Binzen "Nicht einfach, Jüngere zu gewinnen"

Siegfried Feuchter

Gesangverein Binzen 180 Jahre alt

Der Gesangverein „Eintracht“ Binzen, der in diesem Jahr sein 180-jähriges Bestehen feiern kann, gehört zu den größeren Männerchören in der Region. Wie der Verein die Corona-Pandemie überstanden hat, wie der Neustart aussieht und wie es um Nachwuchssänger bestellt ist, das wollte unsere Zeitung vom Vorsitzenden Rolf Itzin wissen.

Binzen - Der Binzener Gesangverein hat eine Besonderheit: Mehr als die Hälfte der Sänger kommt von auswärts, allein sieben aus Lörrach

Frage: Wie ist der Männerchor aus der Corona-Krise gekommen, die das Vereinsleben stark eingeschränkt hat?

Erstaunlich gut. Die personelle Situation in unserem Chor ist weitgehend stabil, während andernorts sich manche Sänger nach der langen Pause anderweitig orientiert haben. Es gibt Chöre im Chorverband, bei denen sind bis zu 40 Prozent der Sänger und Sängerinnen nach der Pandemie weggeblieben. Wir haben zwar auch zwei Austritte gehabt, die hatten jedoch nichts mit Corona zu tun, sondern waren altersbedingt.

Frage: Wie viele Sänger stehen noch in den Reihen des Binzener Männerchors?

Wir sind derzeit 32 Aktive und eine harmonische Gemeinschaft. Meinen Vorstandskollegen und mir war es immer wichtig, auch während der Pandemie den Kontakt zu den Sängern zu halten. So haben wir im Rahmen des Möglichen immer wieder etwas unternommen. Zum Beispiel haben wir uns im Freien beim Hinkelstein getroffen, ein paar Lieder gesungen, etwas gegessen und getrunken. Ein funktionierendes Gemeinschaftsleben ist wichtig – und das haben wir.

Frage: Viele Chöre sind überaltert. Wie sieht’s beim Binzener Männerchor aus?

Die Überalterung macht sich auch bei uns bemerkbar. Es gibt nicht mehr so viele Sänger, die unter 70 sind. Aber es ist – wie überall – nicht einfach, jüngere Leute für den Chorgesang zu gewinnen. Wir versuchen immer wieder, sangesfreudige Menschen davon zu überzeugen, wie schön es ist, in einem Chor zu singen. Singen vermittelt bekanntlich Lebensfreude. Und der beste Multiplikator ist immer noch der Sänger selbst. Ich erinnere mich noch gut an die Jahrtausendwende, als wir eine größere Werbeaktion mit großem Erfolg durchgeführt haben. 15 neue Sänger hatten sich damals uns angeschlossen. Als wir die Aktion acht Jahre später wiederholten, war die Resonanz gleich Null. Seither setzen wir verstärkt auf die Mund-Propaganda und die direkte Ansprache.

Frage: Woran liegt es, dass die klassischen Gesangvereine Nachwuchsprobleme haben?

Wenn ich das wüsste. Vor 20 Jahren schon wurden Klagelieder über fehlenden Nachwuchs angestimmt, doch es ging immer weiter. Deshalb bin ich trotz allem optimistisch, dass wir immer wieder mal den einen oder anderen Sänger oder Gastsänger hinzugewinnen und damit die Existenz des Chors auch in Zukunft sichern können.

Frage: Sind Sie im 180. Jahr des Vereinsbestehens zufrieden mit der Entwicklung?

Im Prinzip ja. Alle unsere Sänger sind mit Herzblut dabei, die Stimmung im Verein ist gut, und im Vorstand haben wir seit mehr als 20 Jahren eine personelle Konstanz. Und vor allem haben wir mit der Musikprofessorin Ibolya Barla eine ausgezeichnete Dirigentin. Sie ist ein Glücksfall für uns, alle Sänger kommen gern in die wöchentliche Probe am Montag. Aber wie gesagt, natürlich wäre es wünschenswert und schön, wenn wir noch ein paar neue Sänger, auch als Gast- oder Projektsänger, begrüßen könnten. Es geht in einem Chor aber nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität. Und die ist bei uns vorhanden.

Frage: Welches größere Projekt steht als nächstes an?

Am 12. November haben wir nach der langen, coronabedingten Pause wieder unser erstes großes Konzert. Zehn neue Lieder studieren wir dazu ein, das macht Spaß. Wir wollen den Besuchern ein vielfältiges, facettenreiches Konzert bieten. Aus unseren gelungenen jüngsten Gastauftritten bei anderen Vereinen schöpfen wir Kraft für Neues. Das Konzert, davon bin ich überzeugt, wird musikalisch etwas Besonderes zum 180. Geburtstag unseres Vereins. Ein sehr interessantes Programm mit umfangreicher Chorliteratur wartet auf die Besucher.

Weitere Informationen: www.eintracht-binzen.com

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading