Basel Wenn Strom und Gas knapp werden

SB-Import-Eidos
Es besteht das Risiko, dass Europa in eine großflächige Strom- und Gasmangellage gerät. Foto: pixabay

Energie: Stundenweises Stromabschalten im Winter ist mögliches Szenario / Krieg spitzt Situation zu

Bern/Basel (sda). Der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), Werner Luginbühl, hält das stundenweise Abschalten des Stroms im Winter in der Schweiz für nicht ausgeschlossen. Er sagt aber: „Eine solche Situation wäre zu bewältigen.“

Es sei ein Worst-Case-Szenario, wie er in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ sagte. „Da ist es sicher ratsam, genügend Kerzen im Haus zu haben. Und wer einen Holzofen hat, sollte sich mit genügend Brennholz eindecken.“ Momentan werde „völlig gedankenlos“ mit Strom umgegangen. „Er ist immer da, und wir brauchen ihn einfach. Wenn wir uns nur ein wenig bewusster würden, dass jederzeit fließender Strom keine Selbstverständlichkeit ist, könnten wir viel erreichen“, erklärt Luginbühl. Derzeit werde geprüft, ob Großverbraucher bereit wären, ihre Produktion zeitweise zurückzufahren. „Das ist das wirkungsvollste Instrument, und da liegt auch das größte Potenzial.“

Politik hat Warnungen zu wenig ernst genommen

Luginbühl kritisiert, dass die Politik die jahrelangen Warnungen der Elcom vor einer Strommangellage im Winter zu wenig ernst genommen habe. Der Ukraine-Krieg habe die Situation nun aber stärker zugespitzt, als es selbst die Elcom erwartet hatte.

„Die Situation in den letzten Monaten hat gezeigt, dass wir das Thema Versorgungssicherheit viel entschiedener und entschlossener angehen müssen“, sagte Luginbühl. Es bestehe das Risiko, dass Europa in eine großflächige Strom- und Gasmangellage gerate. Das würde auch bedeuten, dass Frankreich – sonst ein Hauptlieferant – als Stromquelle im Winter wegfiele. Je nach Situation würden dann eventuell Deutschland und Italien als Lieferanten infrage kommen, so Luginbühl. Die neuen Notreserven der Schweizer Stauseen reichten nur für die gröbsten Engpässe während zwei bis sechs Wochen.

Bund und Energiebranche setzen für den Fall eines Gasmangels in der Schweiz auf einen Stufenplan. Erste Maßnahme wären Sparaufrufe an die Bevölkerung. Nur falls mildere Mittel nicht greifen, ist eine Kontingentierung geplant.

Vorgaben zu Temperaturen

Schon wenn jeder und jede einzelne die Heiztemperatur reduziere, habe dies eine Wirkung, sagte Bastian Schwark, Leiter des Fachbereichs Energie bei der wirtschaftlichen Landesversorgung (WL), jetzt vor den Medien in Bern. Eine Absenkung um ein Grad bringe circa sechs Prozent Ersparnis pro Haushalt.

Man erwarte, dass sich durch Sparappelle der Gasverbrauch in der Schweiz um ungefähr fünf Prozent senken ließe, so Schwark. Erst wenn dies nicht reichen sollte, sei vorgesehen, die Umstellung sogenannter Zweistoffanlagen von Gas auf Öl zu anzuordnen.

Mit den ersten beiden Schritten sei eine Senkung des Verbrauchs um etwa ein Fünftel möglich. Im Bedarfsfall könnten laut Schwark außerdem etwa verbindliche Vorgaben zu Temperaturen in öffentlichen Gebäuden oder Büros gemacht werden. Vorschläge für den Bundesrat seien derzeit in Arbeit. Eine Kontingentierung – die vierte Stufe des Plans – sei nur vorgesehen, wenn die anderen Maßnahmen ausgeschöpft seien.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading