Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie dazu beiträgt, dass die Menschen sich wieder stärker auf das besinnen, was vor Ort vorhanden ist. Sehen Sie diese Krise auch als Chance für die lokale Landwirtschaft?
Jede Krise bietet Chancen, und die Corona-Krise insbesondere deshalb, weil sie die Schwächen der Globalisierung aufzeigt. Der wahre Preis von Importen und die negativen Folgen der Abhängigkeiten werden deutlich. Der globale Handel beschleunigt die Ausbreitung neuer Arten. Die Natur kann sich anpassen, während der Mensch – speziell auch die Landwirtschaft – vor immer neue Herausforderungen gestellt wird.
Gibt es nicht auch schon aus der Zeit vor Corona die Entwicklung hin zu gesunder Ernährung und Bio-Produkten von heimischen Erzeugern?
Die gesellschaftliche Entwicklung ist zweigeteilt: Zum einen wird die „Geiz ist Geil“-Fraktion größer, die preisorientiert einkauft, zum anderen sehen wir den Trend hin zum Einkauf bei lokalen Erzeugern. Aus unserer Sicht ist das wirksamste Biolabel die Regionalität, die auch lokale Wertschöpfung fördert, das wollen wir den Verbrauchern vermitteln.
Begleitend zur LandKulTour soll auch eine Broschüre erscheinen. Wie geht es mit dieser weiter, jetzt, da die Veranstaltung verschoben wurde?
Die Broschüre, die auch einen Hofladenführer enthält, sollte ursprünglich zum 21. Juni erhältlich sein. Hier kommt uns die Verschiebung zugute, da wir nochmals investieren und tief in die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre eintauchen können. Sie soll aber auf jeden Fall im Sommer erscheinen. Auch den Schauacker, der zu der Veranstaltung angelegt wurde, gibt es bereits in der Nähe des Binzener Sportplatzes. Auch damit werden wir versuchen, die Menschen für unsere Anliegen zu sensibilisieren.
In der Mitteilung, die Sie anlässlich der Verschiebung verschickt haben, erwähnen Sie drei Forschungsprojekte, die im Rahmen der LandKulTour hätten präsentiert werden sollen. Um welche Projekte handelt es sich dabei?
Da gibt es ein grenzüberschreitendes Projekt, das in Frankreich koordiniert wird und sich mit verschiedenen Aspekten der Biodiversität in Weinbergen beschäftigt. Ein weiteres Projekt untersucht die Potenziale von Beweidung in Weinbergen. Das dritte Forschungsprojekt, das wir bei der LandKulTour vorstellen wollten, untersucht die Inhaltsstoffe alter, in dieser Region angebauter Streuobstsorten und vergleicht diese mit neuen Züchtungen.
Frank Krumm ist als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beschäftigt. Er betreibt in Binzen das Stapflehus-Lädeli Krumm und ist im Gemeinderat aktiv.