrage unter www.coronastress.ch teilgenommen.

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