Derweil habe man gut funktionierende Schutzkonzepte, betont Ebneter. „Die Gefahr geht jedenfalls nicht von der Gastronomie aus.“ Vielmehr könnte die Zertifikatspflicht eine falsche Sicherheit vorgaukeln, weil Abstandsregeln aufgehoben würden und so Nicht-Geimpfte ein erhöhtes Infektions-Risiko hätten. Darüber hinaus würden Treffen wieder vermehrt ins private Umfeld verlagert, wo das Ansteckungsrisiko ebenfalls höher sei als in Cafés und Restaurants. „Ich bin sehr skeptisch, was den direkten Nutzen der Ausdehnung der Zertifikatspflicht angeht.“
Laut Ebneter verfolgt der Bundesrat das Ziel, die Impfquote zu erhöhen, was zwar ein probates Mittel zur Überwindung der Pandemie sei. Allerdings dürfe das nicht auf dem Rücken der Wirte geschehen, fordert er mehr Ehrlichkeit von der Politik. Die geplante Ausdehnung hält Ebneter daher für „unverhältnismäßig, kaum wirksam, rechtlich fragwürdig, sozial heikel und wirtschaftlich schädlich“. Denn: Ein spontaner Besuch in einem Café oder Restaurant wäre dann für viele nicht mehr ohne Weiteres möglich. Gleichwohl wäre die Zertifikatspflicht weniger schädlich als ein erneuter Lockdown, den viele Betriebe zuletzt nur dank staatlicher Hilfe überleben konnten.
Mehr als die Hälfte der Schweizer Restaurants befürchten laut einer Umfrage des Branchenverbandes Gastrosuisse, dass ihr Umsatz um mindestens 30 Prozent zurückgeht, sollte der Bundesrat ernst machen. Laut den von SRF im Internet veröffentlichten Umfrageergebnissen fürchten rund 23 Prozent der Betriebe sogar Einbußen von 50 Prozent oder mehr mit dem Zertifikat. 13 Prozent der Betriebe dagegen gehen davon aus, dass ihr Umsatz nicht zurückgehen würde.