Basel Zum Abschied viel Theater

Gabriele Hauger

Theater: Förnbacher Theatersommer mit 15 Stücken im Badischen Bahnhof / Zwei Premieren

Basel - Die Förnbacher Theater Company ist eine Institution. Aus Basel und weit darüber hinaus, vor allem auch von deutscher Seite, kommen seit fast einem Vierteljahrhundert Theaterfreunde in die charaktervollen Räume beim Badischen Bahnhof. Und sie genießen die breite Palette an Stücken, die ihnen dort über die Jahrzehnte geboten wurde: vom Boulevard übers Musical bis zur Tragödie.

Theaterleiter, Regisseur und Schauspieler Helmut Förnbacher weiß seit langem, dass Schluss sein wird – zumindest am Bahnhof. Grund ist der seit langem geplante Umbau. Nun gibt es aufgrund verzögerter Bauarbeiten noch einen Aufschub für das Theater, und den nützen er und seine Company gerne: Drei Monate lang bis September wird nochmal die ganze Bandbreite des Theaters zum Zuge kommen.

15 Stücke, darunter zwei Premieren, werden gespielt. Ein ungeheurer organisatorischer Aufwand, erzählt Förnbacher. Schließlich sind die Schauspieler auch anderen Häusern verpflichtet. Es ist dennoch gelungen, den Theaterfans in den kommenden Wochen eine Tour D’horizon durch das Förnbacher’sche Theaterschaffen zu bieten.

„Coronabedingt konnten wir ja ein halbes Jahr lang nicht spielen. Das war eine echt harte Zeit,“ erzählt der Theatermann. Zum Glück müsse das Theater am Badischen Bahnhof so nicht enden, sondern kann nochmals einen Theatersommer bieten, für alle Kulturhungrigen und diejenigen, die im Sommer ihre Reisepläne vorsichtshalber noch zurückstellen.

„Natürlich sind wir und alle Schauspieler traurig, dass die Zeit hier zu Ende geht, gerade weil wir so viele treue Zuschauer haben, auch von deutscher Seite“, so Förnbacher. Unglaublich emotional sei die große Unterstützung gewesen, die er und sein Theater in den vergangenen Monaten erhalten habe. Und seit wieder gespielt werden darf, gebe es jeden Abend Standing ovations.

Er ist auf intensiver Suche nach einem Ersatzspielort, ein schwieriges Unterfangen, da eine zentrale Lage des neuen Theaters Voraussetzung ist. Einige Angebote habe es gegeben, bisher war nichts Geeignetes dabei. „Ich bleibe dran“, versichert Förnbacher kämpferisch und freut sich zunächst auf die anstehende, letzte Theaterzeit am Badischen Bahnhof.

Auftakt war am Mittwoch mit der Premiere „Der Richter und sein Henker“ als szenische Lesung mit Förnbacher selbst und seiner Frau Kristina Nel. Zu Dürrenmatt hat der Regisseur eine enge Beziehung. Zum Theater-Repertoire gehören daher auch regelmäßig „Der Besuch der Alten Dame“ oder „Die Physiker“, Stücke, die besonders bei Schulklassen immer gut ankamen. Bei der jetzigen Premiere setze man das Stück nicht 1 zu 1 um. „Das bekommt sonst schnell etwas Muffiges“. Vielmehr könne bei dieser Version der Zuschauer gut seine eigenen Welten dazudenken, was dem Werk gerecht werde.

Die zweite Premiere mit einem Update des Stücks „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo und Franca Rame ist am 6. August, ein Solo mit Kristina Nel und musikalischer Begleitung. „Eine Wahnsinns-Herausforderung für eine Schauspielerin“, so Förnbacher über die Umsetzung der Tragikomödie um ein Eheleben.

Die weiteren Sommer-Stücke zeigen die ganze Bandbreite der Theater Company: Tragödie, Komödie, Musical, Problemstück. Darunter Florian Zellers preisgekröntes Drama „Der Vater“ oder „Heisenberg – das Unschärfeprinzip“ von Simon Stephens, eine elektrisierende Liebesgeschichte zwischen zwei sehr unterschiedlichen Charakteren. Oder das weltbekannte Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, in dem Edward Albee einen bitterbösen Ehekrieg inszeniert.

Lustig wird es bei der ans Herz gehenden Komödie „Die Niere“ von Stefan Vögel mit bestem doppelbödigen Boulevard-Charme, das brisante Themen anpackt. Auch die „Love Letters“, eines der schönsten Theaterstücke über die Liebe, stehen auf dem Sommer-Programm.

Egal bei welchem Stück: „Die Zuschauer werden nochmal spüren, welch ein Erlebnis unser Theater ist“, freut sich Helmut Förnbacher. 40 Jahre Theater Company – eigentlich sollte das ja schön und groß gefeiert werden. Nun sind er und sein Team froh, überhaupt spielen zu können. Melancholie am Ende einer Ära? „Eigentlich wäre das angebracht. Ich habe im Moment aber keine Zeit dazu.“   www.foernbacher.ch, Tel. 004161/361 90 33

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