Zur Realität gehört daher, dass in Deutschland der Wiesbadener Statistik zufolge zwar knapp 850.000 Einheiten von den Behörden genehmigt, aber von den Investoren bislang nicht in Angriff genommen worden sind. Die Unternehmen warteten aus Unsicherheit ab, erklärt GdW-Präsident Axel Gedaschko: "Um das abzustellen, muss die Regierung dringend eine verlässliche und auskömmliche Fördersystematik sowie eine wirksame Rohstoffstrategie zur nachhaltigen Versorgung von Deutschlands Baustellen auf den Weg bringen."
Bauministerin möchte bürokratische Hürden abbauen
Auf Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und deutliche Preissteigerungen habe der deutsche Staat kaum Einfluss, stellt hingegen die Bauministerin der Ampel-Koalition, Klara Geywitz (SPD), fest. Sie verspricht im Verein mit den Ländern den Abbau bürokratischer Hemmnisse: "Also Genehmigungs- und Planungsprozesse digitalisieren, die 16 Länderverordnungen sinnvoll harmonisieren und die Bedingungen für den seriellen Bau erleichtern."
Der Blick vieler Experten richtet sich immer stärker auf neue Wohnungen im Bestand, also die Aufstockung bestehender Gebäude oder die Umnutzung von Bürogebäuden, die bislang nur rund zwölf Prozent der Anträge auf neue Wohnungen ausmachen. Der Immobilienverband IVD sieht ein Potenzial von 4,3 Millionen neuen Einheiten bis im Jahr 2040 und verlangt einfachere Genehmigungsverfahren.
Umnutzung von Büros könnte viel Geld sparen
Würden Büros zu Sozialwohnungen umgebaut, ließen sich damit gut 8000 Euro pro Wohnung sparen, rechnet der Vorsitzende der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, vor. Sogar rund 20.000 Euro ließen sich demnach sparen, wenn für Sozialwohnungen die Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent abgesenkt werde. Der Staat müsse schnell Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, um das Potenzial von Millionen neuer Wohnungen zu nutzen. Der Sozialdemokrat Feiger wird langsam ungeduldig mit der Ampel-Koalition: Von einer Umbau-Offensive fehle jede Spur.