Basel Wenn Zocken zur Sucht wird

Die Oberbadische
Auch wer ständig im Internet unterwegs ist, kann schon unter einer Sucht leiden. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Psychiatrie: In Basel gibt es ein neues stationäres Angebot für Verhaltenssüchte

In Basel hat Anfang Juli das schweizweit erste stationäre Behandlungsangebot für Verhaltenssüchte seinen Dienst aufgenommen. Damit wollen die Verantwortlichen auch auf die veränderte Definition dessen, was eine Sucht umfassen kann, reagieren.

Basel. Jonas S. hat eine schwere Zeit hinter sich. „Wenn ich am 25. eines Monats Lohn bekam, hatte ich am 2. noch zwei Franken im Geldbeutel, und mein Konto war auf Null“, beschreibt der junge Mann die Folgen seiner Spielsucht. Vor sechs Jahren ließ S. sich schon einmal ambulant behandeln.

Heute, nach drei Wochen im neuen stationären Angebot für Verhaltenssüchte, sagt er klar und deutlich: „Es geht mir sehr gut.“ Ihm ist bewusst, dass es keinen „Wunderheiler“ gebe, der nur mit dem Finger schnippen und ihn dadurch von seinem Krankheitsbild heilen könne, aber er ist willens und in der Lage, an sich zu arbeiten und sich dabei professionell unterstützen zu lassen.

Beim gestrigen Pressegespräch, bei dem die Arbeit des zum 1. Juli gegründeten stationären Angebots für Verhaltenssüchte vorgestellt wurde, war S. bereit, seine Erfahrungen stellvertretend für alle Menschen mit einer Verhaltenssucht zu teilen. Dass es derer viele gibt, erklärte Gerhard Wiesbeck. Der Mediziner ist Ärztlicher Leiter des Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen (ZAE), das von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) betrieben wird.

Sechs von zwölf Plätzen sind bereits belegt

Aufgrund internationaler Studien wird davon ausgegangen, dass nach vorsichtiger Schätzung allein in Basel-Stadt etwa elf Prozent aller Menschen an einer Verhaltenssucht leiden – das sind etwa 19 000 betroffene Personen. Ein Prozent frönt dem pathologischen Glücksspiel, zwei Prozent gelten als internet- und computersüchtig, fünf Prozent steigern sich in regelrechte Kaufräusche hinein, und drei Prozent werden als sexsüchtig angesehen.

Bereits im Jahr 2010 haben die UPK eine Ambulanz für Verhaltenssüchte eröffnet. Im ersten Halbjahr 2018 wurden dort insgesamt 102 Personen behandelt. Das neue stationäre Angebot ist für schwere Fälle gedacht. Von den zwölf Behandlungsplätzen sind derzeit bereits sechs belegt. Wiesbeck hoffe aber, dass dieses Angebot in den kommenden Jahren noch weiter ausgebaut werden könne – der Bedarf sei da.

Während der Begriff Sucht laut Wiesbeck früher meist auf die Abhängigkeit von sogenannten psychoaktiven Substanzen wie Alkohol oder andere Drogen begrenzt wurde, hat heute ein Umdenken stattgefunden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet Verhaltenssüchte explizit in ihrer jüngsten Auflage der Klassifikation von Krankheiten auf, welche Mitte Juni in Genf vorgestellt wurde.

Die stationäre Behandlung in Basel soll jeweils rund sechs Wochen dauern. Diese sechs Wochen entsprechen nach Angaben Wiesbecks jenem Zeitraum, der sich bei der stationären Behandlung von Menschen bewährt hat, die von Alkohol oder Drogen abhängig sind. „Da wir erst vor drei Wochen unsere Arbeit aufgenommen haben, können wir noch nicht sagen, ob diese Zeitspanne im Regelfall ausreicht“, erläuterte der Mediziner. Aber er gehe davon aus, dass nach Ende dieser Frist die Patienten ambulant weiterbehandelt werden könnten. „Auch bei uns gilt als Grundsatz: ambulant vor stationär“, sagte der Mediziner.

Weitere Informationen: Näheres zum stationären Angebot finden Interessierte im Internet unter www.upkbs.ch und per E-Mail an die Adresse info.verhaltenssuechte@upkbs.ch.

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