Binzen Glasklarer Ton und blitzsaubere Technik

Jürgen Scharf
 Foto: Jürgen Scharf

Pianist Johann Blanchard im Rathaussaal Binzen

Binzen - Ungemütlich kühl war es zu Beginn des anspruchsvollen Recital von Johann Blanchard im Rahmen der Reihe „Weltklassik am Klavier“ im ungeheizten Rathaussaal. Warm wurde es einem spätestens bei Schuberts letzter Klaviersonate in B-Dur, einer seiner längsten. Der Pianist nahm hier die überschaubare, durch seine kluge Einführung gut vorbereitete Zuhörerschar mit auf eine spannende Klangreise.

Schubert als Erzähler

Im ersten Satz dieser Sonate, einem der größten Sonatensätze Schuberts, lassen die grollenden Basstriller in Ges aufhorchen. Sie haben etwas Dämonisches und Erzählerisches. Zu Letzterem tendiert Blanchard, der bei diesem ausufernden Sonatenwerk die Expansion der Form und die Innenspannung in eine angenehme Balance brachte.

Seine Version dieses bedeutenden Klavierwerks zeugte von großem musikalischen Verständnis und überzeugte mit passabler Spieltechnik.

Magische Momente der Innerlichkeit entstanden im Andante-Satz, wo Blanchard die getupften Bässe, punktierten Noten sowie Stakkato und Legato beider Hände souverän ausführte. Überhaupt hat er einen sehr klaren Ton und setzte markante Akzente, wo sie hingehören. So gelang bis in den Schlusssatz hinein eine plastische Interpretation. Der Pianist hatte die ausgedruckte Programmfolge umgedreht und den Schubert als Höhepunkt nach der Pause gespielt.

Bach am Flügel - Ja!

Mit der Partita Nr. 1 von Johann Sebastian Bach, der kürzesten und am häufigsten gehörten, war dem ein Standardwerk für Cembalo vorausgegangen. Blanchard setzte den Notentext klar konturiert und mit sprechender Artikulation um. Seine Wiedergabe überzeugte auch den letzten Skeptiker, dass man Bach durchaus auf dem modernen Flügel interpretieren kann. Ja, man bekam sogar einen guten Eindruck davon, wie Bach mit den (stilisierten) Tänzen umgeht.

Den ersten Teil beschloss Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin“, Hommage an einen der großen französischen Clavecinisten aus dem Grand siècle. Ein technisch sehr heikles und vor allem im letzten Satz, der hochvirtuosen Toccata, horrend schwieriges Werk.

Blanchard greift die kühle Eleganz von Ravels Klavierton auf, indem er ein „wohltemperiertes“ Spiel mit überzeugend gewählten Tempi, flüssiger Gestaltung und blendender Technik vorführt. Das bekommt diesem Ravel-Standard gut, weniger in den reizvollen Dissonanzen der „Forlane“, die man sich noch etwas geheimnisvoller in den Farbschattierungen vorstellen könnte, als im heiteren Prélude, der synkopierten Fugue, dem schwungvollen Rigaudon und vor allem in den Tonrepetitionen der Toccata.

Konturenschärfe

Dieses Glanzstück der Suite legt Johann Blanchard „vif“ mit blitzsauberer Technik, Konturenschärfe und Präzision auf die Tasten. Meist lächelnd am Klavier sitzend, ließ sich dieser Virtuose die Schwierigkeiten nicht anmerken. Von Bach über Schubert zu Ravel – das zeigt die vielseitige Tastenkultur von Johann Blanchard.

Schön auch die Scarlatti-Zugabe. Die wenigen Zuhörer waren begeistert. Die Verlegung der Klavierreihe von Samstag- auf Sonntagnachmittag erscheint angesichts vieler Konkurrenzveranstaltungen nicht als ideale Lösung.

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