Binzen Landwirte beschreiten neue Wege

Weiler Zeitung
Lukas, Moritz und Markus Breitenfellner (v. l.) vom gleichnamigen landwirtschaftlichem Betrieb gehen beim Anbau neue Wege. Foto: Weiler Zeitung

Anbau: Breitenfelllner Agrar GbR baut auf 20 Hektar die Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“ an

Mais-Monokulturen stehen nicht erst seit den jüngsten Starkregenereignissen mit ihren negativen Folgen in der Kritik. Längst haben das auch die Landwirte erkannt und suchen nach Alternativen. Eine solche wurde bei der Breitenfelllner Agrar GbR mit Hauptsitz in Binzen gefunden: Auf insgesamt 20 Hektar baut der Betrieb seit vergangenem Jahr die Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“ an.

Von Alexandra Günzschel

Binzen / Kandertal. „Wir wollen unseren Humus nicht bei den Leuten in den Kellern haben“, bringt es Seniorchef Markus Breitenfellner auf den Punkt. Denn die Landwirte sind die Hauptleidtragenden, wenn Felder ausgeschwemmt und Ernten vernichtet werden. Doch natürlich müssen sie auch Geld verdienen. Der Korbblütler „Durchwachsene Silphie“ kam bei diesem Dilemma wie gerufen. Denn auch für die Umwelt bietet die Pflanze, die bis zu 3,50 Meter hoch wächst, enorme Vorteile. Abnehmer sind zwei Biogasanlagen in der Region.

Im ersten Jahr wurde die „Silphie“ noch zusammen mit Mais angebaut, der der jungen Pflanze den nötigen Schatten lieferte, um gedeihen zu können. Nun hat sie sich etabliert und steht derzeit in voller Blüte. Für die Durchwachsene Silphie bieten sich insbesondere Hanglagen an, die nicht großflächig bewirtschaftet werden können. Denn die Felder müssen weder gepflügt noch gespritzt werden.

„Wir ernten, und die Pflanze wächst von alleine wieder nach“, erklärt Moritz Breitenfellner, einer der beiden Juniorchefs. „Die Wurzeln reichen soweit nach unten wie der oberirdische Bewuchs.“ Dieses Jahr habe die „Silphie“ noch ein wenig zu kämpfen, doch eigentlich vertrage sie Wärme und Trockenheit sehr gut, erklärt er.

Das freut auch viele Tiere: Das Blütenmeer der „Silphie“ bietet Bienen und anderen Insekten reichlich Nahrung. Andernorts würden Imker bereits von einer bis zu 80 Prozent reicheren Ernte schwärmen, sagen die Breitenfellners. Und auch Wildschweine können sich in den Feldern ruhig suhlen. „Sie machen ja nichts kaputt“, wie der Juniorchef bemerkt.

Bereits Erfahrungen auf der Schwäbischen Alb

Erfahrungen mit der Durchwachsenen Silphie, die ursprünglich in Nordamerika und Russland beheimatet ist, gibt es in Deutschland bereits auf der Schwäbischen Alb. Von dort stammt auch das Saatgut der Breitenfellner Agrar GbR. Auf Feldern in Feuerbach, Binzen, Efringen-Kirchen und Herten wurde die so genannte Donau-Silphie angepflanzt. Die Vertragspartner sorgen auch für die Betreuung vor Ort.

Jetzt wurden die Felder beschildert und mit Aussichtsplattformen versehen, damit interessierte Passanten sich informieren können. Immerhin ist die Donau-Silphie im Dreiländereck noch ein Exot.

Der Binzener Betrieb zeigt sich auch sonst Neuerungen gegenüber aufgeschlossen. Juniorchef Lukas Breitenfellner hat von seinem Lehrgebiet an der niederländischen Grenze die Cultan-Düngung mit ins Markgräflerland gebracht. Eine Ammoniumsulfatlösung wird dabei direkt in den Boden injiziert und bildet dort ein Depot, das den Dünger nach und nach abgibt und so die Pflanze die gesamte Vegetationsperiode hindurch versorgt. Dadurch gelange bis zu 20 Prozent weniger Nitrat in den Boden, wie die Landwirte sagen. Die ersten Erfahrungen sind offenbar ermutigend. Die Breitenfellner GbR bietet das neue, „sehr gezielte“ Düngeverfahren auch überbetrieblich an. Das alte Motto „Viel Dünger hilft viel“ sei überholt, findet Moritz Breitenfellner.

Der Betrieb sucht nach einem Mittelweg zwischen biologischem und konventionellem Anbau: Der Juniorchef ist überzeugt: „Es ist auch möglich, konventionell ökologisch anzubauen.“

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