Basel Wo Obdachlose Wärme finden

Adrian Steineck
(Symbolfoto) Foto: Archiv

Wärmestube: Basler Verein „Soup&Chill“ bietet abends Mahlzeiten an. Immer mehr Besucher.

Basel - Wer in Basel ohne Obdach ist, der findet beim Verein „Soup&Chill“ eine Anlaufstelle. Jetzt während der Wintermonate hat die Wärmestube wieder allabendlich geöffnet – und der Bedarf hat seit der Gründung im Jahr 2006 stetig zugenommen.

„Die Zahlen sind dramatisch“, macht Claudia Adrario de Roche im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Die Präsidentin des Vereins denkt zurück an die Anfänge: „Als ich im Jahr 2006 gemeinsam mit zwei anderen Frauen „Soup&Chill“ aus der Taufe gehoben habe, hatten wir im ersten Winter pro Abend 40 Besucher.“ Jetzt seien es durchschnittlich 100 Menschen, an den Wochenenden auch bis zu 140, welche das Angebot von „Soup&Chill“ wahrnehmen.

Die Gründe reichen von purer Einsamkeit über Obdachlosigkeit bis hin zu dem Umstand, dass Menschen in ihrer Wohnung keine Heizung haben. „Das kommt in Basel oft vor“, weiß die Vereinspräsidentin.

Großteil der Besucher ist männlich

Ähnlich wie in vielen deutschen Großstädten handelt es sich beim Gros der Besucher um Männer: „Nur ein Sechstel machen Frauen aus.“ Das liegt laut Adrario de Roche daran, dass diese sich meist länger selbst über Wasser halten können, sei es durch einen Freundeskreis oder durch raffiniertere Überlebensstrategien. „Aber wenn die Frauen dann schlussendlich zu uns kommen, geht es ihnen auch meist schlechter als den Männern.“ Bei vielen Besuchern wurden auch bereits psychische Probleme diagnostiziert.

Nach den ersten Jahren in provisorischen Unterkünften wie Containern und vor dem Abriss stehenden Häusern hat die „Wärmestube für Menschen, die kein eigenes Wohnzimmer haben“, wie sich der Verein selbst begreift, seit dem Jahr 2012 ein festes Domizil in der Nähe des Bahnhofs Basel SBB. Alljährlich von Anfang November bis Ende März geben die Helfer Suppe aus, wie Christian Fischer vom Verein im Gespräch mit unserer Zeitung darlegt. „Es gibt Obst, Salat, Suppe, Gemüse, Nudeln und ein Dessert – je nachdem, was wir gerade haben.“ Die Speisen erhält der Verein von Geschäften und vor allem von der Schweizer Tafel.

Ausgegeben werden die Nahrungsmittel durch einen Helferkreis, dem auch Besucher selbst angehören. „Zweimal im Monat vergeben wir Posten als Helfer, und diese sind stets sehr begehrt“, schildert Adrario de Roche ihre Erfahrungen.

Die Nutzer packen selbst mit an

Das liege laut der Vereinspräsidentin weniger an dem „wirklich niedrigen“ Motivationsgeld als an der Freude darüber, eine Aufgabe zu haben.

Verstärkt wird die Gruppe durch drei Festangestellte, von denen einer in der Küche steht. Die beiden anderen stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und besitzen ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Besucher. „Es soll ja keine reine Abfütterungsstation sein“, umreißt Adrario de Roche den Gedanken dahinter.

Als einzige Einrichtung dieser Art in Basel werden bei dem Verein „Soup&Chill“ die Speisen kostenlos abgegeben. Finanziert wird die Arbeit des Vereins – pro Winter werden dafür etwa 350 000 Franken benötigt – zu 15 Prozent durch den Kanton Basel-Stadt. Der Rest kommt durch private Spenden und Stiftungen zustande.

  • Die Wärmestube „Soup&Chill“ in Basel, Solothurnerstraße 8, ist täglich von 17 bis 21 Uhr geöffnet. Näheres unter www.soupandchill.com.

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