Binzen Ein Jahr mit Höhe- und Tiefpunkten

Beatrice Ehrlich
Auf die Herausforderungen Starkregen und Corona reagierte Binzen mit Solidarität und Hilfsbereitschaft. Foto: Beatrice Ehrlich

Jahresrückblick: Die Geselligkeit hat in Binzen gelitten / große Hilfsbereitschaft nach Starkregen

Ein Jahr der Kontraste war 2021 in Binzen. Feste wurden keine gefeiert, aber der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft zeigte sich ganz deutlich bei anderen Herausforderungen.

Von Beatrice Ehrlich

Binzen. Mit Blick auf das vergangene Jahr zitiert Ulrich May, Kreisrat und ehemaliger Bürgermeister von Binzen, Erich Kästner: „Wird’s besser? Wird’s schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“ Doch bei allem Realitätssinn habe er sich die Feiertage zum Jahresende anders vorgestellt, räumt er ein. Corona habe auch im Jahr 2021, bis auf einige Sommermonate, den Takt vorgegeben. Die sonst so vielfältigen Möglichkeiten zur Begegnung im Vorderen Kandertal hätten ihm schmerzlich gefehlt. Doch die Verantwortlichen im Gemeindeverwaltungsverband und in den Gemeinden hätten in dieser schwierigen Situation überzeugende Arbeit geleistet. Eine große Herausforderung seien dabei die sich häufig ändernden und gelegentlich erst einen Tag vor Inkrafttreten bekannt geworden Corona-Vorschriften gewesen. Besonders gut fand May die wohnortnahen Impf- und Testangebote. Persönlich habe er die Kreistagsarbeit in Videokonferenzen als sehr gewöhnungsbedürftig empfunden, sich dann aber damit arrangiert. Ein Highlight war für May der Sommerurlaub auf der Lieblingsinsel Sylt nach zwei Jahren Abstinenz.

Besonders positiv hat I na Koska, Gemeinderätin und Bürgermeister-Stellvertreterin in Binzen, die große Hilfsbereitschaft der Binzener beim Starkregen und den darauffolgenden Überschwemmungen im vergangenen Juli in Erinnerung. Zugleich hat sie aber auch die Rücksichtslosigkeit mancher Autofahrer geärgert, die entgegen der Bitten betroffener Anwohner buchstäblich durch die überflutete Hauptstraße rauschten. Bewährt hat sich in ihren Augen die Einführung von Tempo 30 in der Hauptstraße. Durch die gewonnene Klarheit komme man aus den Nebenstraßen leichter heraus. Eine absolute Bereicherung für das Dorf sei das neu eröffnete Café „Lotta“, freut sie sich. Binzen habe nun wieder einen lebendigen Rathausplatz. Vermisst hat Koska im vergangenen Jahr die Begegnungen bei Ereignissen wie dem Dorffest oder dem Neujahrsempfang. „Wie wohl alle wünsche ich mir, dass in diesem Jahr wieder mehr möglich ist.“

Binzens Bürgermeister Andreas Schneucker freut sich, dass trotz der grassierenden Pandemie einige wichtige Weichenstellungen im Ort vorgenommen werden konnten. So habe der Gemeinderat im Rahmen der Konzeptvergabe im Kandergrund Grundstücke an ein Gesundheitszentrum, ein Mehrgenerationenhaus, eine Baugemeinschaft und ein Haus für Senioren vergeben können. Dass das Baugebiet mit dem ersten von drei Höfen klimaneutral ist, freut ihn ganz besonders.

Ein einschneidendes Ereignis, das die Gemeinde sehr beschäftigt habe, sei der Starkregen im vergangenen Juli gewesen. Hier habe man aber bereits erste Maßnahmen zur Minderung künftiger Schäden ergreifen können. Zufrieden verweist Schneucker auf die erfolgreiche Impfaktion des Gemeindeverwaltungsverbands. Bei bisher neun Impfterminen konnten in der Binzener Gemeindehalle bereits 4000 Menschen geimpft werden, berichtet er.

Auch im Jahr 2022 hat sich die Gemeinde Binzen viel vorgenommen, stellt der Bürgermeister fest: Neben der Erschließung des Baugebiets Kandergrund sind dies der Bau des Kreisverkehrs beim Hieber, die Fertigstellung der Freizeitanlage beim Sportplatz und die Entwicklung eines Parkraumkonzepts mit Bürgerbeteiligung. Mit 150 Jahren steht der Freiwilligen Feuerwehr ein wichtiges Jubiläum bevor. Sie soll in diesem Jahr auch ein neues Löschfahrzeug erhalten.

Als „nicht so berauschend“ hat Oliver Müller, Oberzunftmeister der Binzemer Thonnerknaben, das vergangene Jahr in Erinnerung. Die Corona-Pandemie habe fasnächtliche Aktivitäten fast komplett unmöglich gemacht. Es sei aber für alle klar, dass man sich an die Richtlinien halte, Gesundheit und Gesellschaft hätten Vorrang. „Wir hoffen, dass wir das dieses Jahr hinter uns lassen und dann 2023 wieder voll durchstarten können“, hofft der Oberzunftmeister. Auch in der aktuellen Saison werden die Thonnerknaben von sich hören lassen, kündigt er an, wenn auch nur in kleinem Rahmen.

Man habe ein Fasnachtsmotto und eine Plakette, die Haupststraße werde geschmückt. Veranstaltungen würden aber nach aktuellem Stand keine durchgeführt, so Müller. So ganz hat er die Hoffnung indes noch nicht aufgegeben, falls im Januar doch noch Lockerungen bekannt gegeben werden sollten. Undenkbar ist für Müller die Verlegung von Fasnachtsveranstaltungen in die warme Jahreszeit, wie sie etwa in Lörrach geplant ist. „Wir orientieren uns am Brauchtum“ erklärt er. Die Fasnacht sei im Kalender festgeschrieben, dabei gehe es um viel mehr als Spaß und Konfetti.

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