Basel Zu früh, um Entwarnung zu geben

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Trotz sinkender Fallzahlen können die Corona-Maßnahmen laut Schweizer Behörden noch nicht gelockert werden. Foto: Die Oberbadische

Pandemie: Schweizer Bund stellt keine Lockerung in Aussicht, aber hofft auf 17 Millionen Impfdosen

Basel - Trotz sinkender Infektionszahlen erteilt der Schweizer Bundesrat in Bern den Forderungen aus der Wirtschaft nach Lockerung der Corona-Maßnahmen vorläufig eine Absage. Sorge bereitet nämlich, dass die Zahl der mutierten Coronaviren in der Schweiz weiter ansteigt: 4138 Infektionen wurden bis gestern im Nachbarland festgestellt, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte. Das waren 646 mehr als noch am Freitag.

Angesichts der sinkenden Fallzahlen, aber zugleich auch exponentiell steigenden Virusvarianten-Aufkommens befinde sich der Bundesrat „in einem Dilemma“, beklagte der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset jüngst vor den Medien. „Wir haben eine Pandemie in der Pandemie“, erklärte er.

Die rund 40 bis 50 Prozent ansteckendere britische Virusform bereite den Behörden Sorgen.  Damit verhärten sich nun die Anzeichen, dass der Lockdown in der Eidgenossenschaft noch länger anhalten wird.

Auch der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen sieht für baldige Lockerungen derzeit keinen Spielraum. Am Samstag erst teilte er über den Nachrichtendienst Twitter mit: „Wir werden voraussichtlich erst im Laufe des Frühlings an einem Punkt sein, wo die Impfungen die Krankheitslast genügend reduzieren kann, damit wir gegebenenfalls dann entsprechend die Maßnahmen schrittweise reduzieren können.“

Bei den Impfungen drückt der Bund indes aufs Gas, damit in Zukunft auch bei Lieferschwierigkeiten genügend Impfdosen zur Verfügung stehen sollen. Wie das BAG jetzt bekannt gab, hat sich die Schweiz weitere 17 Millionen Corona-Impfdosen gesichert.

Lieferverträge mit Herstellern abgeschlossen

Verträge wurden abgeschlossen mit dem deutschen Pharmaunternehmen Curevac für fünf Millionen Dosen, mit dem US-amerikanischen Firma Novavax für sechs Millionen und mit Moderna für weitere sechs Millionen Dosen. Die zwei neuen Substanzen von Curevac und Novavax befinden sich in der dritten Testphase. Sollten sie die Zulassung von der Arzneimittelbehörde Swissmedic erhalten, wäre eine Lieferung bereits im zweiten Quartal möglich.

Schlechtere Nachrichten kamen von Swissmedic allerdings in Bezug auf den Impfstoff des schwedisch-britischen Unternehmens Astrazeneca: Die bisher vorliegenden und ausgewerteten Daten reichten noch nicht aus, teilte Swissmedic mit. Eine Zulassung für den Markt könne somit noch nicht erteilt werden.

Doch auch mit einer steigenden Anzahl an geimpften Bürgern wollte Steffen noch keine Entwarnung geben. Die Impfungen würden zwar die Krankheitslast auf den Intensivstationen der Krankenhäuser oder in den Alten- und Pflegeheimen deutlich verringern, aber mit ihnen werde es neue Herausforderungen geben, ist sich der Basler Arzt gewiss. „Auch im Frühling werden sich komplexe Fragen stellen, weil zwar die Krankheitslast durch die Impfung bei den Älteren reduziert ist, aber noch nicht ausreichend das Ansteckungspotenzial des Virus; damit kann die Krankheitslast bei den Jüngeren sogar steigen“, erklärte Steffen in einer weiteren Nachricht am Sonntag.

Während im besten Fall ab dem zweiten Quartal des Jahres die ältere Bevölkerung vom Impfschutz profitieren kann und bei ihr die Infektionen deutlich sinken, werden sich zunehmend jüngere Menschen mit den als ansteckender geltenden neuen Virusmutationen infizieren. Mögliche Lockerungen der Corona-Maßnahmen sowie ein trügerisches Bild von einer Besserung der Pandemie-Lage könnte die Bevölkerung dann unvorsichtiger werden lassen.

Dies kann schließlich dazu führen, dass sich bis zum Sommer Krankenhäuser mit sehr viel mehr jungen Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf füllen werden. Steffen befürchtet, dass es im März einen erneuten Anstieg der Fallzahlen geben wird. Man rechnet damit, dass die Mutationen das alte Coronavirus bald in der Schweiz verdrängt haben wird.

Steffen stimmte die Bevölkerung daher auf weitere harte Wochen ein: „Wir wissen, dass es in den nächsten Monaten noch immer erhebliche Maßnahmen brauchen wird, um das Virus, welches sich weiter an die Situation anpasst, genügend zurückzu- drängen, bis uns die Impfung genügend hilft.“

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