In etwas mehr als einer Woche wird ein Land zum Sieger des 69. Eurovision Song Contest (ESC) gekürt. Wer hat die größten Chancen und was erwartet ESC-Enthusiasten sonst noch? Eine Einordnung:
Ein erneuter ESC-Sieg der Schweiz wäre eine Sensation. Denn: Zoë Më werden wenig Chancen zugesprochen.
In etwas mehr als einer Woche wird ein Land zum Sieger des 69. Eurovision Song Contest (ESC) gekürt. Wer hat die größten Chancen und was erwartet ESC-Enthusiasten sonst noch? Eine Einordnung:
Am Sonntag wird in Basel der türkisfarbene Teppich ausgerollt – der längste in der Geschichte des ESC. Die Schweizer Teilnehmerin Zoë Më und ihre Entourage sowie die Delegationen der weiteren 36 teilnehmenden Länder werden durch die Stadt gehen. So wird die ESC-Woche eröffnet, die am Samstag darauf mit dem großen Finale in der St. Jakobshalle endet, wenn das Siegerland feststeht.
Während des einwöchigen Spektakels erwartet die Rheinstadt bis zu einer halben Million Touristen. Was das Publikum der Shows angeht, so geht das größte Ticketkontingent mit 56 Prozent an die Schweiz. Basierend auf den bisherigen Ticketverkäufen werden an den ESC-Shows Gäste aus insgesamt 83 Ländern erwartet, wie die SRG schreibt.
Die Chancen für die Schweiz sind nicht sonderlich groß. Laut den Wettquoten steht Zoë Më mit ihrem zarten Popsong „Voyage“ im vorderen Mittelfeld der Rangliste. Und auch wenn die Schweiz als Gastgeberland automatisch für das Finale qualifiziert ist, wäre ein erneuter ESC-Sieg eine Sensation. Das erste Mal, dass ein Land den weltweit größten Musikwettbewerb gleich zweimal hintereinander für sich entscheidet, wäre es aber nicht. Gelungen ist das schon Luxemburg (1972 und 1973) und Israel (1978 und 1979). Spanien gewann auch als Gastgeberland im Jahr 1969, wobei der Sieg mit Frankreich, der Niederlande und Großbritannien geteilt wurde. Irland gewann den Musikwettbewerb sogar dreimal hintereinander: 1992, 1993 und 1994.
Trotzdem, als Favoritin geht die Schweiz nicht ins Rennen. Gemäß den Wettbüros sind derzeit Schweden, Österreich und Frankreich hoch im Kurs. Schweden wurde bereits vor der Bekanntgabe des Partyschlager-Hits „Bara Bada Bastu“ als Favorit ausgemacht. Noch bevor das finnlandschwedische Comedy-Trio KAJ als Schwedens ESC-Act erkoren wurde, sagten die Buchmacher das skandinavische Land als wahrscheinlichen ESC-Gewinner voraus. Die Sauna-Hymne könnte also Schweden den Sieg einbringen. Schweden gilt generell als starkes ESC-Land: Mit Irland teilt es die meisten ESC-Siege – es sind je sieben.
Ebenso hoch im Kurs ist Österreich mit dem Beitrag „Wasted Love“. Seit der Veröffentlichung des Songs von Sänger JJ hält sich das Nachbarland bei den Wettbüros in der Spitzenregion der Rangliste. JJ ist ein Countertenor und sein Song erinnert an mancher Stelle an den hoch gesungenen und clubtauglichen Part von Nemos „The Code“. Das könnte man schon fast als Opern-Techno bezeichnen.
Den dritten Rang der 13 Wettbüros reklamiert derzeit Frankreich für sich. Das Land wird fix in das Finale einziehen, als eines der „Big Five“. Im Song „Maman“ – eine Ballade mit Power – reflektiert die Sängerin Louane das Muttersein als jemand, der die eigene Mutter verloren hat.
Ein Plus für Frankreich dürfte die Sprache sein. Französisch ist nach Englisch die am zweithäufigsten verwendete Sprache bei ESC-Siegertiteln. Die Freiburger Sängerin Zoë Më wählte ebenso die Sprache, die im Vergleich zu Deutsch als die romantischere wahrgenommen wird. So sangen etwa Michael von der Heide (2010) und Francine Jordi (2002) am ESC auf Französisch. Doch nicht immer war freie Sprachwahl. Seit 1999 müssen ESC-Acts nicht mehr in einer ihrer Landessprachen singen. Seither wird am ESC vermehrt auf Englisch gesungen.
Als Gastgeberland ist die Schweiz direkt für das Finale qualifiziert. Zoë Mës erster ESC-Auftritt findet dennoch vor dem 17. Mai statt. Sie wird „Voyage“ bereits am ersten Halbfinale performen, der am 13. Mai stattfindet. Über den Auftritt kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden; doch schaut man sich die Bühnenauftritte der 24-jährigen Künstlerin an der ESC-Pre-Party in Madrid an, kann eine intim gehaltene Performance erwartet werden – ohne großen Prunk drumherum. Das würde auch zu ihrer poetischen und reduzierten Pop-Ballade passen.