Die Brille beschlägt, man bekommt schlecht Luft. Da vorne wird etwas gesagt, gebetet, aber es gibt kein gemeinsames Gebet, kein Vaterunser.“ Zum Glück, so Fiedler weiter, sei der „Gottesdienst“ nach 20 Minuten vorbei. Länger halte man das auch nicht aus. Die Orgel spiele, dann werde man einzeln zum Seitenausgang hinausgeführt. „Draußen atmen alle erst mal durch. Darf man sich auf dem Kirchplatz noch unterhalten? Lieber nicht“, legt der Pfarrer weiter dar.
Für die evangelische Kirchengemeinde Binzen-Rümmingen würden diese Auflagen ganz wesentliche Bestandteile eines Gottesdienstes beschneiden. „Der verbleibende Rumpf taugt in unseren Augen nicht einmal als Provisorium“, zeigt sich Fiedler überzeugt. „Wo wir einander nicht begegnen, nicht miteinander sprechen, singen, uns erkennen und verstehen, wo Liturgie und Botschaft eine kommunikative Einbahnstraße sind, da bieten wir mit unseren wöchentlichen Online-Andachten ein ehrlicheres und besseres Angebot, das keine Erwartungen und Hoffnungen enttäuscht“, legt er dar.
Aus diesem Grund werden in seiner Gemeinde derzeit keine Gottesdienste gefeiert. Das sei „schmerzlich, aber leider nicht zu ändern“. Eventuell könne man mit Blick auf Pfingsten zu einem späteren Zeitpunkt anderes sagen. Fiedler weist aber darauf hin, dass zu dem abendlichen 19-Uhr-Läuten die Kirchen in Binzen und Rümmingen täglich zum persönlichen Gebet geöffnet sind.