Binzen Hoffnung in schwierigen Zeiten

Jürgen Scharf
Gilbert Rottmann, Ina Koska, Sandra Trefzer und Klaus Koska (von links) beim Literarischen Abend Foto: Jürgen Scharf

Der 33. Literarische Abend in Binzen bringt Texte zum Nachdenken, Klaviermusik und eine Feier mit Umtrunk in Anschluss. Klaus Koska ist von Anfang an dabei.

„Sag nein!“ Nein zu Krieg, Waffen, Kanonen, Panzern, Hassliedern. Wolfgang Borcherts Appell von 1947 gegen den Krieg ist heute wieder erschreckend aktuell. Die von Weltkriegstraumata handelnden Texte dieses Autors einer verlorenen Generation wie die Geschichte des Jungen, der in einem von Bomben zerstörten Haus seinen verschütteten Bruder bewacht, waren beim jüngsten Literarischen Abend im vollbesetzten Rathaussaal mithin die eindringlichsten.

Auch mit Zuversicht

Kriege, Krisen, Umweltkatastrophen: Die geopolitische und klimapolitische Weltlage gab dem bewährten Binzener Sprecher-Ensemble mit Sandra Trefzer, Ina Koska, Klaus Koska und Gilbert Rottmann das Thema vor: „Hoffnung in schwierigen Zeiten“. Und das zu vermitteln, gelingt dem „literarischen Quartett“ in nachdenklich machenden, aufrüttelnden, kritischen, provozierenden, aber auch Zuversicht ausstrahlenden Textvorträgen.

Die vier Erzähler auf dem Podium wissen mit ihren geübten Sprecherstimmen und einfühlsamer Lesung von Gedichten, Fabeln und Geschichten verschiedener Autoren zu fesseln. Der Bogen reicht von weisen Parabeln eines Khalil Gibran mit philosophischen Erkenntnissen über (Hinter-)Sinniges von Joachim Ringelnatz zum Leben bis zu der Kafka-Fabel von der kleinen Maus, die Koska dem „Noch-Kanzler“ Olaf Scholz widmet.

Unerschütterliche Worte

Die mahnend vorgetragenen aufwühlenden Antikriegs-Botschaften wie die eines Borchert haben nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren; ebenso wie die unerschütterlichen Worte, die der Widerstandskämpfer, Theologe und Pazifist Dietrich Bonhoeffer vor seiner Hinrichtung in der Zelle verfasst hat. Sie zeigen Mut und ein Stück Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit.

Nicht weniger betroffen macht der Text „Mein Name ist Ausländer“ der türkischen Autorin Semra Ertan. Zum ähnlichen Thema Rassismus, aber ganz anders im Stil, klingt die Erzählung „Der Auszug der Ausländer“ von Helmut Wöllenstein, der sich ausmalt, was passieren würde, wenn alle Produkte von Kaffee bis Öl aus dem Nahen Osten die Parole „Ausländer raus“ wörtlich nehmen und und in ihre Heimatländer zurückkehren.

Viel Stoff zum Nachdenken

In einer Zeit, die durch die jüngsten politischen Entwicklungen immer schwieriger wird, gab es in dieser Ausgabe der interessanten Lesereihe viel Stoff zum Nachdenken, aber auch Mut machende Geschichten wie die von der Familie, die sich auf der Flucht retten kann, und ab und zu sogar ein bisschen (schwarzen) Humor wie in dem von Klaus Koska im Sprechgesang vorgetragenen bitterkomischen Lied „Alpenglüh’n“ von Georg Kreisler, einem schon kabarettreifen Abgesang auf die letzten Dinge.

Eingestreut wurden von der Pianistin Deug-Yun Kim musikalische Intermezzi, Stücke von Bach, Satie, Grieg und Liszt, Besinnliches und Hochvirtuoses, aber auch das von ihr gespielte und von allen vier Akteuren gesungene Antikriegslied „Sag mir wo die Blumen sind“.

Dank an Klaus Koska

Ein spezieller Dank galt Klaus Koska, dem Mitbegründer dieser vor 35 Jahren gegründeten Reihe, der die guten Ideen und Themen nicht ausgehen.

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