Binzen Eine Geschichte von Liebe und Abneigung

Christoph Schennen
Zwei, die nicht mehr zusammenfinden: Karin Drändle und Klaus Koska lasen die „Love Letters“, die sich Melissa Gardner und Andrew Makepeace Ladd III schreiben. Foto: Schennen

Szenische Lesung mit Karin Drändle und Klaus Koska

Von Christoph Schennen

Binzen - Es ist keine einfache Beziehung, die Melissa Gardner und Andrew Makepeace Ladd III führen. Aber eine, die bis zum Tod von Melissa andauert. Das Paar lernt sich in der zweiten Klasse einer Schule in New York kennen, verbringt dort eine Zeit miteinander, geht im frühen Erwachsenenalter – wie das so üblich ist – aber wieder auseinander.

Karin Drändle verkörperte in der szenischen Lesung „Love Letters“ im Musikerheim in Binzen die immer etwas wehleidige junge Frau aus reichem Elternhaus, Klaus Koska ihren männlichen Gegenpart, Sohn einer Mittelschichtsfamilie. Statt sich zu treffen, kommunzieren die beiden nach ihrer Trennung hauptsächlich über Briefe, die Koska und Drändle vorlesen.

Von den Burgfestspielen auf die Lesebühne

Wer in der Region regelmäßig Theateraufführungen besucht, kennt die Lesenden. Koska war Regisseur und Schauspieler bei den Burgfestspielen und an der Volksbühne in Rheinfelden. Drändle war ebenfalls auf der Burg, ehe sie in Tumringen „Karins Schopftheater“ gründete. Rund 25 Bürger verfolgten am Samstagabend das Stück von A. R. Gurney.

Trotz unterschiedlicher Lebenseinstellungen verlieren sich Melissa und Andrew nie aus den Augen. Ihr Verhältnis ist geprägt von Frotzeleien, die auch vor Intimitäten nicht Halt machen. Als Andrew Melissa fragt, ob sie ihn am Valentinstag heiraten will, sagt sie zu, aber nur unter der Bedingung, dass sie ihn nicht küssen muss. An anderer Stelle entschuldigt sich Andrew bei Melissa, dass er in die Umkleide geplatzt ist, während sie sich den Badeanzug anzog.

Erotik zieht sich durch die Liebesbeziehung wie ein roter Faden, aber auch Humor und Lakonie. Etwa als Andy feststellt, dass im Pfadfinderlager sechs neue Pfadfinder vergessen haben, dass Vogelbeeren giftig sind.

Während Andrew leidenschaftlicher Briefeschreiber ist, hasst Melissa die schriftliche Kommunikation. und schreibt doch: Themen ihrer Mitteilungen sind Tanzabende, das Leben im Nonnenkloster, die Männer von Melissas Mutter, Erfolge in der Schule und Beziehungen zu anderen Mädchen beziehungsweise Jungen.

Andrew ist eifersüchtig: Er beklagt sich, wenn Melissa einen anderen Jungen knutscht.

An anderer Stelle beschwert sich Melissa, dass Andrew nicht mit ihr getanzt hat. Die beiden Liebenden umkreisen sich, stoßen sich ab und kommen wieder zusammen, stehen kurz vor einem amourösen Erfolg, der aber in einem Fiasko endet.

Am Ende steht ein amouröses Fiasko

Anfangs fragt man sich, warum Klaus Koska einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte trägt und Karin Drändle ein schwarzes Outfit. Junge Menschen kleiden sich in ihrer Jugend eher leger. Aber nach der Pause klärt sich diese Irritation. Denn die Erfolgskurve von Andrew geht nach der Universität steil nach oben, er wird Jurist und später Senator. Mit seiner Frau und drei Söhnen führt er ein glückliches Familienleben, während Melissa ein unstetes Leben führt und von Mann zu Mann hopst.

Melissa ist als Malerin ebenso erfolgreich wie Andrew als Politiker, aber mit zunehmender Dauer des Briefwechsels wird die Sehnsucht nach dem verheirateten Mann immer größer. Für Andrew wird die Beziehung schwierig, weil er fürchtet, als Senator nicht wiedergewählt zu werden, wenn ihre Beziehung publik wird. Den Twist, dass Andrews Karriere an seinen „Liebesbriefen“ scheitert, erspart Gurney dem Publikum.

Das Zweipersonenstück endet stattdessen in einer würdevollen Danksagung an die verstorbene Brief- und Lebensfreundin, die für Andrew nach gemeinsamen Jahren in die Ferne verschwand und doch stets präsent blieb.

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