Binzen Der Starkregen und seine Folgen

Weiler Zeitung

Nachschau: Zerstörte Feldwege, ausgeschwemmte Felder und Ernteschäden / Probleme auch hausgemacht

Fast sind sie wieder vergessen: Die beiden Starkregenereignisse, die vor zwei Wochen auch große Teile des Vorderen Kandertals in Mitleidenschaft gezogen haben. Für den Werkhof indes sind die Nachwirkungen dieser Nächte noch lange nicht erledigt. Nach dem Freilegen der verstopften Abflüsse gilt es nun, nach und nach die ausgewaschenen Feldwege zu sanieren.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Binzen war bei Weitem nicht am schlimmsten betroffen. Dennoch zeigt sich auch jetzt noch bei einer Rundfahrt ums Dorf herum das ganze Ausmaß, das die Fluten in jenen Nächten angenommen haben müssen.

„In Schallbach kamen innerhalb von einer Stunde 30 Liter Wasser pro Quadratmeter runter“, berichtet Dieter Krause, stellvertretender Leiter des Werkhofs Vorderes Kandertal. Er selbst hatte an diesem Wochenende 64 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter gemessen.

In Binzen war die Blauen-straße oberhalb des Friedhofs betroffen. Noch jetzt kann man den Schlamm auf der Straße und dem Friedhofsparkplatz sehen.

Dass die Felder den Wassermassen so wenig entgegenzusetzen hatten und regelrecht ausgeschwemmt wurden, lag auch daran, dass der Mais – und zumeist sind es Maisfelder – erst frisch eingesät worden war. Eine Verwurzelung der kleinen Pflänzchen hatte, wenn überhaupt, erst in Ansätzen stattgefunden.

Schließlich kam eins zum andern: Die Schlammmassen von den Maisfeldern bahnten sich ihren Weg talwärts und verstopften dabei die Abflüsse. Das viele Wasser suchte sich andere Wege, um abfließen zu können. Nicht befestigte Feldwege wurden regelrecht ausgeschwemmt. Ein Landwirt verlor einen Großteil seiner Zucchini-Pflanzen. Von einem Weg angeschwemmtes Geröll landete auf seinem Feld.

Keine Frage, die Landwirte gehören zu den Hauptleidtragenden. Doch sie sind auch Teil des Problems. „Muss denn wirklich immer jeder Quadratzentimeter Fläche bepflanzt werden?“, fragen sich Krause und Bürgermeister Andreas Schneucker beim Rundgang entlang der Felder. Früher habe es mehr Feldraine gegeben, also Randstreifen, etwa mit Grasbewuchs, die die Anbauflächen begrenzten. Und auch Bäume dürfen offenbar nur noch selten inmitten von Agrarflächen stehen bleiben, da sie die Bewirtschaftung mit schwerem Gerät behindern.

Auf eine weitere Eigenart in der Landwirtschaft weist Krause hin. Oft würden die Nutzpflanzen auf einer vorher eingegrabenen Folie wachsen, um den Unkrautwuchs zu unterdrücken. Bei Starkregen würden aus diesen Folienreihen schnell kleine Bäche, die das Versickern zusätzlich erschweren.

Hinzu kommt, dass die Feldwege durch große Maschinen und Tanklastzüge über die Maßen in Anspruch genommen werden. Dafür seien sie schlicht nicht ausgelegt, sagt Krause. „Wir können doch nicht alle Feldwege asphaltieren“, findet auch Schneucker, obwohl dies besagte Zucchinis vermutlich gerettet hätte.

Für den Werkhof gab es nach den Starkregennächten eine klare Priorität: Die Abflüsse mussten wieder freigeschaufelt werden. „Nachdem wir am Montag und Dienstag endlich das Gröbste beseitigt hatten, gab es am Mittwoch noch einmal einen starken Regen und wir konnten wieder von vorne anfangen“, erzählt Krause.

Gerade hat er von der Straßenmeisterei Wollbach erfahren, dass es bei Wittlingen noch zwei verstopfte Abflüsse gibt, um die er sich jetzt kümmern will. Denn eins ist klar: Der nächste Starkregen kommt bestimmt. Vielleicht schon morgen, vielleicht auch erst in fünf Jahren.

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