Binzen „Bewusstsein für Erzeuger vor Ort“

Adrian Steineck

Landwirtschaft: Mit-Initiator Frank Krumm über die verschobene Veranstaltung Binzener LandKulTour

Binzen - Mit der ersten Binzener LandKulTour hätten sich am 21. Juni zehn selbstvermarktende und produzierende Betriebe vorstellen sollen. Hätten – denn die Corona-Krise machte auch hier den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. So musste die LandKulTour ins kommende Jahr verschoben werden.

Über die Intention dieser Veranstaltung und darüber, wie trotz der vorläufigen Absage das Bewusstsein für die Landwirtschaft gefördert werden soll, sprach unsere Zeitung mit dem Mit-Initiator Frank Krumm.

Herr Krumm, die Entstehungsgeschichte der LandKulTour reicht ja einige Jahre zurück. Wer sind die Initiatoren?

Bereits vor etwa fünf Jahren wurden gemeinsame Arbeitseinsätze zur Pflege von Böschungsflächen in den Reben initiiert. Landwirte und die zahlreichen anderen Nutzer, wie etwa Jäger, Imker, der Naturschutz und vor allem auch Jugendliche aus dem Dorf sind involviert und wollen gemeinsam das gegenseitige Verständnis für unterschiedliche Interessen fördern. Aus diesen Aktionen hat sich eine Art Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Haupt- und Nebenerwerbslandwirten gebildet, die sich nun regelmäßig trifft und austauscht.

Was ist die Intention dieser Veranstaltung?

Wir wollen die Menschen sensibilisieren und das Bewusstsein für die wertvollen Lebensmittel, die von den Erzeugern vor Ort angebaut werden, schaffen. Es gibt dabei viele Themen, die uns zeigen, dass dies notwendig ist.

Zum Beispiel?

Es werden Bauern angefeindet, wenn sie ihre Felder spritzen. Zudem gibt es mehr Spaziergänger mit freilaufenden Hunden, und auch Vandalismus ist immer wieder ein Thema. Generell beobachten wir, dass viele Menschen etwas unbedarft konsumieren und sich dann wundern, dass Bäume verschwinden. Wir wollen die Zusammenhänge zwischen Konsum, Produktion und dem was in der Landschaft geschieht aufzeigen.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie dazu beiträgt, dass die Menschen sich wieder stärker auf das besinnen, was vor Ort vorhanden ist. Sehen Sie diese Krise auch als Chance für die lokale Landwirtschaft?

Jede Krise bietet Chancen, und die Corona-Krise insbesondere deshalb, weil sie die Schwächen der Globalisierung aufzeigt. Der wahre Preis von Importen und die negativen Folgen der Abhängigkeiten werden deutlich. Der globale Handel beschleunigt die Ausbreitung neuer Arten. Die Natur kann sich anpassen, während der Mensch – speziell auch die Landwirtschaft – vor immer neue Herausforderungen gestellt wird.

Gibt es nicht auch schon aus der Zeit vor Corona die Entwicklung hin zu gesunder Ernährung und Bio-Produkten von heimischen Erzeugern?

Die gesellschaftliche Entwicklung ist zweigeteilt: Zum einen wird die „Geiz ist Geil“-Fraktion größer, die preisorientiert einkauft, zum anderen sehen wir den Trend hin zum Einkauf bei lokalen Erzeugern. Aus unserer Sicht ist das wirksamste Biolabel die Regionalität, die auch lokale Wertschöpfung fördert, das wollen wir den Verbrauchern vermitteln.

Begleitend zur LandKulTour soll auch eine Broschüre erscheinen. Wie geht es mit dieser weiter, jetzt, da die Veranstaltung verschoben wurde?

Die Broschüre, die auch einen Hofladenführer enthält, sollte ursprünglich zum 21. Juni erhältlich sein. Hier kommt uns die Verschiebung zugute, da wir nochmals investieren und tief in die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre eintauchen können. Sie soll aber auf jeden Fall im Sommer erscheinen. Auch den Schauacker, der zu der Veranstaltung angelegt wurde, gibt es bereits in der Nähe des Binzener Sportplatzes. Auch damit werden wir versuchen, die Menschen für unsere Anliegen zu sensibilisieren.

In der Mitteilung, die Sie anlässlich der Verschiebung verschickt haben, erwähnen Sie drei Forschungsprojekte, die im Rahmen der LandKulTour hätten präsentiert werden sollen. Um welche Projekte handelt es sich dabei?

Da gibt es ein grenzüberschreitendes Projekt, das in Frankreich koordiniert wird und sich mit verschiedenen Aspekten der Biodiversität in Weinbergen beschäftigt. Ein weiteres Projekt untersucht die Potenziale von Beweidung in Weinbergen. Das dritte Forschungsprojekt, das wir bei der LandKulTour vorstellen wollten, untersucht die Inhaltsstoffe alter, in dieser Region angebauter Streuobstsorten und vergleicht diese mit neuen Züchtungen.

Frank Krumm ist als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beschäftigt. Er betreibt in Binzen das Stapflehus-Lädeli Krumm und ist im Gemeinderat aktiv.

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