Binzen Es geht um das Persönliche

Jennifer Ningel

Konzertreihe: „Weltklassik am Klavier“ seit diesem Jahr in Binzen / „Hurra, wir leben noch“

Klein, aber fein – unter diesem Motto findet die deutschlandweite Konzertreihe „Weltklassik am Klavier“ seit April auch in Binzen statt. Kathrin Haarstick, die die Konzertreihe organisiert, blickt im Gespräch mit unserer Zeitung auf das zu Ende gehende Jahr zurück und erzählt, wie „Weltklassik am Klavier“ entstanden ist.

Von Jennifer Ningel

Binzen. Der Start in Binzen sei in einer ganz schwierigen Zeit erfolgt, erklärt Haarstick. Das habe Mut erfordert, da Corona, Inflation und Krieg die Konzertreihe stark getroffen haben. Denn das Einkommen der Gastgeber, Pianisten und von „Weltklassik“ habe sich nicht um ein Drittel reduziert, es seien nur ein Drittel des normalen Einkommens erwirtschaftet worden. Dennoch konnten die Konzerte in Binzen starten.

Auch, weil Bürgermeister Andreas Schneucker ein „Macher“ sei, sagt Haarstick. Denn es gebe auch jene, die eine Vermeidungshaltung haben, weil das Projekt mit Arbeit verbunden sein könnte.

Es soll keine Massenveranstaltung sein

Deutschlandweit findet „Weltklassik am Klavier“ an 40 Standorten statt, wobei dieses Jahr nur etwa 35 Orte bespielt werden konnten, schätzt Haarstick. So erzählt sie, dass es vor Corona ungefähr 450 Konzerte im Jahr waren. Momentan sei man eher bei 350. Bei der Standortauswahl geht es den Veranstaltern um die kleinen Orte, denn die Elbphilharmonie brauche keine Weltklassik, dort gibt es eigene Programme, erklärt sie. So veranstaltet „Weltklassik“ unter anderem Konzerte in einer kleinen Kirche in Remscheid oder eben im Rathaussaal in Binzen.

Dabei betont Haarstick, dass es um das Persönliche gehe. „,Weltklassik’ ist keine Massenveranstaltung.“ Dadurch entstehe eine Verbindung mit den Gästen und sie erzählen aus ihrem Leben, wenn sie Tickets reservieren. Denn wer einmal da war, kommt wieder, berichtet Haarstick. Und das Konzept der kleinen Konzerte ist nicht neu. Diese gab es zu Zeiten der großen Komponisten auch, erzählt sie. So habe unter anderem Franz Schubert für Freunde gespielt, die um sein Klavier herumsaßen.

Kinder sollen zu den Konzerten kommen

Weiterhin ist ihr wichtig, Kinder für die Konzerte zu begeistern, denn „nur Rammstein zu hören, ist, als wenn man nur Mickey Mouse liest und kein Goethe mehr“. Das heiße nicht, dass man nur noch Goethe lesen solle, aber es gehöre zu unserem kulturellen Erbe, erläutert sie. Und deshalb ist es Haarstick ein Anliegen, dass der Eintritt für unter 18-Jährige kostenlos ist. So kommen im Schnitt pro Veranstaltung fünf Kinder und die Kinder haben noch nie gestört, versichert sie. Sie sieht dabei die Großeltern in der Verantwortung, ihre Enkel mitzubringen.

Schlussendlich resümiert Haarstick das Jahr mit den Worten: „Hurra, wir leben noch“. Ein Buchtitel, den sie für dieses Jahr passend findet.

Bach, Wagner und Rachmaninow

Die zwei nächsten Konzerte in Binzen stehen auch schon fest. Timur Gasratov spielt am heutigen Samstag ab 17 Uhr das Konzert „Weltklassik am Klavier – Einfach monumental: die Goldberg Variationen!“ und am Sonntag, 15. Januar, ist ab 17 Uhr „Weltklassik am Klavier – Ungleiches Jubiläum der Hochromantik: Sonate, Transkriptionen, Elegien, Präludien!“ von Konstantin Zvyagin zu hören. Beide im Rathaussaal, Am Rathausplatz 6, in Binzen.

Gasratov wird Werke von Johann Sebastian Bach spielen und Zvyagin bietet Werke von Richard Wagner und Sergej Rachmaninow. Der Eintritt beträgt 30 Euro, für Studenten 15 und ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei. Reservierungen werden unter info@weltklassik.de oder Tel. 0151/ 12585527 entgegengenommen. Weitere Informationen sind unter www.weltklassik.de zu finden.

Traditionen der Klaviermusik

In den Ankündigungen werden die beiden Konzerte noch genauer erläutert. So treffen sich in den Goldberg-Variationen (1741) italienische, französische und deutsche Traditionen der Klaviermusik. Darüber hinaus erfassen sie stilisierend auch Kompositionsweisen und Formen der vokalen und instrumentalen Ensemblemusik. Das Spektrum des Werks reicht von einfachen Volksliedern bis zu gelehrten polyphonen Techniken und von gesanglichen Melodien bis hin zu rein klaviertechnischen Elementen, heißt es. In einer überlegen disponierten Ordnung versammelt das Werk viele aus Bachs Musikgeschichte und aus seiner eigenen Zeit bekannte Musikarten zu einer lebendigen Einheit.

Das Konzert „Weltklassik am Klavier – Ungleiches Jubiläum der Hochromantik: Sonate, Transkriptionen, Elegien, Präludien!“ ist eine Hommage an Wagner und Rachmaninow, zum 210. und zum 150. Jubiläum.

Richard Wagner, dessen Werke als die Vereinigung aller Künste erscheinen, und Sergej Rachmaninow, den man als letzten Romantiker bezeichnet hatte, seien die größten Musiker einer ganzen spät- und hochromantischen Stilepoche, heißt es. Diese war gekennzeichnet durch das Ausreizen der Tonalität bis an ihre Grenzen, durch übersteigerte Emotionen und eine zunehmend individuellere Tonsprache dieser beiden Komponisten.

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