Binzen Schwieriger Start in zweite Amtszeit

Alexandra Günzschel
Nach der Wiederwahl: Bürgermeister Andreas Schneucker schildert, was er in den kommenden Jahren in Binzen noch alles angehen und fortführen will. Foto: zVg

Interview: Bürgermeister Andreas Schneucker spricht über die Herausforderungen der kommenden Jahre

Binzen - Mit beachtlicher Mehrheit ist Andreas Schneucker am Sonntag für weitere acht Jahre als Bürgermeister von Binzen gewählt worden. Doch die kommenden Jahre werden nicht ganz einfach werden.

Unsere Zeitung hat den Bürgermeister gefragt, was er in seiner zweiten Amtszeit angehen will und welche besonderen Herausforderungen er für die Gemeinde sieht.

Herr Schneucker, gab es nach Ihrem Wahlsieg am Sonntag denn wenigstens noch eine kleine Party?

Das wäre zwar schöner gewesen. Aber wir sind tatsächlich alle bald danach wieder nach Hause gegangen. So hat es übrigens auch mein Kollege in Schönau praktiziert. Ich hätte in kleinem Kreis feiern können. Aber dann hätte sich die Frage gestellt, wen ich einladen soll und vor allem wohin.

Sehen Sie denn überhaupt noch Möglichkeiten für Feierlichkeiten dieses Jahr?

Demnächst findet die Übergabe des umgebauten Rathausareals statt. Es gibt zwar noch keinen Termin, aber ich hoffe, dass im Herbst eine nachträgliche Einweihungsfeier stattfinden kann.

Ein großes Vorhaben ist die Bebauung des Neubaugebiets „Kandergrund“ bei den alten Sportplätzen. Wie kommt dieses Großprojekt voran?

Sehr gut. In der nächsten Gemeinderatsitzung am 23. Juli werden die ersten Ausschreibungen beschlossen. Sollte der Gemeinderat zustimmen, werden sie im September der Öffentlichkeit im Detail vorgestellt. Zu diesem ersten Bauabschnitt gehört auch der Bau der Tiefgarage für den Hof 1, zum anderen die Gestaltung der Gemeinschaftsflächen für den ersten der drei Höfe, die nacheinander bebaut werden sollen.

Der Gemeinderat hat für die Veräußerung der Grundstücke eine so genannte Konzeptvergabe beschlossen. Sind denn schon spannende Ideen hierfür eingegangen?

Es gab schon Gespräche. Die Interessenten sollen ihre Ideen jetzt im Laufe des Jahres zu Papier bringen. Der politische Wunsch ist es, dabei möglichst kreativ zu sein. Deshalb gab es schon Anfragen, ob wir uns etwas vorstellen können. Im Endeffekt wird der Gemeinderat über die Vergabe entscheiden.

Binzen profitiert von hohen Steuereinnahmen. Durch die Pandemie werden sie dieses Jahr kleiner ausfallen als gedacht. Können Sie schon abschätzen, wie hoch der Verlust für die Gemeinde sein wird?

Ja, es gibt schon eine konkrete Einschätzung, da die Firmen ihre Mindereinnahmen dem Finanzamt melden. Der Ansatz bei der Gewerbesteuer liegt für 2020 bei knapp 2,8 Millionen Euro, der Einkommensteueranteil wurde auf knapp 2,5 Millionen Euro geschätzt. Nach neuesten Zahlen müssen wir mit Einbußen bei der Gewerbesteuer in Höhe von 210 000 Euro rechnen. Bei der Einkommensteuer sind es 250 000 Euro weniger.

Was bedeutet das für die Gemeinde?

Es gibt drei Vorhaben, für die zwar Mittel bereitstehen, die aber unter Umständen ins kommende Jahr geschoben werden müssen. Dadurch ließen sich rund 300 000 Euro einsparen. Zum einen geht es hier um das Thema Ortsmitte, genauer gesagt die Gestaltung des Rathausplatzes, für die 50 000 Euro an Planungsmitteln bereitstehen. Wir wollen zunächst Ideen sammeln, ohne dass über den Zeitpunkt der Umsetzung entschieden ist.

Notwendig wäre auch eine neue Beleuchtung für die Gemeindehalle. Hierfür stehen 100 000 Euro bereit. Und bei den neuen Sportplätzen gibt es noch eine Freifläche, die mit einer Freizeitanlage für Jung und Alt bebaut werden soll. Auch hier machen wir weiter mit der Planung. Dazu soll die Bevölkerung eingeladen werden. Im Haushalt stehen dafür 150 000 Euro bereit.

Die Gemeinde musste in den vergangenen Jahren Kredite aufnehmen. Sehen Sie die Rückzahlung der Schulden jetzt gefährdet?

Es gibt viele Parameter, die noch nicht abzusehen sind. So gab es Ankündigungen, dass Gewerbesteuermindereinnahmen zumindest zum Teil durch den Bund und die Länder ausgeglichen werden. Doch noch wissen wir nicht, welche Mittel in welcher Höhe fließen. Ich denke aber, die Schuldenrückzahlung ist eher nicht gefährdet. Das wäre mir auch wichtig. Derzeit fließt jährlich ein Zehntel der Summe auf ein Sonderkonto, um die Kredite nach zehn Jahren bedienen zu können. Sollte dies nicht gelingen, könnten sich auch die sehr guten Konditionen ändern.

Was wollen Sie unbedingt anpacken in Ihrer zweiten Amtszeit?

Die Ortsentwicklung und die Erstellung eines Gemeindeentwicklungskonzepts sind mir wichtig. Derzeit läuft ja eine Online-Umfrage, an der sich alle Binzener beteiligen können. Ab dem 2. August wird die Umfrage ausgewertet. Aber auch der Bau des Kreisels an der Kreuzung Hauptstraße/ Am Sportplatz ist mir ein Anliegen.

Darüber hinaus gilt es, an der Entwicklung des Kandertals dranzubleiben. Das ist ebenfalls ein wichtiges Thema für die kommende Amtszeit. Dabei geht es um Bevölkerungswachstum und Verkehr, aber auch darum, wie die Naturräume erhalten werden und die Identität bewahrt werden kann.

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