Basel Wider das menschliche Vergessen

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Auf dem ausgestellten Ramayana ist das zweite indische Nationalepos verewigt. Es handelt sich um eine Kunstdichtung und reicht zurück bis ins vierte Jahrhundert vor Christus. Foto: zVg/Museum der Kulturen

Ausstellung: Basler Museum der Kulturen zeigt, wie und woran sich verschiedene Gesellschaften erinnern

Basel - Mit der Ausstellung „Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens“ gibt das Museum der Kulturen Basel (MKB) seit 26. Juni Einblick in die vielfältigen Formen und Praktiken, wie Individuen, Gruppen und Gesellschaften Ereignisse erleben, im Gedächtnis bewahren und in bestimmten Momenten hervorholen.

Persönliche Rückblicke empfangen die Besucher der Ausstellung, wie das Museum mitteilt. Ob Souvenirs, Poesie- und Fotoalben oder Taufbriefe, sie bergen Erinnerungen an einen bedeutungsvollen Moment, einen speziellen Ort oder eine wichtige Person. Sie verdeutlichen laut Kurator Alexander Brust, dass Erinnerungen oft an Dinge geknüpft sind.

Durch die biografische Rückschau in die Vergangenheit werden selbst massengefertigte Reiseandenken einzigartig und erhalten emotionale Kraft.

Gesellschaftliche Ereignisse werden dargestellt

Die Ausstellung deckt nicht nur persönliche Momente auf, derer gedacht wird wie Geburt, Hochzeit oder Tod, sondern auch gesellschaftliche Ereignisse wie Kriege, Katastrophen, Grenzöffnungen oder Unabhängigkeitstage.

Das „Wie“ ist dabei zentral: Die Menschen besitzen eine Vielzahl von Praktiken, Formen und Medien, wie sie erinnerungswürdige Momente festhalten und überliefern oder Geschehnisse allenfalls verschweigen können.

Erinnerungshilfen aus verschiedenen Kulturen

Da der Mensch schnell vergisst, schafft er Gedächtnisstützen. In einem zweiten Raum sind unterschiedliche Erinnerungshilfen ausgestellt. Sie reichen von den Knotenschnüren der Inka aus Peru, mit denen statistische und strategische Angaben festgehalten wurden, über Jahrtausende alte Felsbilder mit Tiermotiven aus Afrika bis zu geritzten Bambusrohren aus Neukaledonien, die Ereignisse aus dem Alltag, aber auch Auseinandersetzung mit den Kolonisatoren abbilden.

Ahnen beeinflussen in vielen Kulturen das Leben ihrer Nachfahren. Sie werden mit Ritualen und Opfern verehrt und in verschiedensten Formen vergegenwärtigt. In Indonesien hatten geschnitzte Ahnenfiguren ihren festen Platz in jedem Haus. Das Museum zeigt diese neben Gedenkköpfen von verstorbenen Königen aus dem ehemaligen Reich Benin.

Der weltberühmte Türsturz aus Tikal aus dem achten Jahrhundert ist ein zentrales Dokument zum Verständnis der Geschichte und Gesellschaft der Maya. Auf der Karte aus Tecamachalco sind indigene und europäische Vorstellungen von Territorien und Besitzverhältnisse erkennbar. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere in den 1980er-Jahren eigneten sich breite Bevölkerungsschichten Medien für ihre Deutung und Bewahrung von Geschichte an, die zuvor weitgehend in den Händen von Eliten lagen.

Sei es im Zug der Entkolonisierung, zum Ende des Kalten Krieges, der Apartheid in Südafrika oder lateinamerikanischer Diktaturen. Auf Stoffen, Gemälden und Plakaten halten Akteure aus unterschiedlichen sozialen Schichten sowohl Gedenktage als auch Kritik an Diktaturen und Missbrauch der Staatsgewalt fest.

Die Ausstellung endet laut dem Museum der Kulturen im Gedenken an die Toten. In Europa ist dies Pflicht. Exponate wie Haarbilder, Totenbretter und Grabkreuze zeugen von der Erinnerung an die Verstorbenen. In Mexiko wird das Wiedersehen mit den Toten am „Día de los Muertos“ fröhlich gefeiert. In Peru hingegen schaffen Matsiguenga Wächterfiguren zum Schutz vor den Toten.

Info: Die Ausstellung dauert bis 5. Juli 2024 im Museum der Kulturen, Münsterplatz 20, in Basel. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Termine zu Führungen und Begleitprogramm sind auf der Homepage www.mkb.ch aufgeführt.

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