Binzen Energiezentrale soll ins Gerätehaus

Christoph Schennen
Friederike van den Adel und Jörg Weyden von der Energieagentur Südwest stellten die Pläne vor. Foto: Christoph Schennen

Die Energieagentur Südwest hat den Fahrplan für den Aufbau eines Nahwärmenetzes in Binzen skizziert. Bis 2030 sollen zunächst bis zu 90 Gebäude an der Hauptstraße an die innovative Energieversorgung angeschlossen werden.

Friederike van den Adel und Jörg Weyden (beide Energieagentur Südwest) haben am Dienstag Bürgern im Rathaussaal die Pläne für ein eigenes Nahwärmenetz in Binzen vorgestellt. Derzeit heizen viele Binzener Bürger mit Erdgas, einige mit Öl und einzelne auch mit Biomasse. Die Energieagentur empfiehlt zwei Ausbaustufen, bei denen die Binzener einen Nahwärmeanschluss bekommen können, deren Haus im Wärmenetzeignungsgebiet liegt.

In der ersten Ausbaustufe bis 2030 soll der Ortskern mit 90 Gebäuden (480 Einwohner) an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. In ihm liegen auch die Ankerkunden Rathaus, Kirche und kommunale Wohngebäude. Baubeginn wäre 2027, die Fertigstellung 2029.

Als erneuerbare Energieträger stehen Solarthermie und Holzhackschnitzel zur Verfügung. Für die Spitzenlast wird ein fossiler Energieträger (Erdgas) nötig. Das dazu notwendige Leitungsnetz in der ersten Ausbaustufe hätte eine Länge von 1920 Metern, davon entfallen 831 Meter auf Hausanschlussleitungen. Für einen erfolgreichen Betrieb des Netzes (ein Betreiber muss noch gefunden werden) wäre es gut, wenn sich 70 Prozent der Hauseigentümer für einen Anschluss entscheiden. Weyden schlug vor, eine Energiezentrale am Feuerwehrgerätehaus (Rümminger Straße) einzurichten, daneben könnte Energie durch PV und eine Solarthermie-Anlage entstehen.

Die zweite Ausbaustufe umfasst den übrigen Teil von Binzen-Süd, wo auch Umweltwärme und Geothermie als Energieträger genutzt werden könnten.

Zweite Stufe bis 2040

Sie umfasst 300 Gebäude (zirka 1150 Bürger). Zieljahr ist hier 2040. Die Wärmeplanung von Binzen davon aus, dass dann Solarthermie (25 Prozent), Biomasse (12,5 Prozent), Wärmepumpe Luft (12,5 Prozent) und Wärmepumpe Erdwärme (50 Prozent) die potentiellen Energieträger sein werden. Ob Geothermie zum Heizen von Gebäuden genutzt werden kann, untersuche derzeit die Badenova. Bürgermeister Andreas Schneucker würde eine solche Lösung unterstützen.

Das Gebiet jenseits der Kander (zum Beispiel Birkenstraße, Koppengasse) könne vom geplanten Wärmenetz aus nicht versorgt werden, weil es laut Weyden „technisch schwierig“ ist die Kander zu unterqueren. Eine zweite Barriere sind die Schienen. Um sie zu unterqueren, müssten Genehmigungen eingeholt werden. „In Eimeldingen“, sagte Weyden, „gibt es ein Netz östlich und westlich der Bahnlinie.“

Wichtig sei, dass die Wärmekosten beim Nahwärmenetz nicht deutlich teurer sein dürfen als individuelle Lösungen. Auch geringe relative Netzverluste müssen gewährleistet sein. Wichtig sei eine hohe Wärmedichte, eine hohe Anschlussquote, ein möglichst niedriges Temperaturniveau und Ankerkunden.

Gemeinde will mitreden

Weyden wies auch auf Betreibermodelle hin. Die Kommune könnte eine Betreibergemeinschaft gründen. Denkbar sei auch die Gründung einer Energiegenossenschaft wie in Steinen-Hägelberg. Beim Contracting schließe die Kommune einen mehrjährigen Wärmelieferungsvertrag mit privaten Partnern ab. Für Bürgermeister Andreas Schneucker steht fest, dass beim Betrieb des Nahwärmenetzes die Gemeinde beteiligt sein muss.

Derzeit sammelt die Energieagentur die Daten von den Hausbesitzern. Das ausgefüllte DIN A4-Blatt kann bis Ende Oktober auch bei der Gemeindeverwaltung abgegeben werden. Dann wisse die Verwaltung ungefähr, wie viele Bürger sich anschließen wollen. Die Verwaltung rechnet damit, dass die von der Energieagentur Südwest bearbeitete Machbarkeitsstudie im Frühjahr 2025 vorliegt. „Ich bin gespannt, ob es genügend Anschlussnehmer gibt, um das Netz wirtschaftlich betreiben zu können“, sagt Schneucker.

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