Basel Wo der Bär steppt

Gabriele Hauger
Hier wird gepinselt. Foto: Gabriele Hauger

Ausstellung: „Bewegte Welt“ im Spielzeug Welten Museum Basel

Basel - Vielleicht haben Sie auch noch einen Bär mit Knopf im Ohr zu Hause? In vielen Kinderzimmern werden die wertigen Markenstofftiere der Firma Steiff zwar zunehmend von glubschäugigen, chinesischen Billigimporten verdrängt: Doch ist die Firmengeschichte auch nach 130 Jahren weiterhin erfolgreich, werden Millionen an Teddys  & Co in alle Welt verkauft.

Es hat ein wenig nostalgischen Charakter, wenn man durch die aktuelle Sonderausstellung im Basler Spielzeug Welten Museum schlendert. „Bewegte Welt“ heißt die Schau über zwei Stockwerke. Und bewegt wird da so einiges: wahre Schmuckstücke aus der Produktion des weltbekannten Familienunternehmens sind hier neu aufgestellt – und werden mittels Mechanik zur Freude kleiner, aber auch großer Besucher zum Leben erweckt.

Solche Szenarien kennt man aus den weihnachtlich geschmückten Schaufenstern der Kaufhäuser. Hier im Museum sind sie geballt zu erleben, kleine alltägliche Miniaturen, in wunderbar sentimentalem Ambiente.

Lieblingsszene vieler Besucher dürfte das „Wochenende im Tierreich“ auf satten fünf Metern Länge sein, das 1928 mit 47 Steiff-Tieren samt spezieller mechanischer Vorrichtungen kreiert wurde. Es ist aber auch zu niedlich, wie die Elefanten fleißig ihre Bauchmuskeln trainieren, die Äffchen Dreiradfahren üben, wie tierische Boxkämpfe ausgetragen werden, das Schwein ein Heißluftbad genießt oder Bärchen in der Sauna chillen – ganz schön zeitgemäß und für damals eher ungewöhnlich.

Die Wohnhäuser des sportlichen Tierreichs wie Villa Lampe oder Haus Petz wurden zudem damals hoch modern im Bauhaus-Stil kreiert, viel Grün und große Fenster und Balkone, die Einblicke in deren Innenleben erlauben. Die originalen Stofftiere waren in einer Garage in den USA gefunden worden. Die Gebäudeteile fehlten. Dank Recherche konnten diese aber im Auftrag des Museums von Fachkräften detailliert nachgebaut werden.

Zu entdecken sind in der Ausstellung 13 weitere, kleinere Schaustücke von Steiff, die man vom Stil her viel eindeutiger dem Traditionshaus Steiff zuordnet. In der Schmiede dreht sich das Rad, klopft der Amboss, werkeln Igel und Äffchen. In anderen Schaustücken arbeiten tierische Scherenschleifer, Hobbyfilmer, Plakatmaler oder Bärendoktoren, ein emsiges Tun, das zur Schonung der Mechanik immer wieder kurz gestoppt wird.

Zu den in besagter amerikanischer Garage in den 90er Jahren gefundenen Figuren zählen auch die der Großszene „Die Mühle im Grund“ von 1926 mit ihren ausdrucksstarken Filzpuppen. Dabei wurde ein komplettes Dorfleben der damaligen Zeit nachempfunden. Das Mühlrad dreht sich, die Wäscherinnen waschen, der Dorfpfarrer plaudert, der Schmied beschlägt ein Pferd, Mehlsäcke werden gewuchtet, ein Fisch hängt an der Angel, Haustiere streifen durchs Dorf.

Die charakteristischen Gesichter der Dorfbewohner und die oftmals zum Schmunzeln anregenden Szenen wurden vom Puppendesigner Schlopsnies angefertigt. Wie groß die Faszination für das Schaustück war, lässt sich daran ablesen, dass es 1933 an der Weltausstellung in Chicago gezeigt wurde.

Hingucker der Ausstellung sind natürlich auch die imposanten Riesen-Puppen: Saurier, Giraffe, Affe und Riesen-Teddy, letzterer stattliche 1,50 Meter groß.

Die Geschichte des Familienunternehmens Steiff verbinden die meisten Menschen mit der Erfindung des beweglichen Teddy-Bären (1902). Die Anfänge des Unternehmens kennen zudem viele von dem bewegenden Spielfilm mit Heike Makatsch in der Rolle der Margarete Steiff (1847-1909), die zeitlebens aufgrund einer Kinderlähmung behindert war und gegen viele Widerstände den Grundstein für den Erfolg des Weltkonzerns legte.

Sie war es auch, die 1880 das erste Steiff-Tier, das als Nadelkissen gedachte „Elefäntle“ anfertigte. Dabei stand das Familienunternehmen für eine warmherzige Arbeitsatmosphäre sowie vorbildliche Sozialleistungen. Was die präsentierten Stoff-Tiere noch ein wenig schätzenswerter macht.  bis 9. Oktober 2022

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