Basel Wissensdrang trifft Sammelwut

Die Oberbadische
 Foto: zVg

Kultur: Museum der Kulturen Basel thematisiert Sammel- und Ausstellungspolitik.

Basel - Sammel- und Ausstellungspolitik haben sich nicht erst durch breite öffentliche Diskussionen über Kulturgutraub stark geändert. Was bedeutet dies für die museale Arbeit heute? Das Museum der Kulturen Basel (MKB) zeigt die Herausforderungen und Möglichkeiten in der Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“.

Netsuke aus Elfenbein waren beliebte Sammlerstücke und zeugten von großer Handwerkskunst. Sie dienten in Japan der Befestigung von Geldbörsen oder taschenlosen Kimonos. Paradiesvogelbälge erzählen davon, dass sie nicht nur für die Kolonialmächte Neuguineas eine begehrte Ware waren, sondern auch bis heute einheimische Männer schmücken. Eine Trophäe aus Indonesien zeugt von der damaligen Faszination der Europäer für kulturelle Praktiken wie Kopfjagd, teilt das Museum mit.

Das zeigt auch in der neuen Ausstellung die Vielfalt der Kulturen auf. Die Besucher sind einmal mehr eingeladen, sich andere Perspektiven zu vergegenwärtigen. Für die Faszination ganzer Nationen für Elfenbein zum Beispiel. Für die Zuni in den USA, die Nichtinitiierten die Handhabung von Kokko-Masken untersagen wollen.

Große Bandbreite der Objekte

Durch den großen Wissensdrang, die ganze Welt abzudecken, kamen viele Objekte in die Sammlung. Zitate von einstigen Sammlern in der Ausstellung belegen den Eifer und die Euphorie, wenn wieder eine regionale Lücke gefüllt werden konnte. Da jedes Objekt potenzieller Beleg für die Entwicklung der Menschheitsgeschichte war, wurde zunächst alles gesammelt. Später rückten Qualitäten wie Echtheit, genaue Herkunft, Kontexte und wissenschaftliche Fragestellungen ins Zentrum.

Ausstellung stellt Vorgehen infrage

Die Sammelwut zeigt sich in der Ausstellung gleich am Anfang auf einem Tisch, der übersät ist von Objekten, von Vasen über Hobel bis zu Fächern. Bereits im Blickfeld haben die Besucher da auch schon das „Waffenarsenal“: 289 der insgesamt 7622 Pfeile zählenden Sammlung werden präsentiert. Pfeile sollten sich bestens für ethnologische Vergleiche eignen, also den Wissensdrang stillen, sagen die Museumsmacher.

Auf die Waffen folgen Reliquien, sakrale Gegenstände und menschliche Überreste. Viele Jahre wurden Schädel und Knochen ausgestellt, obwohl Vorstellungen von Tod, Toten und Jenseits dies meist verbieten. Die Ausstellung stellt dies einerseits in Frage. Andererseits demonstriert sie an Beispielen aus Mexiko, Venezuela oder Fiji mit originalen Beschreibungen der Sammler, wie diese zu Grabbeigaben und Menschenknochen kamen. Hier treten ein anderes Wissenschafts- sowie Weltverständnis zu Tage.

Herkunft der Objekte muss geklärt werden

Es gehört heute zu den Aufgaben jedes Museums, die Herkunft von Objekten zu klären. Belegt ist oft nicht viel, weder wer sie hergestellt hat, noch welche Zwischenstationen sie durchliefen oder auf welchem Weg sie ins Museum kamen. Fast immer dokumentiert ist, wer dem MKB was verkauft, geschenkt oder im Tausch abgegeben hat. Das zeigt die Ausstellung klar auf. Erst wenn die Provenienz feststeht, ist eine Rückgabe möglich. Ein Beispiel in der Ausstellung beschreibt die Übergabe eines Maori-Kopfs nach Neuseeland. Dem Museum blieben drei Abgüsse.

Besucher zum Nachdenken anregen

Eigens für das MKB hergestellt wurden auch viele Ausstellungsfiguren. Sie bevölkern einen eigenen Raum. Früher dienten sie der Zurschaustellung fremder Ethnien, imitierten die anderen und fixierten so Stereotype. Ziel ist es, dass Besucher zum Nachdenken über Stereotype in ihrem eigenen Alltag angeregt werden.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading