Binzen Noch fehlt die passende Vision

Weiler Zeitung
Frank Leichsenring, Bürgermeister Andreas Schneucker und Stephan Dilschneider (v. l.) vor der Tafel mit den gesammelten Ideen. Foto: Weiler Zeitung

Dorfgespräche: Binzen macht sich Gedanken über Leitbild für die Zukunft / Viele Anregungen und Ideen

Binzen will sich ein Stück weit neu erfinden. Oder zumindest die Richtung für die kommenden Jahre und Jahrzehnte vorgeben. Ein Prozess, an dem auch die Bürger beteiligt werden. Aus diesem Grund haben am Dienstag die dritten „Binzener Dorfgespräche“ stattgefunden. Das Interesse war groß. Rund 50 Teilnehmer waren in den Rathaussaal gekommen.

Binzen. Dabei wurden auch die noch vorläufigen Ergebnisse der Klausurtagung des Gemeinderats im Mai vorgestellt. Außerdem gab es Referate der Moderatoren Frank Leichsenring und Stephan Dilschneider mit dem Ziel, Anregungen zum Weiterspinnen zu geben. Zum Abschluss waren an diesem Abend dann die Ideen der Bürger gefragt.

Binzen als Teil der trinationalen Region

Frank Leichsenring vom Büro „Komm...zept“ in Lörrach hatte aus Studien einige Daten und Entwicklungsprognosen zur trinationalen Agglomeration Basel zusammengetragen. Sie sollten als Grundlage für weitere Überlegungen dienen.

Leichsenring beschrieb einen dynamischen Lebensraum mit Pendlerströmen über die Grenzen hinweg. Letzteres betrifft gerade auch Binzen, wo 29 Prozent der Erwerbstätigen im benachbarten Ausland arbeiten.

Ein Großteil dieser Pendler ist noch immer mit dem eigenen Auto unterwegs. Wegen zunehmender Verkehrsengpässe soll der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden.

Für das Vordere Kandertal wird bis 2035 ein Bevölkerungszuwachs von zehn Prozent prognostiziert. Es werde auf den ländlichen Raum ausgewichen, da dort noch Flächen verfügbar seien.

Auch bei den Erwerbstätigen wird bis 2030 eine leichte Zunahme prognostiziert. In diesem Zusammenhang wies der Referent auch auf eine Konkurrenzsituation zwischen Wohn- und Arbeitsflächen hin. Er sprach außerdem von dem Bemühen, noch vorhandene Grünflächen in der Region zu erhalten. Das verbindende Landschaftselement in der Region sei der Rhein, schloss Leichsenring seinen Vortrag.

Durch Konsum die lokale Ökonomie stärken

Um die „Kraft der lokalen Ökonomie“ ging es bei dem Referat von Stephan Dilschneider, Geschäftsführer von „ecoloc“. Der Referent zeigte Strategien auf, wie Dörfer sich selbst stärken können und hatte dabei gerade auch die Macht der Konsumenten im Blick.

Wie viel sich in 30 Jahren verändern kann, zeige der Rückblick auf die vergangenen drei Jahrzehnte, griff Dilschneider das Oberthema des Abends „Binzen 2048“ auf.

„Wie kann mehr Geld in der Gemeinde gehalten werden?“, fragte der Referent. Es gehe darum, lieber zur lokalen Buchhandlung zu gehen als bei Amazon zu bestellen, gab er ein Beispiel dafür, was jeder Einzelne tun kann. Schon kleinere Verschiebungen im Konsumverhalten könnten enorme Auswirkungen haben, wenn sich daran viele Bürger beteiligen, legte er anhand von Zahlen dar.

Eine Gemeinde sollte herausfinden, was sie stärken kann und einzelne Maßnahmen sinnvoll miteinander verbinden. Dilschneider nannte gelungene Beispiele aus der ganzen Welt, darunter auch die Geschichte der „Stromrebellen“ aus Schönau. Andere Gemeinden hatten Erfolg mit lokalen Währungen. Sinnvolle Maßnahmen könnten aber auch ein Einkaufsführer oder eine Ausstellung zur lokalen Ökonomie sein.

Ergebnisse: Klausurtagung des Gemeinderats

Über die Ergebnisse der Klausurtagung informierte Bürgermeister Andreas Schneucker. Die Gemeinderäte schätzen Binzen als einen attraktiven Wohnort in einem vielfältigen Naturraum. Auch das rege Vereinsleben hoben sie positiv hervor.

Als Schwächen wurden unter anderem die Hauptstraße sowie fehlender bezahlbarer Wohnraum ausgemacht. Auch die Strukturen im Gemeindeverwaltungsverband Vorderes Kandertal wurden im Hinblick auf die Konsensfindung als schwierig angesehen.

Ganz bewusst wurden im Anschluss auch „spinnerte“ Ideen gesammelt und in einer zweiten Runde priorisiert. Demnach wollen die Gemeinderäte vor allem eine Vision für Binzen erarbeiten, die es jedoch noch nicht gibt. Das letzte große Baugebiet beim alten Sportplatz soll auch Platz für Mehrgenerationen-Wohnen und bezahlbaren Wohnraum bereit halten. Wichtig war dem Gremium außerdem eine nachhaltige Haushaltsführung, die Verschönerung des Ortsbilds, ein Fahrradweg durch Binzen, ein Einkaufsführer mit lokalen Anbietern sowie ganz allgemein: „mutig sein“.

Viele Anregungen der Teilnehmer

Bei der abschließenden Ideensammlung wünschten sich die Teilnehmer mehr Angebote für junge Familien und Senioren, etwa rollatortaugliche Gehwege zu sinnvollen Zielen wie dem neuen Sportplatzareal.

Die Teilnehmer wünschten sich außerdem weniger Lärm, Konzepte für die Nahwärmeversorgung und die Entwicklung des lokalen Einzelhandels, die Kandertal-S-Bahn, eine bessere Beschilderung der Radwege, Sitzgelegenheiten, die neue Kontakte fördern, den Ausbau von Gehwegen, die Förderung des sozialen Engagements, den Erhalt der Streuobstwiesen, kleine Rufbusse für die Wohngebiete sowie das Finden einer Identität.

Immer wieder wurde dabei eines betont: „Binzen soll Dorf bleiben.“

Der Leitbildprozess in Binzen geht weiter. Bürger können noch bis Dienstag, 31. Juli, bei der Gemeinde per E-Mail Vorschläge einreichen unter: gemeinde@binzen.de.

Im Herbst wird der Gemeinderat noch einmal in Klausurtagung gehen.

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