Für das Kandertal heißt das konkret: Insbesondere die Gemeinden Binzen, Rümmingen und Wittlingen sollen nicht zusammenwachsen. Riedl sprach sich deshalb auch für eine dichtere Bebauung in den Innenbereichen der Gemeinden aus.
Als Versorgungsschwerpunkte im Tal hatte die Planerin Kandern und Binzen ausgemacht. Als großes Kapital der Region bezeichnete sie die Landschaft. „Eine wichtige Rolle im Biotopverbund spielen die Waldgebiete“, sagte Riedl. Außerdem gebe es Feuchtbiotope entlang der Kander. Daraus ergibt sich eine Herausforderung: Landschaftserhalt versus Siedlungsdruck.
Sander Kool, bei Infras im Geschäftsbereich Verkehr und Raum tätig, sah im Kandertal Potenzial für zusätzliche Schnellbusachsen nach Basel, was von Teilnehmern aufgrund es hohen Verkehrsaufkommens in Frage gestellt wurde. Den Radverkehr wollte er idealerweise auf getrennten Wegen führen.
Die Kandertal-S-Bahn werde selbstverständlich mitgedacht, sagte Kool. Geplant würden derzeit kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV, die dem Wunschprojekt vieler Kandertäler später aber nicht im Weg stünden.
Moderator Roman Frick, er leitet das Infras-Büro in Bern, erläuterte die aktuelle Grundidee wie folgt: Vom Kandertal aus soll man möglichst schnell den Bahnhof in Haltingen erreichen. Dort sei es dann möglich, in die Regionalbahn umzusteigen.
Arbeitsgruppe Siedlung
Ein großes Thema in der Arbeitsgruppe Siedlungsentwicklung war – wie nicht anders zu erwarten – das Thema „bezahlbarer Wohnraum“. Um eine gute Durchmischung der Bevölkerung zu erreichen, wurde auch über neuere Konzepte wie das Mehrgenerationen-Wohnen nachgedacht. Die Bebauung soll schrittweise und – ortsangepasst – mit höheren Dichten erfolgen.
In den Ortskernen will man die Aufenthaltsqualität steigern. Die Versorgungsfunktion in Rümmingen und Wittlingen soll ebenfalls gestärkt werden.
Arbeitsgruppe Landschaft
Für die Landschaft im Kandertal wurde von den Planern eine Dreiteilung vorgeschlagen mit erstens einer „erlebbaren Schwarzwaldidylle“ im oberen Bereich, zweitens einer „vielfältigen Kulturlandschaft“ im mittleren Bereich und drittens einem Landschaftsraum im Vorderen Kandertal, wo der größte Siedlungsdruck herrscht.
Vorgeschlagen werden der Ausbau der Wander- und Radrouten, eine Stärkung des Biotopverbunds sowie generell der Erhalt von Landschaft. In der Arbeitsgruppe wurde zudem die Unterstützung der Weideverbände im oberen Kandertal bei der Offenhaltung der Landschaft angesprochen. Aber auch über Aspekte des Umweltschutzes wurde diskutiert.
Arbeitsgruppe Verkehr
Die meisten Teilnehmer interessierten sich für den Teilbereich Verkehr. Themen waren die bessere Anbindung vor allem auch der abseits der Hauptverkehrsachse gelegnen Dörfer an den ÖPNV, der Ausbau des Radwegenetzes, der zunehmende Individualverkehr und – natürlich – die Kandertal-S-Bahn, wenn auch nur als eine Option für die Zukunft.
Die Podiumsdiskussion
Die Podiumsdiskussion, moderiert von Moritz Lehmann, bildete den Abschluss der gut dreistündigen Veranstaltung, bei der es letztlich darum ging, gemeinsame Entwicklungsziele für das Kandertal zu definieren.
Auf die Frage, warum die Gemeinden überhaupt ein Bevölkerungswachstum wollen, antwortete Daniela Meier, Vorsitzende des Gemeindeverwaltungsverbands Vorderes Kandertal, dass dies gut für die Durchmischung sei und neue Leute bringe.
„Wir brauchen einen gewissen Zuzug, um die Versorgungssicherheit zu wahren“, erklärte dazu Christian Renkert, Bürgermeister in Kandern. Beide wollen bei den Bauformen, auch notgedrungen, ein Stück weit weg vom Einfamilienhaus im Grünen. Bei der Nachverdichtung mit höheren Häusern können sie offenbar auf die Unterstützung des Landkreises zählen, wie Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler ausführte.
Karl Heinz Hoffmann vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee wollte Werbung dafür machen, dass verdichtetes Wohnen nicht unbedingt schlechtes Wohnen bedeuten muss. Er plädierte dafür, die Fehler, die im Wiesental mit der Bebauung gemacht wurden, im Kandertal nicht zu wiederholen.
Als entschiedenster Fürsprecher für die S-Bahn erwies sich Renkert. Er sah in dem geplanten Zukunftsprojekt den konsequenten Schritt, um Basel wirklich schnell zu erreichen.
Jessica Fässler, Leiterin des Agglomerationsprogramms (Agglo) Basel, sprach für die Achse Kandertal von guten Entwicklungschancen für die Zukunft, sofern alle Akteure mitziehen. Dafür gebe es sehr gute Anzeichen, sagte sie – wohl auch mit Blick auf die Veranstaltung zum Raumkonzept 2040.