Dirk Fiedler bezeichnet das Unglück so kurz vor Weihnachten für die Familien als „kollektiven Schock“. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten das Gedenken an die Toten mit einer Feier und Aufbahrung der Särge am zweiten Weihnachtstag 1939 in der Binzener Kirche.
Davon existiert ein Foto. „Die toten Kinder wurden zu den Eltern in die Särge gelegt, was meine Konfirmanden jedes Mal, wenn ich das Foto zeige, sehr nachdenklich macht“, erklärt Fiedler.
Der Pfarrer will auf die Umstände eingehen, die zum Unglück führten. „Die Fahrdienstleiter waren nicht achtsam, einer hat sich privat mit seiner SA-Karriere beschäftigt und nicht auf den Fahrplan geachtet“, berichtet er. „Wenn nicht Krieg gewesen wäre, hätte es keine Evakuierung und kein Unglück gegeben. Was damals passierte, lehrt für heute noch viel, jetzt wo wieder rechte Gesinnungen geäußert werden“, ist er überzeugt. Die Andacht wird musikalisch von Christine Braun und Margot Neuberth begleitet.
Gedenkfeier an das „Markdorf-Zugunglück“ vor 80 Jahren in der Binzener Kirche am Sonntag, 22. Dezember, um 10.30 Uhr. Anschließend besteht die Möglichkeit zum Gespräch, im Eingangsbereich der Kirche gibt der Frauenchor einen Empfang.