Binzen Auf der Suche nach guten Konzepten

Weiler Zeitung
Bürgermeister Andreas Schneucker (l.) und Stadtplaner Stephan Färber präsentieren den aktuellen Bebauungsplan für das geplante Neubaugebiet „Kandergrund“. Foto: Alexandra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

„Kandergrund“: Geplantes Neubaugebiet soll Raum lassen für innovative Ideen / Auch Gewerbe denkbar

Bald werden die alten Sportplätze des TuS Binzen endgültig nicht mehr gebraucht. Es kann also allmählich losgehen mit der Überplanung des zwei Hektar großen Neubaugebiets „Kandergrund“ inmitten der bereits vorhandenen Wohnbebauung. Bei der Vergabe des Baugrunds will die Gemeinde neue Wege gehen.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Dem Gemeinderat war es immer wichtig, auf dem letzten großen bebaubaren Areal im Ort auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Andererseits muss der Bau der neuen Sportplätze, für den hohe Kredite aufgenommen wurden, gegenfinanziert werden. Angestrebt wurde deshalb ein Kompromiss, der beiden Ansprüchen gerecht wird.

Das wird auch bei der jetzt geplanten „Konzeptvergabe“ nicht anders sein. Geschaut wird nach dem besten Nutzerkonzept, nicht nach dem größten Profit, wobei vor Beginn des Verfahrens von einem unabhängigen Gutachter der Marktwert der Grundstücke ermittelt wird. Die Jury, bestehend aus Fachplanern und Mitgliedern des Gemeinderats, wird die Projekte später nicht nach einer festgelegten Punktematrix bewerten, sondern jedes Vorhaben individuell betrachten.

Die Bebauung soll zeitverzögert in drei Abschnitten erfolgen, um die Gemeinde nicht auf einen Schlag mit zehn Prozent Bevölkerungswachstum zu überfordern. Los geht es mit „Hof 1“, in etwa jener Bereich, in dem sich noch die alte Sportgaststätte und der Parkplatz befinden.

Hier stehen sechs Baufenster zur Verfügung, aus denen auf rund 6000 Quadratmetern Geschossfläche etwa 47 Wohnungen entstehen könnten. Eines dieser Baufenster bleibt dem „Ankernutzer“ vorbehalten, der für das Quartier die Tiefgarage erstellt. An diese Infrastruktur können die übrigen Bauherren andocken.

Gemeinsam geht es dann an die Feinabstimmung und die Gestaltung des Hofs, um den sich die Gebäude gruppieren. Ein Vorgehen, von dem man sich eine größere Identifikation der späteren Bewohner mit der Gemeinde, aber auch mehr Nutzervielfalt verspricht. In den Erdgeschossen könnte sich nicht störendes Gewerbe ansiedeln, etwa eine Fahrrad-Werkstatt, Co-Working-Arbeitsplätze oder ein Tagescafé, so dass das Quartier zu einem Treffpunkt nicht nur für Bewohner werden kann.

Das Verfahren der Konzeptvergabe richtet sich explizit auch an Privatleute oder Bauherrengemeinschaften. Gewünscht sind „durchdachte Projekte, die einen Mehrwert für die Dorfgemeinschaft bieten“. Gespannt ist man auf dem Rathaus auch auf „innovative energetische Ansätze“. Angestrebt wird ein durchmischtes Quartier, das Platz für alle Altersklassen bietet.

Stadtplaner Stephan Färber könnte sich zum Beispiel gut vorstellen, dass sich Binzener, deren Kinder aus dem Einfamilienhaus ausgezogen sind, zusammentun, um im „Kandergrund“ eine altersgerechte WG zu gründen und so für Familien dringend benötigten Wohnraum freigeben. Dabei darf es in einem Gebäude auch eine Mischung aus preisgünstigen und hochwertigen Mietobjekten sowie Eigentumswohnungen geben. „Wir wollen die größtmögliche Flexibilität für innovative Lösungen“, erklärt der Stadtplaner.

Bis ins Detail ausgearbeitet sollen diese Vorschläge zunächst gar nicht sein. Das erfordert auch von den Banken als den Geldgebern eine gewisse Flexibilität. Es gilt daher, die Kreditinstitute von dem Konzept zu überzeugen, bei dem man sich auf die einzelnen Baufenster bewirbt.

Experten beraten

Neu ist das Prinzip der Konzeptvergabe nicht. Die Gemeinde Binzen lässt sich deshalb von Experten aus Tübingen und Kirchheim unter Teck beraten, wo man schon entsprechende Erfahrungen gesammelt hat. Nach Tübingen ist am 9. November eine Exkursion geplant.

Und wie geht es jetzt weiter? Bauwillige können bei der Gemeinde ihr Interesse bekunden. In der Gemeinderatssitzung am 19. September wird der aktuelle Stand der Planungen vorgestellt. Ende Oktober soll es eine Infoveranstaltung für interessierte Bürger geben. Mit der ersten Bautätigkeit rechnet Färber in rund anderthalb Jahren.

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