Bis in die Zugabe hinein – einem Klavierstück von Rachmaninow – war es ein virtuoses, kraftvolles und klangmächtiges Spiel, was die Klavierfreunde im Binzener Rathaussaal am Sonntag von Gaidar Beskembirov zu hören bekamen.
Die Reihe „Weltklassik am Klavier“ hat sich in Binzen längst etabliert, was der gute Publikumszuspruch beim jüngsten Klavierabend zeigte. Auf dem Programm stand große Kunst der Romantik.
Bis in die Zugabe hinein – einem Klavierstück von Rachmaninow – war es ein virtuoses, kraftvolles und klangmächtiges Spiel, was die Klavierfreunde im Binzener Rathaussaal am Sonntag von Gaidar Beskembirov zu hören bekamen.
Der in Freiburg beheimatete Pianist, der an dortigen Musikhochschule das Fach Klavier unterrichtet, hat die große Aufgabe des Programms „Kapellmeister Kreisler, die Kreisleriana und Polonaise-Fantasie!“ in der Reihe Weltklassik am Klavier imponierend bewältigt.
Er begann mit den drei späten Klavierstücken von Brahms, den Intermezzi opus 117, den „Wiegenliedern meiner Schmerzen“, wie sie Brahms nannte. Es sind elegische, melancholische Klavierintermezzi und der Pianist traf in seiner romantisch durchwirkten Interpretation exakt dieses Klima von Klage, Schmerz und Träumerei.
Zu diesen Werken passte wohl am besten auch, was Beskembirov, der kein Wort zum Programm sagte, dem Publikum ausrichten ließ: „Die Musik spricht für sich“.
Den Brahms spielte er noch zurückhaltend, nach innen gekehrt, gedämpft in seinem stimmungsbetonten Spiel, zwischen Gedankenschwere und Verhaltenheit. Den Chopin legte er dann mit sehr rundem, voluminösem Ton auf die Tasten.
Schon der rhapsodische Beginn der Polonaise-Fantaisie opus 61, Chopins letztes großes Klavierwerk, ließ durch das gesetzte Maestoso aufhorchen. Man hörte eine kraftvolle, sonore, geschlossene Darstellung dieses balladesken Tanzopus im Polonaisenrhythmus. Die Wiedergabe hatte wirklich Aura, verbreitete die Grandiosität des Chopinschen Gestus.
Liszt setzte dem noch etwas drauf. Die Transzendentale Etüde Nummer 11 („Harmonies du soir“) mit ihrem Klangzauber, ihren hymnischen Aufschwüngen und arpeggierten Akkorden hat der Gast am kernig und klar, aber nicht zu knallig klingenden Kawai-Flügel spannungsintensiv und konturiert dargeboten, mit mächtig gesteigertem Ton, aber gänzlich ohne Show und Renommiergehabe, sondern sehr ernsthaft wie alles an diesem Abend.
Aber das war nur eines von fünf pianistisch anspruchsvollen Stücken, die an diesem etwas grauen und trüben Nachmittag, der durch die Musik aufgehellt wurde, vor zahlreichem Publikum erklangen. Auch nach der Pause in Schumanns bedeutender Kreisleriana zeigte der Gast seine pianistische Meisterschaft und sein technisch-manuelles Knowhow.
Diese kurzen Charakterstücke sind ja pianistische Prüfsteine und Gaidar Beskembirov entfacht das Feuer dieser Miniaturen mit großer Klarheit, voll nuanciert und mit pianistisch fabelhaftem Zugriff.
Man konnte sich danach nur noch auf die Zugabe freuen und bekam ein schönes Stück Musik: die Nummer 2 aus den Moments musicaux von Sergej Rachmaninow – wieder virtuos interpretiert.