Binzen Große Klasse: zwei Lehrerinnen!

Weiler Zeitung

Andrea Bremicker und Sibylle Sabbatini unterrichten zusammen 36 Schüler / Von dem Konzept begeistert

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Es ist ein wenig eng im Klassenzimmer, als Sibylle Sabbatini den neuen Stoff erklärt. Mathe steht auf dem Stundenplan und 36 Erstklässler schauen aufmerksam zu, was ihre Lehrerin an der Tafel vorführt. Dann haben sie die Wahl: „Wenn ihr das noch nicht verstanden habt, könnt ihr hier bei mir bleiben“, sagt Sibylle Sabbatini, „die anderen können nebenan selbstständig üben“.

Was auf den ersten Blick wie eine viel zu große Klasse aussieht, ist in Wirklichkeit ein neues Konzept. Denn den Binzener Erstklässlern steht ein ganzer Gebäudetrakt mit zwei Räumen zur Verfügung. Unterrichtet wird die große Klasse von den beiden Lehrerinnen Andrea Bremicker und Sibylle Sabbatini – mal zusammen, mal getrennt in wechselnder Zusammensetzung. In diesem Schuljahr, das nun zu Ende geht, hatten die beiden Klassenlehrerinnen sogar noch Unterstützung von der Referendarin Edna Thietke. Die Erfahrungen sind gut. In der zweiten Klasse wird das Projekt nun fortgesetzt.

„Wir wollten keine Einzelkämpfer mehr sein“, sagen Bremicker und Sabbatini. Schon lange hatten sie sich gewünscht, sich mit Kollegen auch über einzelne Kinder in ihren Klassen austauschen zu können. Die Räumlichkeiten waren günstig, Schulleiter Reiner Kaiser von der Idee angetan, so dass das Projekt mit einer großen Klasse und zwei Lehrerinnen im Schuljahr 2014/2015 mit den Schulanfängern gestartet wurde.

Die Vorteile für die Schüler liegen auf der Hand. „Früher musste sich ein Teil der Klasse immer mit sich selbst beschäftigen, für einzelne Kinder war oft zu wenig Zeit“, erinnert sich das Lehrerinnen-Duo. Jetzt kann sich eine von beiden um diejenigen kümmern, die etwas länger brauchen, während die andere im Lernbüro, das für selbstständiges Arbeiten ausgelegt ist, für Ruhe sorgt. Im anderen Klassenraum, dem „Rabennest“, steht ein Stuhlkreis bereit. Hier kommt man zusammen, wenn ein neues Thema eingeführt wird, wenn Gesprächsbedarf besteht oder für andere gemeinschaftliche Aktivitäten. Außerdem gibt es noch den Vorraum, der die beiden Klassenzimmer miteinander verbindet. Wolkentische laden hier zum gemeinsamen Arbeiten ein.

Andrea Bremicker und Sibylle Sabbatini unterrichten beide alles außer Sport und Französisch. Sie haben aber ihre Schwerpunkte und können sich gegenseitig ergänzen. Wichtig war ihnen auch, dass sich die Schüler – auch wenn sie hin und wieder getrennt werden – als Klassenverband erleben.

„Vieles ist leichter in der Gruppe. Wir können flexibler reagieren, etwa wenn es zu Konflikten kommt“, zeigen sich die Lehrerinnen nach einem Jahr positiv überrascht von dem Konzept, das offenbar voll aufgeht. Zusammen haben sie die Elterngespräche geführt und nun auch die Zeugnisse geschrieben.

Wenn es überhaupt Probleme gibt, dann nur aufgrund der Klassengröße. So fiel etwa die Adventsfeier, zu der normalerweise alle Eltern eingeladen werden, deutlich kleiner aus, weil entsprechend große Räumlichkeiten nicht zur Verfügung standen.

Sollte ihr Beispiel also Schule machen? Grundsätzlich ja, finden die beiden Klassenlehrerinnen, die auch privat miteinander befreundet sind. Doch man brauche schon einen verlässlichen Tandempartner, sagen sie. Viele Lehrer seien Einzelkämpfer und es nicht gewohnt, im Team zu arbeiten.

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