Binzen Die Binzener zum Lesen animieren

Zoë Schäuble
Ein zentraler Standort für den Bücherschrank neben dem Buswartehäuschen wurde bereits gefunden. Foto: Zoë Schäuble

Gemeinderat: Binzen wird einen Bücherschrank bekommen / Wettergeschützt und zentral beim Rathaus

Binzen - In Baden-Württemberg gibt es 552 öffentliche Bücherschränke, mehr als sonst irgendwo in Deutschland. Seit mehr als einem Jahrzehnt denkt man auch in Binzen über einen solchen nach. In der Gemeinderatssitzung haben sich die Binzener Räte einstimmig für die Anschaffung dieser Büchertausch- und Sammelstelle ausgesprochen.

Gemeinderätin Diana Duhalt-Nestlé freut sich besonders, dass das Projekt nun endlich in die Tat umgesetzt wird. Denn schließlich ist sie die Initiatorin, die vor zehn Jahren Bürgermeister Andreas Schneucker um die Anschaffung eines Bücherschranks bat. „Es war schon lange mein Wunsch, dass es am Rathausplatz eine Möglichkeit zum Büchertausch gibt – so kommen die Leute zusammen, man tauscht sich aus und animiert sich zum Lesen.“

Im Plenum hatten die Gemeinderäte verschiedene mögliche Standorte bereits diskutiert und letztendlich hatte sich die Arbeitsgruppe für den Standort links neben dem Buswartehäuschen direkt vor dem Rathaus entschieden. „Dort auf dem Platz gibt es ja auch das Rathauscafé Lotta, da passt der Schrank gut ins Gesamtbild und man kann bei einem Kaffee ein bisschen lesen“, stellt sich Duhalt-Nestlé die Situation bereits bildlich vor.

Das ausgewählte Modell ist 2,10 Meter hoch und 60 Zentimeter tief. Durch die aus Acrylglas bestehenden Türen kann man direkt erkennen, welche Bücher der Schrank gerade beherbergt. Zwei Eisenstreben am Buswartehäuschen werden entfernt, sodass sich der Schrank ideal in die entstandene Lücke einfügen kann, erklärte Schneucker in der Sitzung. „Zusätzlich ist der Schrank und sein Inhalt durch das vorstehende Dach des Wartehäuschens vor Regen geschützt.“

Für den Bücherschrank hat die Gemeinde einen Betrag von 10 000 Euro vorgesehen. „Das Modell kostet 8500 Euro, aber der Transport und das Fundament kommen noch hinzu“, erklärte Bürgermeister Schneucker den Betrag.

Gemeinderätin Alice Bucher warf ein, dass das Wartehäuschen in naher Zukunft verlegt werden solle und somit die Überdachung nicht mehr gegeben wäre. Schneucker sah jedoch darin kein Problem, das Wartehäuschen soll auch dann bestehen bleiben, wenn die Haltstelle verlegt wird. In einer der nächsten Sitzungen wird entschieden, wann der Schrank aufgestellt werden soll.

Insgesamt 250 Bücher finden im Schrank Platz. Um diesen Platz auch auszufüllen, können für die Erstbestückung pro Haushalt bis zu zehn Bücher bei Duhalt-Nestlé nach Terminvereinbarung abgegeben werden. Rätin Nadja Lützels Sorge, dass man mit dieser Zahl angesichts des doch begrenzten Platzes zu hoch greife, hielt Schneucker für unbegründet. „Man muss überhaupt erst einmal zehn Bücher haben, die man abgeben möchte.“ Zudem dürfe Duhalt-Nestlé Bücher ablehnen und aussortieren, wenn es zu viele oder thematisch unpassende seien. „Es soll schließlich kein Schund im Bücherschrank stehen“, betonte der Bürgermeister.

Ehrenamtliche betreuen das Projekt

Die Pflege des Schranks, der dazu dient, Bücher kostenlos, anonym und ohne Formalitäten zum Tausch oder zur Mitnahme anzubieten, übernimmt Duhalt-Nestlé. Unterstützt wird sie dabei von den ehrenamtlichen Helfern Myrna Arnegger-Rojas, Margarita Martínez, Isabelle Stährfeldt und dem Ehepaar Schlesinger aus Binzen.

Der Schrank ist für Duhalt-Nestlé eine „Herzensangelegenheit“. „Ich komme aus einem Land, wo viel gelesen wird. Mir ist es wichtig, dass gerade auch Kinder wieder mehr lesen und nicht nur in der digitalen Welt unterwegs sind.“ Gemeinsam mit den anderen Ehrenamtlichen will sie die in nächster Zeit angelieferten Bücher sukzessive sortieren, durchsehen und mit einem entsprechenden Etikett versehen.

Dem Wunsch von Gemeinderat Frank Krumm, auch Bücher in alemannischer Mundart in den Schrank aufzunehmen, kommen sie und ihr Team gerne nach. „Wir wollen verschiedensprachige Bücher, schließlich sollen sich ja auch alle Menschen angesprochen fühlen.“

Angst vor Verlust und Diebstahl hat die Rätin nicht. „Die Abgabe geschieht ja auf freiwilliger Basis und wir werden sicher einige Bücher bekommen. Da ist es nicht schlimm, wenn mal eins fehlt.“

Das Sortiment des Bücherschranks soll sich sowieso von Zeit zu Zeit ändern: „Wir tauschen Bücher aus, dann haben Interessierte auch neuen Lesestoff.“

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