Binzen Was Binzener denken und wollen

Weiler Zeitung
Hier wurde die Zufriedenheit der Binzener mit den einzelnen Teilaspekten abgefragt. Das Thema Verkehr sticht negativ hervor. Foto: Weiler Zeitung

Online-Umfrage: Vorstellung der Ergebnisse / Extrem hohe Beteiligungsquote / Umweltthemen bewegen

Mit dem Abschluss der Online-Umfrage wurde in Binzen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Gemeindentwicklungskonzept (GEK) 2035 abgeschlossen. 518 Einwohner – mehr als 20 Prozent aller Teilnahmeberechtigten ab 16 Jahren – hatten sich vom 7. Juli bis zum 16. August beteiligt. Für die Repräsentativität hätten schon 341 Fragebögen ausgereicht. Am Dienstag wurden die Ergebnisse offiziell vorgestellt.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Der enorme Rücklauf ist vor allem deshalb erstaunlich, weil die Umfrage mit insgesamt fast 150 Fragen sehr umfangreich angelegt war. Stephan Dilschneider (Ecoloc) und Frank Leichsenring (Komm…zept), die den GEK-Prozess in Binzen begleiten, lobten vor diesem Hintergrund die „Spurgruppe“, Binzener Bürger, die bei der Entwicklung des Fragebogens maßgeblich und sachkundig mitgeholfen hatten.

Eingestreut waren auch einige Quizfragen. Die Gewinner werden bald codiert im Mitteilungsblatt bekannt gegeben. Der beste Teilnehmer hatte 79 Prozent der Quizfragen richtig beantwortet.

Wer hat teilgenommen?

Nur teilweise ist es gelungen, mit der Umfrage auch solche Bürger zu erreichen, die sich nur wenig für die Entwicklungsprozesse in ihrer Gemeinde interessieren. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass 90 Prozent der Befragten angaben, bei den Kommunalwahl 2019 ihre Stimme abgegeben zu haben. Auch sagten 58 Prozent der Teilnehmer, dass sie sich für den Gemeindeentwicklungsprozess sehr interessierten. Doch immerhin 20 Prozent kreuzten an, dass die Umfrage ihr Interesse an diesen Prozessen geweckt beziehungsweise verstärkt habe – ein vielleicht bedeutsamer Nebeneffekt der Befragung.

Bei den Altersgruppen waren die 49- bis 65-Jährigen mit 39 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von den 30- bis 48-Jährigen (29 %). Nur wenig vertreten waren die 21- bis 30-Jährigen. Mit knapp vier Prozent lagen sie gleichauf mit den über 80-Jährigen. Die Prozessbegleiter betonten jedoch, in allen Altersgruppen mehr als belastbare Zahlen zu haben.

Zur Zufriedenheit

Dass die Binzener ihr Dorf sehr positiv einschätzen, zeigt sich bei den Fragen zur Zufriedenheit mit einzelnen Teilaspekten. Lediglich beim Thema Verkehr und Mobilität war die Unzufriedenheit groß (siehe Grafik).

Die Jugend, auch das ein Ergebnis der Umfrage, vermisst vor allem attraktive Treffpunkte im Ort (70 %) und wäre gerne besser informiert. Insgesamt haben 49 Jugendliche an der Umfrage teilgenommen.

Die Senioren sind in Sachen Engagement breit aufgestellt, am häufigsten werden Vereinsmitgliedschaften genannt (48,5 %). Mit den Angeboten in Binzen sind mehr als 80 Prozent der Älteren ganz oder teilweise zufrieden.

Nach dem Dorfbild befragt, zeigten sich die Binzener eher zufrieden. Jedoch gingen hierzu auch 666 Verbesserungsvorschläge ein.

Zum Wohnen

Die Mietpreise werden mehrheitlich als zu hoch empfunden. Vielleicht ein Grund, warum sich eine große Mehrheit vorstellen könnte, in Binzen Wohneigentum zu erwerben und eine gekaufte Immobilie auch zu sanieren. Die Hälfte der Befragten würde dies gerne schon in den kommenden drei Jahren realisieren, wobei das Eigenheim gegenüber anderen Wohnformen deutlich bevorzugt wird.

14 Prozent geben an, in einem zu großen Haus zu wohnen. Viele würden umziehen, wenn etwa attraktive Alterswohnungen zur Verfügung stünden. In diesem Ergebnis sehen Leichsenring und Dilschneider Potenzial für frei werdende Einfamilienhäuser.

Zum Verkehr

Um der Verkehrsbelastung auf der Hauptstraße Herr zu werden, schlagen die meisten Teilnehmer vor, in Radwege zu investieren (65 %), Tempo  30 einzuführen (58,5 %), das auch bald kommen wird, sowie die Kandertalbahn (58%) und den Busverkehr (51 %) auszubauen.

64 Prozent der Binzener sprechen sich trotz aller damit verbundenen Probleme im Dorf für eine Reaktivierung der Kandertalbahn als S-Bahn-Strecke aus.

Ein Car-Sharing-Angebot in Binzen zu nutzen, könnten sich immerhin 188 Umfrageteilnehmer vorstellen. Besonders wichtig ist ihnen dabei, dass das Auto garantiert immer zur Verfügung steht. Aber auch ein Modell als Gemeindeinitiative können sich viele vorstellen.

Sehr groß ist zudem das Interesse am Ausbau der Radinfrastruktur.

Zur Wirtschaft

Binzen verfügt dank seines Gewerbegebiets über zahlreiche Arbeitsplätze. Die kleine Gemeinde hat dreimal mehr Einpendler als Auspendler, obwohl viele der Einwohner in der Schweiz arbeiten.

An Ideen, wie man das lokale Kleingewerbe unterstützen könnte, wurden häufig ein Einkaufsführer oder eine lokale Markthalle anstelle einzelner Hofläden genannt.

Sonstiges

Die lokale Politik wurde als eher vorausschauend bewertet. Zu diesem Themenkomplex gingen 313 Anregungen ein. Das hohe Sicherheitsgefühl der Binzener wird am ehesten noch durch Einbrüche erschüttert.

Hoch ist das Interesse der Befragten an Umweltthemen. So könnten sich zum Beispiel viele vorstellen, eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach zu installieren.

Dass man auch in Binzen einen Beitrag zur Bewältigung globaler Herausforderungen leisten kann, glauben 32 Prozent, weitere 51 Prozent antworten darauf mit „vielleicht“.

„Das ist eine Verpflichtung“, sagte Bürgermeister Andreas Schneucker mit Blick auf die vielen Bürger, die sich die Stunde Zeit genommen haben für die Umfrage. „Wir dürfen sie jetzt nicht enttäuschen.“ Wichtig sind ihm die häufig genannten Themen Photovoltaikausbau und Radverkehr.

Die Infoveranstaltung zur Online-Umfrage in der Gemeindehalle wurde zum Teil aufgezeichnet. Zusammen mit aussagekräftigen Grafiken soll diese Aufzeichnung jetzt auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden.

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